Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670.zweites Buch. wis. Zur glüklichen stunde ist dieser Jüngling hier an-gelanget: der mir alle begäbnüsse des Josefs erzehlet. Ja zur glüklichen stunde habt ihr den Josef selbsten gesprochen: der euch den Ausspruch der Götter so deut- lich erklähret. Dieser tag ist mir ein glüklicher tag. Die- ser abend ist mir ein glüklicher abend: da mir die Göt- ter beides so wunderbahrer weise geoffenbahret: da ich so viel wunders erfahren/ so viel seltzames gehöret. An diesen abend wil ich gedenken/ so lange ich lebe. Und wolten die Götter/ daß ich den abend auch so glüklich erleben möchte/ da Assenat in Josefs armen sol ru- hen. Was vor freude würde wohl ich empfinden/ ein so schönes/ ein so edeles/ ein so liebes Paar gepaaret zu se- hen. Anders ist es nicht: es mus geschehen. Der him- mel hat es also verhänget. Die Götter haben es also beschlossen. Und darüm wollen wir dem verhängnüsse/ mit stilschweigen/ zu sehen. Mit stilschweigen laßet uns die erfüllung dieses Göttlichen rahtschlusses erwarten. Wir können nichts tuhn/ als schweigen/ und der zeit er- warten. Darüm/ wan ihr gefraget werdet/ was ich mit diesem Ebreischen Jünglinge geredet; so gebet kurtzen bescheid: daß ihr nichts darüm wüstet; daß ich in mei- nem geheimen beizimmer allein mit ihm gesprochen; daß ihr es nicht anhöret. Ich wil wohl wissen/ was ich tuhn sol. Niemand wird etwas aus meinem munde erfahren: auch Assenat selbst nicht; wiewohl ich sie liebe/ als meine seele. Und eben üm dieser liebe willen/ wil ichs vor ihr verschweigen: doch gleichwohl auch die erste sein/ die ihr alles erzehlen wird. Aber ich mus zu- vor die zeit ersehen/ da es ihr zu wissen dienet. Hiermit stund die Königliche Fürstin auf/ sich ent- ver- F
zweites Buch. wis. Zur gluͤklichen ſtunde iſt dieſer Juͤngling hier an-gelanget: der mir alle begaͤbnuͤſſe des Joſefs erzehlet. Ja zur gluͤklichen ſtunde habt ihr den Joſef ſelbſten geſprochen: der euch den Ausſpruch der Goͤtter ſo deut- lich erklaͤhret. Dieſer tag iſt mir ein gluͤklicher tag. Die- ſer abend iſt mir ein gluͤklicher abend: da mir die Goͤt- ter beides ſo wunderbahrer weiſe geoffenbahret: da ich ſo viel wunders erfahren/ ſo viel ſeltzames gehoͤret. An dieſen abend wil ich gedenken/ ſo lange ich lebe. Und wolten die Goͤtter/ daß ich den abend auch ſo gluͤklich erleben moͤchte/ da Aſſenat in Joſefs armen ſol ru- hen. Was vor freude wuͤrde wohl ich empfinden/ ein ſo ſchoͤnes/ ein ſo edeles/ ein ſo liebes Paar gepaaret zu ſe- hen. Anders iſt es nicht: es mus geſchehen. Der him- mel hat es alſo verhaͤnget. Die Goͤtter haben es alſo beſchloſſen. Und daruͤm wollen wir dem verhaͤngnuͤſſe/ mit ſtilſchweigen/ zu ſehen. Mit ſtilſchweigen laßet uns die erfuͤllung dieſes Goͤttlichen rahtſchluſſes erwarten. Wir koͤnnen nichts tuhn/ als ſchweigen/ und der zeit er- warten. Daruͤm/ wan ihr gefraget werdet/ was ich mit dieſem Ebreiſchen Juͤnglinge geredet; ſo gebet kurtzen beſcheid: daß ihr nichts daruͤm wuͤſtet; daß ich in mei- nem geheimen beizimmer allein mit ihm geſprochen; daß ihr es nicht anhoͤret. Ich wil wohl wiſſen/ was ich tuhn ſol. Niemand wird etwas aus meinem munde erfahren: auch Aſſenat ſelbſt nicht; wiewohl ich ſie liebe/ als meine ſeele. Und eben uͤm dieſer liebe willen/ wil ichs vor ihr verſchweigen: doch gleichwohl auch die erſte ſein/ die ihr alles erzehlen wird. Aber ich mus zu- vor die zeit erſehen/ da es ihr zu wiſſen dienet. Hiermit ſtund die Koͤnigliche Fuͤrſtin auf/ ſich ent- ver- F
