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Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670.

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drittes Buch.
Nur hatte sie eine rosenrohte seidene dekke bis an die
brust darüber gedekt. Und diese war so zahrt und so
dünne/ daß ihre schneeweisse liljenhaut gantz eigendlich
durchhin blinkte. Um die ärme trug sie nach oben zu
zwo köstliche mit demanten versetzte güldene spangen:
aber unten nach den händen zu sehr kostbare Perlen-
schnüre. Dergleichen Perlenschnuhr hing auch üm den
hals/ bis auf das milchmeer der schloßweissen brüste:
welche sich im ahtemhohlen/ wällenweise erhuben/ und
mit diesen seemuscheltöchtern gleichsam spieleten.
Mitten über das heupt war auch eine solche Perlen-
schnur geschlagen: und vor derselben nach der stirne zu
ein köstliches prunkstükke von demanten/ in gold einge-
fasset/ zu sehen. An beiden ohren hingen zwo sehr
große Perlen.

Als nun alles solcher gestalt auf das herlichste und
wohllüstigste ausgeschmükket war/ und diese wohllüsti-
ge Fürstin in solchem lieblichen schmukke zu bette lag;
dadurch sie auch ein stählernes hertz zur liebe bewegen
können: da lies sie den Josef zu sich rufen: da vermei-
nete sie ihn/ durch alle diese wohllüstige augenweide/ in
ihr liebesgarn/ oder auf ihren liebeskloben zu lokken: da
gedachte sie das beste lok-aß/ und die rechte beitze gefun-
den zu haben/ ihn endlich einmahl zu berükken. Josef
gehorchte zwar ihrem befehle: aber mit großem unwil-
len. Dan er wuste wohl/ was er vor einen tantz wür-
de tantzen müssen. Er wuste wohl/ was er für einen
harten streit würde angehen müssen: davor ihm albe-
reit grausete/ ja der angstschweis fast ausbrach. Dar.
üm/ eh er hinein traht/ rief er zuvor seinen Gott hertz-
inbrünstig an/ ihn dermaßen zu stärken/ daß er seinen
feind tapfer bekämpfen/ und heldenmühtig überwinden
möchte. Und hierauf begab er sich in das Fürstliche
zimmer. Er näherte sich/ wiewohl mit niedergeschlage-
nen schaamhaftigen blikken/ dem Fürstlichen bette. Er

neugte
J iij

drittes Buch.
Nur hatte ſie eine roſenrohte ſeidene dekke bis an die
bruſt daruͤber gedekt. Und dieſe war ſo zahrt und ſo
duͤnne/ daß ihre ſchneeweiſſe liljenhaut gantz eigendlich
durchhin blinkte. Um die aͤrme trug ſie nach oben zu
zwo koͤſtliche mit demanten verſetzte guͤldene ſpangen:
aber unten nach den haͤnden zu ſehr koſtbare Perlen-
ſchnuͤre. Dergleichen Perlenſchnuhr hing auch uͤm den
hals/ bis auf das milchmeer der ſchloßweiſſen bruͤſte:
welche ſich im ahtemhohlen/ waͤllenweiſe erhuben/ und
mit dieſen ſeemuſcheltoͤchtern gleichſam ſpieleten.
Mitten uͤber das heupt war auch eine ſolche Perlen-
ſchnur geſchlagen: und vor derſelben nach der ſtirne zu
ein koͤſtliches prunkſtuͤkke von demanten/ in gold einge-
faſſet/ zu ſehen. An beiden ohren hingen zwo ſehr
große Perlen.

