Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zesen, Philipp von: Deutscher Helicon. Bd. 2. Wittenberg, 1641.

Bild:
<< vorherige Seite

Vor andern mein Freund;
Mein Liebster mich letzet/
Sein schatten ergötzet/
Der/ welchen mein Hertze so treulich gemeint.

2.
Er führet mich sanffte zum Keller hinnunter/
Mit Liebes-Panieren und schencket mier ein/
Er führet mich freundlich und machet mich munter/
Er giebet mier Blumen-safft/ äpfel und Wein;
Er stärcket die kräffte
Durch mancherley säffte;
Mich labet der tranck;
Dieweil ich im Hertzen
Von Liebe mit schmertzen
Beladen und gleichsam vor Liebe gar kranck.
3.
Es liebet mich hertzlich und treulich mein Leben/
Mein Liebster mich liebet/ das weiß ich gewiß/
Die Lincke/ so unter dem Häupte ligt eben/
Zeiget die Liebe/ der Falschheit gebiß/
Befestigt die Treue
Nun wider aufs neue/
Das herrliche pfand:
Die Rechte mich hertzet/
Die Lincke die schertzet/
Nun hab' ich das hertze des Freundes erkant.
Er.
Euch Töchter Jerusalem/ will ich beschwören/
Bey allen den Hindin und Rehen jtzund/
Jhr

Vor andern mein Freund;
Mein Liebſter mich letzet/
Sein ſchatten ergoͤtzet/
Der/ welchen mein Hertze ſo treulich gemeint.

2.
Er fuͤhret mich ſanffte zum Keller hinnunter/
Mit Liebes-Panieren und ſchencket mier ein/
Er fuͤhret mich freundlich und machet mich munter/
Er giebet mier Blumen-ſafft/ aͤpfel und Wein;
Er ſtaͤrcket die kraͤffte
Durch mancherley ſaͤffte;
Mich labet der tranck;
Dieweil ich im Hertzen
Von Liebe mit ſchmertzen
Beladen und gleichſam vor Liebe gar kranck.
3.
Es liebet mich hertzlich und treulich mein Leben/
Mein Liebſter mich liebet/ das weiß ich gewiß/
Die Lincke/ ſo unter dem Haͤupte ligt eben/
Zeiget die Liebe/ der Falſchheit gebiß/
Befeſtigt die Treue
Nun wider aufs neue/
Das herrliche pfand:
Die Rechte mich hertzet/
Die Lincke die ſchertzet/
Nun hab’ ich das hertze des Freundes erkant.
Er.
Euch Toͤchter Jeruſalem/ will ich beſchwoͤren/
Bey allen den Hindin und Rehen jtzund/
Jhr
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <sp>
              <lg type="poem">
                <lg n="1">
                  <pb facs="#f0132" n="116."/>
                  <l>Vor andern mein Freund;</l><lb/>
                  <l>Mein Lieb&#x017F;ter mich letzet/</l><lb/>
                  <l>Sein &#x017F;chatten ergo&#x0364;tzet/</l><lb/>
                  <l>Der/ welchen mein Hertze &#x017F;o treulich gemeint.</l>
                </lg><lb/>
                <lg n="2">
                  <head>2.</head><lb/>
                  <l>Er fu&#x0364;hret mich &#x017F;anffte zum Keller hinnunter/</l><lb/>
                  <l>Mit Liebes-Panieren und &#x017F;chencket mier ein/</l><lb/>
                  <l>Er fu&#x0364;hret mich freundlich und machet mich munter/</l><lb/>
                  <l>Er giebet mier Blumen-&#x017F;afft/ a&#x0364;pfel und Wein;</l><lb/>
                  <l>Er &#x017F;ta&#x0364;rcket die kra&#x0364;ffte</l><lb/>
                  <l>Durch mancherley &#x017F;a&#x0364;ffte;</l><lb/>
                  <l>Mich labet der tranck;</l><lb/>
                  <l>Dieweil ich im Hertzen</l><lb/>
                  <l>Von Liebe mit &#x017F;chmertzen</l><lb/>
                  <l>Beladen und gleich&#x017F;am vor Liebe gar kranck.</l>
                </lg><lb/>
                <lg n="3">
                  <head>3.</head><lb/>
                  <l>Es liebet mich hertzlich und treulich mein Leben/</l><lb/>
                  <l>Mein Lieb&#x017F;ter mich liebet/ das weiß ich gewiß/</l><lb/>
                  <l>Die Lincke/ &#x017F;o unter dem Ha&#x0364;upte ligt eben/</l><lb/>
                  <l>Zeiget die Liebe/ der Fal&#x017F;chheit gebiß/</l><lb/>
                  <l>Befe&#x017F;tigt die Treue</l><lb/>
                  <l>Nun wider aufs neue/</l><lb/>
                  <l>Das herrliche pfand:</l><lb/>
                  <l>Die Rechte mich hertzet/</l><lb/>
                  <l>Die Lincke die &#x017F;chertzet/</l><lb/>
                  <l>Nun hab&#x2019; ich das hertze des Freundes erkant.</l>
                </lg>
              </lg>
            </sp><lb/>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#fr">Er.</hi> </speaker><lb/>
              <lg type="poem">
                <l>Euch To&#x0364;chter Jeru&#x017F;alem/ will ich be&#x017F;chwo&#x0364;ren/</l><lb/>
                <l>Bey allen den Hindin und Rehen jtzund/</l><lb/>
                <fw place="bottom" type="catch">Jhr</fw><lb/>
              </lg>
            </sp>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[116./0132] Vor andern mein Freund; Mein Liebſter mich letzet/ Sein ſchatten ergoͤtzet/ Der/ welchen mein Hertze ſo treulich gemeint. 2. Er fuͤhret mich ſanffte zum Keller hinnunter/ Mit Liebes-Panieren und ſchencket mier ein/ Er fuͤhret mich freundlich und machet mich munter/ Er giebet mier Blumen-ſafft/ aͤpfel und Wein; Er ſtaͤrcket die kraͤffte Durch mancherley ſaͤffte; Mich labet der tranck; Dieweil ich im Hertzen Von Liebe mit ſchmertzen Beladen und gleichſam vor Liebe gar kranck. 3. Es liebet mich hertzlich und treulich mein Leben/ Mein Liebſter mich liebet/ das weiß ich gewiß/ Die Lincke/ ſo unter dem Haͤupte ligt eben/ Zeiget die Liebe/ der Falſchheit gebiß/ Befeſtigt die Treue Nun wider aufs neue/ Das herrliche pfand: Die Rechte mich hertzet/ Die Lincke die ſchertzet/ Nun hab’ ich das hertze des Freundes erkant. Er. Euch Toͤchter Jeruſalem/ will ich beſchwoͤren/ Bey allen den Hindin und Rehen jtzund/ Jhr

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_helikon02_1641
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_helikon02_1641/132
Zitationshilfe: Zesen, Philipp von: Deutscher Helicon. Bd. 2. Wittenberg, 1641, S. 116.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_helikon02_1641/132>, abgerufen am 18.12.2024.