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Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670.

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Der Assenat
Fürstin an der linken hand. Also nahete er der Som-
merlaube/ darunter alle diese Breute saßen. Eben wa-
ren sie in ihrer besten lust/ als er sie überraschete. Zur
stunde bewegte sich alles. Allesamt stunden sie auf/ des
Königes gegenwart zu ehren. Der Schaltkönig Jo-
sef
und die Fürstin Assenat trahten von ihrer stelle/
dem Könige sie zu übergeben. Aber er winkte ihnen/ daß
sie bleiben solten. Wir kommen nicht/ sagte er/ sie in
ihrer lust zu stöhren; sondern den neuen Breuten glük
zu wündschen. Auf diese worte neugten sie sich alle mit
tiefster ehrerbietigkeit. Mein Hof/ fuhr der König fort/
hat heute von großem glükke zu sagen; weil er sechzehen
Breute beieinander schauet. Das ist nie erhöhret/ so
lange diese Burg gestanden. Aber woher komt uns ein
so plötzliches und so seltenes glük? Ohne zweifel haben
wir es der Fürstin Assenat zu danken. Hiermit ging
er von ihnen/ nach dem hintersten ende des gartens zu;
damit er sie in ihrer freude nicht stöhrete.

Unterdessen setzten sich alle diese Verlobten noch ei-
nen augenblik nieder. Nicht mehr als einmahl ward
herüm getrunken/ und dem Frauenzimmer noch etwas
vom nachtische vorgedienet. Darnach erhub sich der
Schaltkönig/ mit der Fürstin/ als auch alle seine gäste.
Er nahm seine Liebste bei der hand/ sich zum Könige
zu begeben: und die neuen Oberaufseher/ samt ihren
Breuten/ folgeten ihm nach. Also gingen sie gepaaret
nach hinten zu; da der könig/ samt seiner Gemahlin
und Freulein Tochter/ unter einem laubergange saß.
Alda ergetzten sie sich mit allerhand kurtzweiligen ge-
sprächen. Allerhand schertzreden fielen vor. Allerhand
lustspiele warden begonnen. Aber Niemand schien lu-
stiger zu sein/ als der König. Er schertzte fort und fort.
Fort und fort erwähnte er des unvermuhteten glükkes/
das heute seinem Hofe zugestoßen. Dieser abend/ sagte
er/ sei würdig/ daß ihn der höchste der Götter auf sei-

ner

Der Aſſenat
Fuͤrſtin an der linken hand. Alſo nahete er der Som-
merlaube/ darunter alle dieſe Breute ſaßen. Eben wa-
ren ſie in ihrer beſten luſt/ als er ſie uͤberraſchete. Zur
ſtunde bewegte ſich alles. Alleſamt ſtunden ſie auf/ des
Koͤniges gegenwart zu ehren. Der Schaltkoͤnig Jo-
ſef
und die Fuͤrſtin Aſſenat trahten von ihrer ſtelle/
dem Koͤnige ſie zu uͤbergeben. Aber er winkte ihnen/ daß
ſie bleiben ſolten. Wir kommen nicht/ ſagte er/ ſie in
ihrer luſt zu ſtoͤhren; ſondern den neuen Breuten gluͤk
zu wuͤndſchen. Auf dieſe worte neugten ſie ſich alle mit
tiefſter ehrerbietigkeit. Mein Hof/ fuhr der Koͤnig fort/
hat heute von großem gluͤkke zu ſagen; weil er ſechzehen
Breute beieinander ſchauet. Das iſt nie erhoͤhret/ ſo
lange dieſe Burg geſtanden. Aber woher komt uns ein
ſo ploͤtzliches und ſo ſeltenes gluͤk? Ohne zweifel haben
wir es der Fuͤrſtin Aſſenat zu danken. Hiermit ging
er von ihnen/ nach dem hinterſten ende des gartens zu;
damit er ſie in ihrer freude nicht ſtoͤhrete.