Als nun alles ſolcher geſtalt auf das herlichſte und
wohlluͤſtigſte ausgeſchmuͤkket war/ und dieſe wohlluͤſti-
ge Fuͤrſtin in ſolchem lieblichen ſchmukke zu bette lag;
dadurch ſie auch ein ſtaͤhlernes hertz zur liebe bewegen
koͤnnen: da lies ſie den Joſef zu ſich rufen: da vermei-
nete ſie ihn/ durch alle dieſe wohlluͤſtige augenweide/ in
ihr liebesgarn/ oder auf ihren liebeskloben zu lokken: da
gedachte ſie das beſte lok-aß/ und die rechte beitze gefun-
den zu haben/ ihn endlich einmahl zu beruͤkken. Joſef
gehorchte zwar ihrem befehle: aber mit großem unwil-
len. Dan er wuſte wohl/ was er vor einen tantz wuͤr-
de tantzen muͤſſen. Er wuſte wohl/ was er fuͤr einen
harten ſtreit wuͤrde angehen muͤſſen: davor ihm albe-
reit grauſete/ ja der angſtſchweis faſt ausbrach. Dar.
uͤm/ eh er hinein traht/ rief er zuvor ſeinen Gott hertz-
inbruͤnſtig an/ ihn dermaßen zu ſtaͤrken/ daß er ſeinen
feind tapfer bekaͤmpfen/ und heldenmuͤhtig uͤberwinden
moͤchte. Und hierauf begab er ſich in das Fuͤrſtliche
zimmer. Er naͤherte ſich/ wiewohl mit niedergeſchlage-
nen ſchaamhaftigen blikken/ dem Fuͤrſtlichen bette. Er

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J iij
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[133/0157] drittes Buch. Nur hatte ſie eine roſenrohte ſeidene dekke bis an die bruſt daruͤber gedekt. Und dieſe war ſo zahrt und ſo duͤnne/ daß ihre ſchneeweiſſe liljenhaut gantz eigendlich durchhin blinkte. Um die aͤrme trug ſie nach oben zu zwo koͤſtliche mit demanten verſetzte guͤldene ſpangen: aber unten nach den haͤnden zu ſehr koſtbare Perlen- ſchnuͤre. Dergleichen Perlenſchnuhr hing auch uͤm den hals/ bis auf das milchmeer der ſchloßweiſſen bruͤſte: welche ſich im ahtemhohlen/ waͤllenweiſe erhuben/ und mit dieſen ſeemuſcheltoͤchtern gleichſam ſpieleten. Mitten uͤber das heupt war auch eine ſolche Perlen- ſchnur geſchlagen: und vor derſelben nach der ſtirne zu ein koͤſtliches prunkſtuͤkke von demanten/ in gold einge- faſſet/ zu ſehen. An beiden ohren hingen zwo ſehr große Perlen. Als nun alles ſolcher geſtalt auf das herlichſte und wohlluͤſtigſte ausgeſchmuͤkket war/ und dieſe wohlluͤſti- ge Fuͤrſtin in ſolchem lieblichen ſchmukke zu bette lag; dadurch ſie auch ein ſtaͤhlernes hertz zur liebe bewegen koͤnnen: da lies ſie den Joſef zu ſich rufen: da vermei- nete ſie ihn/ durch alle dieſe wohlluͤſtige augenweide/ in ihr liebesgarn/ oder auf ihren liebeskloben zu lokken: da gedachte ſie das beſte lok-aß/ und die rechte beitze gefun- den zu haben/ ihn endlich einmahl zu beruͤkken. Joſef gehorchte zwar ihrem befehle: aber mit großem unwil- len. Dan er wuſte wohl/ was er vor einen tantz wuͤr- de tantzen muͤſſen. Er wuſte wohl/ was er fuͤr einen harten ſtreit wuͤrde angehen muͤſſen: davor ihm albe- reit grauſete/ ja der angſtſchweis faſt ausbrach. Dar. uͤm/ eh er hinein traht/ rief er zuvor ſeinen Gott hertz- inbruͤnſtig an/ ihn dermaßen zu ſtaͤrken/ daß er ſeinen feind tapfer bekaͤmpfen/ und heldenmuͤhtig uͤberwinden moͤchte. Und hierauf begab er ſich in das Fuͤrſtliche zimmer. Er naͤherte ſich/ wiewohl mit niedergeſchlage- nen ſchaamhaftigen blikken/ dem Fuͤrſtlichen bette. Er neugte J iij

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Zitationshilfe: Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670/157>, abgerufen am 30.12.2024.