Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zesen, Philip von: Neues Buß- und Gebätt-buch. Schaffhausen, 1660.

Bild:
<< vorherige Seite

zur zeit deß Krieges.
unser mut ist hin: wir essen unser brot
mit forcht und zittern: wir mischen
unser trank mit weinen. Wir hatten
zwar mit unsern sünden vilmehr ver-
dienet/ als dise ruten der züchtigung/
damit du uns/ als ein Vater seine kin-
der/ zum gehorsam antreiben wollen:
aber dein Vatter-herz ist noch so hart
nicht erzörnet gewesen/ daß es uns
gar zu grunde vertilget. Auch leben
wir noch der guten zuversicht/ es wer-
de deine hand sich endlich lassen ablen-
ken/ die Zorn-rute über unserm lande
weg zuziehen. Hastu gesehen unsere
verbrechen und unsere sünde/ und uns
deßwegen geplaget: Ej/ so sihe doch
nun auch an unsere reue/ unsere busse/
die dir besserung unsers lebens ver-
heisset/ ja/ wo dise bej dir zu wenig/ so
sihe doch an das verdienst deines lie-
ben Sohns/ und vergib uns/ umm sei-
nes bittern leidens und sterbens willen
alle unsere sünde: ja gib uns die krafft

dein-
Q iiij

zur zeit deß Krieges.
unſer můt iſt hin: wir eſſen unſer brot
mit forcht und zittern: wir miſchen
unſer trank mit weinen. Wir hatten
zwar mit unſern ſünden vilmehr ver-
dienet/ als diſe růten der züchtigung/
damit du uns/ als ein Vater ſeine kin-
der/ zum gehorſam antreiben wollen:
aber dein Vatter-herz iſt noch ſo hart
nicht erzoͤrnet geweſen/ daß es uns
gar zu grunde vertilget. Auch leben
wir noch der guten zuverſicht/ es wer-
de deine hand ſich endlich laſſen ablen-
ken/ die Zorn-růte über unſerm lande
weg zuziehen. Haſtu geſehen unſere
verbrechen und unſere ſünde/ und uns
deßwegen geplaget: Ej/ ſo ſihe doch
nun auch an unſere reue/ unſere buſſe/
die dir beſſerung unſers lebens ver-
heiſſet/ ja/ wo diſe bej dir zu wenig/ ſo
ſihe doch an das verdienſt deines lie-
ben Sohns/ und vergib uns/ um̃ ſei-
nes bittern leidens und ſterbens willẽ
alle unſere ſünde: ja gib uns die krafft

dein-
Q iiij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0260" n="247"/><fw place="top" type="header">zur zeit deß Krieges.</fw><lb/>
un&#x017F;er m&#x016F;t i&#x017F;t hin: wir e&#x017F;&#x017F;en un&#x017F;er brot<lb/>
mit forcht und zittern: wir mi&#x017F;chen<lb/>
un&#x017F;er trank mit weinen. Wir hatten<lb/>
zwar mit un&#x017F;ern &#x017F;ünden vilmehr ver-<lb/>
dienet/ als di&#x017F;e r&#x016F;ten der züchtigung/<lb/>
damit du uns/ als ein Vater &#x017F;eine kin-<lb/>
der/ zum gehor&#x017F;am antreiben wollen:<lb/>
aber dein Vatter-herz i&#x017F;t noch &#x017F;o hart<lb/>
nicht erzo&#x0364;rnet gewe&#x017F;en/ daß es uns<lb/>
gar zu grunde vertilget. Auch leben<lb/>
wir noch der guten zuver&#x017F;icht/ es wer-<lb/>
de deine hand &#x017F;ich endlich la&#x017F;&#x017F;en ablen-<lb/>
ken/ die Zorn-r&#x016F;te über un&#x017F;erm lande<lb/>
weg zuziehen. Ha&#x017F;tu ge&#x017F;ehen un&#x017F;ere<lb/>
verbrechen und un&#x017F;ere &#x017F;ünde/ und uns<lb/>
deßwegen geplaget: Ej/ &#x017F;o &#x017F;ihe doch<lb/>
nun auch an un&#x017F;ere reue/ un&#x017F;ere bu&#x017F;&#x017F;e/<lb/>
die dir be&#x017F;&#x017F;erung un&#x017F;ers lebens ver-<lb/>
hei&#x017F;&#x017F;et/ ja/ wo di&#x017F;e bej dir zu wenig/ &#x017F;o<lb/>
&#x017F;ihe doch an das verdien&#x017F;t deines lie-<lb/>
ben Sohns/ und vergib uns/ um&#x0303; &#x017F;ei-<lb/>
nes bittern leidens und &#x017F;terbens will&#x1EBD;<lb/>
alle un&#x017F;ere &#x017F;ünde: ja gib uns die krafft<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Q iiij</fw><fw place="bottom" type="catch">dein-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[247/0260] zur zeit deß Krieges. unſer můt iſt hin: wir eſſen unſer brot mit forcht und zittern: wir miſchen unſer trank mit weinen. Wir hatten zwar mit unſern ſünden vilmehr ver- dienet/ als diſe růten der züchtigung/ damit du uns/ als ein Vater ſeine kin- der/ zum gehorſam antreiben wollen: aber dein Vatter-herz iſt noch ſo hart nicht erzoͤrnet geweſen/ daß es uns gar zu grunde vertilget. Auch leben wir noch der guten zuverſicht/ es wer- de deine hand ſich endlich laſſen ablen- ken/ die Zorn-růte über unſerm lande weg zuziehen. Haſtu geſehen unſere verbrechen und unſere ſünde/ und uns deßwegen geplaget: Ej/ ſo ſihe doch nun auch an unſere reue/ unſere buſſe/ die dir beſſerung unſers lebens ver- heiſſet/ ja/ wo diſe bej dir zu wenig/ ſo ſihe doch an das verdienſt deines lie- ben Sohns/ und vergib uns/ um̃ ſei- nes bittern leidens und ſterbens willẽ alle unſere ſünde: ja gib uns die krafft dein- Q iiij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Li Xang: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2023-05-24T12:24:22Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

Weitere Informationen:

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_gebetbuch_1660
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_gebetbuch_1660/260
Zitationshilfe: Zesen, Philip von: Neues Buß- und Gebätt-buch. Schaffhausen, 1660, S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_gebetbuch_1660/260>, abgerufen am 22.07.2024.