Unterdeſſen ſetzten ſich alle dieſe Verlobten noch ei-
nen augenblik nieder. Nicht mehr als einmahl ward
heruͤm getrunken/ und dem Frauenzimmer noch etwas
vom nachtiſche vorgedienet. Darnach erhub ſich der
Schaltkoͤnig/ mit der Fuͤrſtin/ als auch alle ſeine gaͤſte.
Er nahm ſeine Liebſte bei der hand/ ſich zum Koͤnige
zu begeben: und die neuen Oberaufſeher/ ſamt ihren
Breuten/ folgeten ihm nach. Alſo gingen ſie gepaaret
nach hinten zu; da der koͤnig/ ſamt ſeiner Gemahlin
und Freulein Tochter/ unter einem laubergange ſaß.
Alda ergetzten ſie ſich mit allerhand kurtzweiligen ge-
ſpraͤchen. Allerhand ſchertzreden fielen vor. Allerhand
luſtſpiele warden begonnen. Aber Niemand ſchien lu-
ſtiger zu ſein/ als der Koͤnig. Er ſchertzte fort und fort.
Fort und fort erwaͤhnte er des unvermuhteten gluͤkkes/
das heute ſeinem Hofe zugeſtoßen. Dieſer abend/ ſagte
er/ ſei wuͤrdig/ daß ihn der hoͤchſte der Goͤtter auf ſei-

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[232/0256] Der Aſſenat Fuͤrſtin an der linken hand. Alſo nahete er der Som- merlaube/ darunter alle dieſe Breute ſaßen. Eben wa- ren ſie in ihrer beſten luſt/ als er ſie uͤberraſchete. Zur ſtunde bewegte ſich alles. Alleſamt ſtunden ſie auf/ des Koͤniges gegenwart zu ehren. Der Schaltkoͤnig Jo- ſef und die Fuͤrſtin Aſſenat trahten von ihrer ſtelle/ dem Koͤnige ſie zu uͤbergeben. Aber er winkte ihnen/ daß ſie bleiben ſolten. Wir kommen nicht/ ſagte er/ ſie in ihrer luſt zu ſtoͤhren; ſondern den neuen Breuten gluͤk zu wuͤndſchen. Auf dieſe worte neugten ſie ſich alle mit tiefſter ehrerbietigkeit. Mein Hof/ fuhr der Koͤnig fort/ hat heute von großem gluͤkke zu ſagen; weil er ſechzehen Breute beieinander ſchauet. Das iſt nie erhoͤhret/ ſo lange dieſe Burg geſtanden. Aber woher komt uns ein ſo ploͤtzliches und ſo ſeltenes gluͤk? Ohne zweifel haben wir es der Fuͤrſtin Aſſenat zu danken. Hiermit ging er von ihnen/ nach dem hinterſten ende des gartens zu; damit er ſie in ihrer freude nicht ſtoͤhrete. Unterdeſſen ſetzten ſich alle dieſe Verlobten noch ei- nen augenblik nieder. Nicht mehr als einmahl ward heruͤm getrunken/ und dem Frauenzimmer noch etwas vom nachtiſche vorgedienet. Darnach erhub ſich der Schaltkoͤnig/ mit der Fuͤrſtin/ als auch alle ſeine gaͤſte. Er nahm ſeine Liebſte bei der hand/ ſich zum Koͤnige zu begeben: und die neuen Oberaufſeher/ ſamt ihren Breuten/ folgeten ihm nach. Alſo gingen ſie gepaaret nach hinten zu; da der koͤnig/ ſamt ſeiner Gemahlin und Freulein Tochter/ unter einem laubergange ſaß. Alda ergetzten ſie ſich mit allerhand kurtzweiligen ge- ſpraͤchen. Allerhand ſchertzreden fielen vor. Allerhand luſtſpiele warden begonnen. Aber Niemand ſchien lu- ſtiger zu ſein/ als der Koͤnig. Er ſchertzte fort und fort. Fort und fort erwaͤhnte er des unvermuhteten gluͤkkes/ das heute ſeinem Hofe zugeſtoßen. Dieſer abend/ ſagte er/ ſei wuͤrdig/ daß ihn der hoͤchſte der Goͤtter auf ſei- ner

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Zitationshilfe: Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670/256>, abgerufen am 28.11.2024.