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0105" n="81"/><fw place="top" type="header">zweites Buch.</fw><lb/> wis. Zur gluͤklichen ſtunde iſt dieſer Juͤngling hier an-<lb/> gelanget: der mir alle begaͤbnuͤſſe des <hi rendition="#fr">Joſefs</hi> erzehlet.<lb/> Ja zur gluͤklichen ſtunde habt ihr den <hi rendition="#fr">Joſef</hi> ſelbſten<lb/> geſprochen: der euch den Ausſpruch der Goͤtter ſo deut-<lb/> lich erklaͤhret. Dieſer tag iſt mir ein gluͤklicher tag. Die-<lb/> ſer abend iſt mir ein gluͤklicher abend: da mir die Goͤt-<lb/> ter beides ſo wunderbahrer weiſe geoffenbahret: da ich<lb/> ſo viel wunders erfahren/ ſo viel ſeltzames gehoͤret. An<lb/> dieſen abend wil ich gedenken/ ſo lange ich lebe. Und<lb/> wolten die Goͤtter/ daß ich den abend auch ſo gluͤklich<lb/> erleben moͤchte/ da <hi rendition="#fr">Aſſenat</hi> in <hi rendition="#fr">Joſefs</hi> armen ſol ru-<lb/> hen. Was vor freude wuͤrde wohl ich empfinden/ ein ſo<lb/> ſchoͤnes/ ein ſo edeles/ ein ſo liebes Paar gepaaret zu ſe-<lb/> hen. Anders iſt es nicht: es mus geſchehen. Der him-<lb/> mel hat es alſo verhaͤnget. Die Goͤtter haben es alſo<lb/> beſchloſſen. Und daruͤm wollen wir dem verhaͤngnuͤſſe/<lb/> mit ſtilſchweigen/ zu ſehen. Mit ſtilſchweigen laßet uns<lb/> die erfuͤllung dieſes Goͤttlichen rahtſchluſſes erwarten.<lb/> Wir koͤnnen nichts tuhn/ als ſchweigen/ und der zeit er-<lb/> warten. Daruͤm/ wan ihr gefraget werdet/ was ich mit<lb/> dieſem Ebreiſchen Juͤnglinge geredet; ſo gebet kurtzen<lb/> beſcheid: daß ihr nichts daruͤm wuͤſtet; daß ich in mei-<lb/> nem geheimen beizimmer allein mit ihm geſprochen;<lb/> daß ihr es nicht anhoͤret. Ich wil wohl wiſſen/ was ich<lb/> tuhn ſol. Niemand wird etwas aus meinem munde<lb/> erfahren: auch <hi rendition="#fr">Aſſenat</hi> ſelbſt nicht; wiewohl ich ſie<lb/> liebe/ als meine ſeele. Und eben uͤm dieſer liebe willen/<lb/> wil ichs vor ihr verſchweigen: doch gleichwohl auch die<lb/> erſte ſein/ die ihr alles erzehlen wird. Aber ich mus zu-<lb/> vor die zeit erſehen/ da es ihr zu wiſſen dienet.</p><lb/> <p>Hiermit ſtund die Koͤnigliche Fuͤrſtin auf/ ſich ent-<lb/> kleiden zu laßen. Die Kammerjungfrau verrichtete<lb/> dieſen dienſt: und ſchied endlich wohlvergnuͤget von ihr.<lb/> Wohlvergnuͤget ging ſie in ihre ſchlafkammer: da ſie/<lb/> eh ihr der ſchlaf die augen zuſchlos/ alles/ was ſie den<lb/> <fw place="bottom" type="sig">F</fw><fw place="bottom" type="catch">ver-</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [81/0105]
zweites Buch.
wis. Zur gluͤklichen ſtunde iſt dieſer Juͤngling hier an-
gelanget: der mir alle begaͤbnuͤſſe des Joſefs erzehlet.
Ja zur gluͤklichen ſtunde habt ihr den Joſef ſelbſten
geſprochen: der euch den Ausſpruch der Goͤtter ſo deut-
lich erklaͤhret. Dieſer tag iſt mir ein gluͤklicher tag. Die-
ſer abend iſt mir ein gluͤklicher abend: da mir die Goͤt-
ter beides ſo wunderbahrer weiſe geoffenbahret: da ich
ſo viel wunders erfahren/ ſo viel ſeltzames gehoͤret. An
dieſen abend wil ich gedenken/ ſo lange ich lebe. Und
wolten die Goͤtter/ daß ich den abend auch ſo gluͤklich
erleben moͤchte/ da Aſſenat in Joſefs armen ſol ru-
hen. Was vor freude wuͤrde wohl ich empfinden/ ein ſo
ſchoͤnes/ ein ſo edeles/ ein ſo liebes Paar gepaaret zu ſe-
hen. Anders iſt es nicht: es mus geſchehen. Der him-
mel hat es alſo verhaͤnget. Die Goͤtter haben es alſo
beſchloſſen. Und daruͤm wollen wir dem verhaͤngnuͤſſe/
mit ſtilſchweigen/ zu ſehen. Mit ſtilſchweigen laßet uns
die erfuͤllung dieſes Goͤttlichen rahtſchluſſes erwarten.
Wir koͤnnen nichts tuhn/ als ſchweigen/ und der zeit er-
warten. Daruͤm/ wan ihr gefraget werdet/ was ich mit
dieſem Ebreiſchen Juͤnglinge geredet; ſo gebet kurtzen
beſcheid: daß ihr nichts daruͤm wuͤſtet; daß ich in mei-
nem geheimen beizimmer allein mit ihm geſprochen;
daß ihr es nicht anhoͤret. Ich wil wohl wiſſen/ was ich
tuhn ſol. Niemand wird etwas aus meinem munde
erfahren: auch Aſſenat ſelbſt nicht; wiewohl ich ſie
liebe/ als meine ſeele. Und eben uͤm dieſer liebe willen/
wil ichs vor ihr verſchweigen: doch gleichwohl auch die
erſte ſein/ die ihr alles erzehlen wird. Aber ich mus zu-
vor die zeit erſehen/ da es ihr zu wiſſen dienet.
Hiermit ſtund die Koͤnigliche Fuͤrſtin auf/ ſich ent-
kleiden zu laßen. Die Kammerjungfrau verrichtete
dieſen dienſt: und ſchied endlich wohlvergnuͤget von ihr.
Wohlvergnuͤget ging ſie in ihre ſchlafkammer: da ſie/
eh ihr der ſchlaf die augen zuſchlos/ alles/ was ſie den
ver-
F
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |