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Ritterhold von Blauen [i. e. Zesen, Philipp von]: Adriatische Rosemund. Amsterdam, 1645.

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Der Adriatischen Rosemund

Er wägerte sich dässen eine guhte zeit/ als er aber
so lange bei ihm anhihlt/ so rühf er ändlich dem Ei-
ferich zu (dan er hihlt eine guhte ekke von uns
gahr nahe bei der hehr-strahssen): nuhn wohlan!
weil mein Fräund fohr dich gebähten hat/ so wul
ich mich ändlich/ nicht nach deinem wüllen/ sondern
auf sein bitten/ dihr einen dägen-streit zu lufern/ be-
kwähmen: Solcher gestalt stihg er ab/ und nahch-
dähm er sein wammes abgeläget hatte/ so zohg er
von läder und ging mit entblöhßter klünge nahch
dem Eiferich zu.

So schauet dan nuhn al-hihr den aller-eifrich-
sten und aller-tapfersten zwe-streit/ dehn man ih-
mahls mit augen gesähen hat/ und dehn ein tapfe-
rer Deutscher und ein Libes-eifriger Wälscher ein-
ander lufern: jener aus billiger vertähdigung sei-
ner ehre/ und diser aus eingebildetem arg-wahn
und lauterer schähl-sichtigkeit.

Si hatten schohn zwe gänge mit einander ge-
tahn/ und nuhn beider-seits gleich einen zeit-blik
nahch-gelahssen/ dehr-gestalt/ daß si den dritten
auch begünnen solten: da kahmen zwe reiter von
färne kwähr feld über sporen-streichs auf si zu-
gehauen; dehr-gestalt/ daß si anfangs nicht wus-
sten/ was si gedänken solten.

Markh old befahrte sich/ es würde vihl-leicht ein
bestallter hinterhalt des Eiferichs sein: di an-
dern muht-mahsseten äben das-selbige/ und war-
den auch in ihrer muht-mahssung nicht allerdinge
betrogen. Dan es wahr kaum ein augen-blik ver-
gangen/ als sich dise beide schohn solcher mahssen
näherten/ daß man wohl erkännen konte/ daß si
des Härzwährts Tisch-fräunde wären/ welche sei-
nen Diner mit den dreien aus-gerüsteten pfärden
hätten relten sähen/ und dahähr gemuhtmahsset/
daß er händel würde bekommen haben.

Dise zwe Fräunde waren kaum angelanget/ als

sich
Der Adriatiſchen Roſemund

Er waͤgerte ſich daͤſſen eine guhte zeit/ als er aber
ſo lange bei ihm anhihlt/ ſo ruͤhf er aͤndlich dem Ei-
ferich zu (dan er hihlt eine guhte ekke von uns
gahr nahe bei der hehr-ſtrahſſen): nuhn wohlan!
weil mein Fraͤund fohr dich gebaͤhten hat/ ſo wůl
ich mich aͤndlich/ nicht nach deinem wuͤllen/ ſondern
auf ſein bitten/ dihr einen daͤgen-ſtreit zu lůfern/ be-
kwaͤhmen: Solcher geſtalt ſtihg er ab/ und nahch-
daͤhm er ſein wammes abgelaͤget hatte/ ſo zohg er
von laͤder und ging mit entbloͤhßter kluͤnge nahch
dem Eiferich zu.

So ſchauet dan nuhn al-hihr den aller-eifrich-
ſten und aller-tapferſten zwe-ſtreit/ dehn man ih-
mahls mit augen geſaͤhen hat/ und dehn ein tapfe-
rer Deutſcher und ein Libes-eifriger Waͤlſcher ein-
ander lůfern: jener aus billiger vertaͤhdigung ſei-
ner ehre/ und diſer aus eingebildetem arg-wahn
und lauterer ſchaͤhl-ſichtigkeit.

Si hatten ſchohn zwe gaͤnge mit einander ge-
tahn/ und nuhn beider-ſeits gleich einen zeit-blik
nahch-gelahſſen/ dehr-geſtalt/ daß ſi den dritten
auch beguͤnnen ſolten: da kahmen zwe reiter von
faͤrne kwaͤhr feld uͤber ſporen-ſtreichs auf ſi zu-
gehauen; dehr-geſtalt/ daß ſi anfangs nicht wus-
ſten/ was ſi gedaͤnken ſolten.

Markh old befahrte ſich/ es wuͤrde vihl-leicht ein
beſtallter hinterhalt des Eiferichs ſein: di an-
dern muht-mahſſeten aͤben das-ſelbige/ und war-
den auch in ihrer muht-mahſſung nicht allerdinge
betrogen. Dan es wahr kaum ein augen-blik ver-
gangen/ als ſich diſe beide ſchohn ſolcher mahſſen
naͤherten/ daß man wohl erkaͤnnen konte/ daß ſi
des Haͤrzwaͤhrts Tiſch-fraͤunde waͤren/ welche ſei-
nen Diner mit den dreien aus-gerüſteten pfaͤrden
haͤtten relten ſaͤhen/ und dahaͤhr gemuhtmahſſet/
daß er haͤndel wuͤrde bekommen haben.

Diſe zwe Fraͤunde waren kaum angelanget/ als

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[92/0108] Der Adriatiſchen Roſemund Er waͤgerte ſich daͤſſen eine guhte zeit/ als er aber ſo lange bei ihm anhihlt/ ſo ruͤhf er aͤndlich dem Ei- ferich zu (dan er hihlt eine guhte ekke von uns gahr nahe bei der hehr-ſtrahſſen): nuhn wohlan! weil mein Fraͤund fohr dich gebaͤhten hat/ ſo wůl ich mich aͤndlich/ nicht nach deinem wuͤllen/ ſondern auf ſein bitten/ dihr einen daͤgen-ſtreit zu lůfern/ be- kwaͤhmen: Solcher geſtalt ſtihg er ab/ und nahch- daͤhm er ſein wammes abgelaͤget hatte/ ſo zohg er von laͤder und ging mit entbloͤhßter kluͤnge nahch dem Eiferich zu. So ſchauet dan nuhn al-hihr den aller-eifrich- ſten und aller-tapferſten zwe-ſtreit/ dehn man ih- mahls mit augen geſaͤhen hat/ und dehn ein tapfe- rer Deutſcher und ein Libes-eifriger Waͤlſcher ein- ander lůfern: jener aus billiger vertaͤhdigung ſei- ner ehre/ und diſer aus eingebildetem arg-wahn und lauterer ſchaͤhl-ſichtigkeit. Si hatten ſchohn zwe gaͤnge mit einander ge- tahn/ und nuhn beider-ſeits gleich einen zeit-blik nahch-gelahſſen/ dehr-geſtalt/ daß ſi den dritten auch beguͤnnen ſolten: da kahmen zwe reiter von faͤrne kwaͤhr feld uͤber ſporen-ſtreichs auf ſi zu- gehauen; dehr-geſtalt/ daß ſi anfangs nicht wus- ſten/ was ſi gedaͤnken ſolten. Markh old befahrte ſich/ es wuͤrde vihl-leicht ein beſtallter hinterhalt des Eiferichs ſein: di an- dern muht-mahſſeten aͤben das-ſelbige/ und war- den auch in ihrer muht-mahſſung nicht allerdinge betrogen. Dan es wahr kaum ein augen-blik ver- gangen/ als ſich diſe beide ſchohn ſolcher mahſſen naͤherten/ daß man wohl erkaͤnnen konte/ daß ſi des Haͤrzwaͤhrts Tiſch-fraͤunde waͤren/ welche ſei- nen Diner mit den dreien aus-gerüſteten pfaͤrden haͤtten relten ſaͤhen/ und dahaͤhr gemuhtmahſſet/ daß er haͤndel wuͤrde bekommen haben. Diſe zwe Fraͤunde waren kaum angelanget/ als ſich

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Zitationshilfe: Ritterhold von Blauen [i. e. Zesen, Philipp von]: Adriatische Rosemund. Amsterdam, 1645, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_rosemund_1645/108>, abgerufen am 25.11.2024.