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Zesen, Philipp von: Deutscher Helicon. Bd. 2. Wittenberg, 1641.

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Die werden auch gesucht: dann ehrliche gemüther
Sehn auff das schmincken nicht/ viel minder auff die
güter
und auff der hoffart glantz; doch wird betrogen auch
Manch stiller Mensch/ und kriegt vor klahrheit
lauter rauch.
Jhr aber/ liebsten zwey/ dörst Euch nun nicht besorgen/
Stellt solche sachen ein/ und schlaftbis an den morgen/
Jn stiller/ sanfter Ruh/ Jhr seyd nun Junfer braut
Dem/ den Jhr oft begehrt von hertzen anvertraut:
und jhr Herr Breutigam/ habt jetzund eures gleichen/
Denn gleich und gleich pflege sich einander fein zu
weichen/
Sie schlägt euch gäntzlich nach an hertz und an
gemüth/
Sie ist nicht stoltz und frech/ ja nicht Jhr kleinstes
glied
Der Hoffart anverwandt: Sie hatt zwar schönheit-
gaben
Doch aber von Natur/ wer wolt es bässer haben?
Die andern schmincken sich und wollen schöner seyn/
Sie tadeln die Natur/ und gehn wie pfauen rein.
Sie aber bleibt wie sie Jhr Schöpfer hatt formieret/
Hat sich mit gummt nicht und silber-gläth beschmieret/
und ist doch Eure Schönst' und liebste für und für
Jn dem Sie unbertrifft die andern an der zier.
Ey nun gehabt Euch wohl: die Nacht will einher bre-
chen/
Heut spricht man Jungfer geht/ und morgen wird
mann sprechen/
Willkom-
Die werden auch geſucht: dann ehrliche gemuͤther
Sehn auff das ſchmincken nicht/ viel minder auff die
guͤter
und auff der hoffart glantz; doch wird betrogen auch
Manch ſtiller Menſch/ und kriegt vor klahrheit
lauter rauch.
Jhr aber/ liebſten zwey/ doͤrſt Euch nun nicht beſorgen/
Stellt ſolche ſachen ein/ uñ ſchlaftbis an den morgen/
Jn ſtiller/ ſanfter Ruh/ Jhr ſeyd nun Junfer braut
Dem/ den Jhr oft begehrt von hertzen anvertraut:
und jhr Herr Breutigam/ habt jetzund eures gleichen/
Denn gleich und gleich pflege ſich einander fein zu
weichen/
Sie ſchlaͤgt euch gaͤntzlich nach an hertz und an
gemuͤth/
Sie iſt nicht ſtoltz und frech/ ja nicht Jhr kleinſtes
glied
Der Hoffart anverwandt: Sie hatt zwar ſchoͤnheit-
gaben
Doch aber von Natur/ wer wolt es baͤſſer haben?
Die andern ſchmincken ſich uñ wollen ſchoͤner ſeyn/
Sie tadeln die Natur/ und gehn wie pfauen rein.
Sie aber bleibt wie ſie Jhr Schoͤpfer hatt formieret/
Hat ſich mit gummt nicht uñ ſilber-glaͤth beſchmieret/
und iſt doch Eure Schoͤnſt’ und liebſte fuͤr und fuͤr
Jn dem Sie ũbertrifft die andern an der zier.
Ey nun gehabt Euch wohl: die Nacht will einher bre-
chen/
Heut ſpricht man Jungfer geht/ und morgen wird
mann ſprechen/
Willkom-
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[0237] Die werden auch geſucht: dann ehrliche gemuͤther Sehn auff das ſchmincken nicht/ viel minder auff die guͤter und auff der hoffart glantz; doch wird betrogen auch Manch ſtiller Menſch/ und kriegt vor klahrheit lauter rauch. Jhr aber/ liebſten zwey/ doͤrſt Euch nun nicht beſorgen/ Stellt ſolche ſachen ein/ uñ ſchlaftbis an den morgen/ Jn ſtiller/ ſanfter Ruh/ Jhr ſeyd nun Junfer braut Dem/ den Jhr oft begehrt von hertzen anvertraut: und jhr Herr Breutigam/ habt jetzund eures gleichen/ Denn gleich und gleich pflege ſich einander fein zu weichen/ Sie ſchlaͤgt euch gaͤntzlich nach an hertz und an gemuͤth/ Sie iſt nicht ſtoltz und frech/ ja nicht Jhr kleinſtes glied Der Hoffart anverwandt: Sie hatt zwar ſchoͤnheit- gaben Doch aber von Natur/ wer wolt es baͤſſer haben? Die andern ſchmincken ſich uñ wollen ſchoͤner ſeyn/ Sie tadeln die Natur/ und gehn wie pfauen rein. Sie aber bleibt wie ſie Jhr Schoͤpfer hatt formieret/ Hat ſich mit gummt nicht uñ ſilber-glaͤth beſchmieret/ und iſt doch Eure Schoͤnſt’ und liebſte fuͤr und fuͤr Jn dem Sie ũbertrifft die andern an der zier. Ey nun gehabt Euch wohl: die Nacht will einher bre- chen/ Heut ſpricht man Jungfer geht/ und morgen wird mann ſprechen/ Willkom-

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Zitationshilfe: Zesen, Philipp von: Deutscher Helicon. Bd. 2. Wittenberg, 1641, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_helikon02_1641/237>, abgerufen am 25.11.2024.