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[N.N.]: Zeitzisches Hand- und Gebet-Buch. Leipzig, 1690.

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Von der Menschwerdung
vermaledeyt/ Seel und Geist bis in Tod verwundt/ Am
gantzen Menschen nichts gesund.

Uns hatt umfangen grosse Noth/ Uber uns herrsch-
te Sünd und Tod/ Wir suncken in der Höllen Grund/
Und war niemand der helffen kunt.

GOtt sah auff aller Menschen Stätt Nach einem/
der seinn Willen thät/ Er sucht einn Mann nach seinem
Muth/ Fand aber nichts denn Fleisch und Blut.

Denn die rechtschaffne Heiligkeit/ Würdigkeit und
Gerechtigkeit Hatten sie in Adam verlohrn/ Aus wel-
chem sie waren gebohrn.

Als er solch groß Siechthum erkannt/ Und keinen
Artzt noch Helffer fand/ Dacht er an seine grosse Lieb/
Und wie sein Wort warhafftig blieb.

Sprach: ich wil Barmhertzigkeit thun/ Für die
Welt geben meinen Sohn/ Daß er ihr Artzt und Hey-
land sey/ Sie gesund mach und benedey.

Er schwur einn Eyd dem Abraham/ Auch dem Da-
vid von seinem Stamm/ Verhieß ihm zu geben den
Sohn/ Und durch ihn der Welt Hülffe thun.

Er thäts auch den Propheten kund/ Und breitets aus
durch ihren Mund/ Darvon König und fromme Leut
Sein warteten vor langer Zeit.

Ob sie wol/ wie ihr Hertz begehrt/ Des leiblichen
nicht wurdn gewährt/ Doch hatten sie im Glauben
Trost/ Daß sie solten werden erlöst.

Da aber kam die rechte Zeit/ Von welcher Jacob
propheceyt/ Las er ihm eine Jungfrau aus/ Einm Mann
vertraut von Davids Haus.

In der wirckt er mit seiner Krafft/ Schuff vom Blut
ihrer Jungfrauschafft/ Das rein und benedeyte Kind/
Bey dem man Gnad und Warheit findt.

O Christe/ benedeyte Frucht/ Empfangen rein in al-

ler

Von der Menſchwerdung
vermaledeyt/ Seel und Geiſt bis in Tod verwundt/ Am
gantzen Menſchen nichts geſund.

Uns hatt umfangen groſſe Noth/ Uber uns herꝛſch-
te Suͤnd und Tod/ Wir ſuncken in der Hoͤllen Grund/
Und war niemand der helffen kunt.

GOtt ſah auff aller Menſchen Staͤtt Nach einem/
der ſeinn Willen thaͤt/ Er ſucht einn Mann nach ſeinem
Muth/ Fand aber nichts denn Fleiſch und Blut.

Denn die rechtſchaffne Heiligkeit/ Wuͤrdigkeit und
Gerechtigkeit Hatten ſie in Adam verlohrn/ Aus wel-
chem ſie waren gebohrn.

Als er ſolch groß Siechthum erkannt/ Und keinen
Artzt noch Helffer fand/ Dacht er an ſeine groſſe Lieb/
Und wie ſein Wort warhafftig blieb.

Sprach: ich wil Barmhertzigkeit thun/ Fuͤr die
Welt geben meinen Sohn/ Daß er ihr Artzt und Hey-
land ſey/ Sie geſund mach und benedey.

Er ſchwur einn Eyd dem Abraham/ Auch dem Da-
vid von ſeinem Stamm/ Verhieß ihm zu geben den
Sohn/ Und durch ihn der Welt Huͤlffe thun.

Er thaͤts auch den Propheten kund/ Und breitets aus
durch ihren Mund/ Darvon Koͤnig und fromme Leut
Sein warteten vor langer Zeit.

Ob ſie wol/ wie ihr Hertz begehrt/ Des leiblichen
nicht wurdn gewaͤhrt/ Doch hatten ſie im Glauben
Troſt/ Daß ſie ſolten werden erloͤſt.

Da aber kam die rechte Zeit/ Von welcher Jacob
propheceyt/ Las er ihm eine Jungfrau aus/ Einm Mañ
vertraut von Davids Haus.

In der wirckt er mit ſeiner Krafft/ Schuff vom Blut
ihrer Jungfrauſchafft/ Das rein und benedeyte Kind/
Bey dem man Gnad und Warheit findt.

O Chriſte/ benedeyte Frucht/ Empfangen rein in al-

ler
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[4[294]/0418] Von der Menſchwerdung vermaledeyt/ Seel und Geiſt bis in Tod verwundt/ Am gantzen Menſchen nichts geſund. Uns hatt umfangen groſſe Noth/ Uber uns herꝛſch- te Suͤnd und Tod/ Wir ſuncken in der Hoͤllen Grund/ Und war niemand der helffen kunt. GOtt ſah auff aller Menſchen Staͤtt Nach einem/ der ſeinn Willen thaͤt/ Er ſucht einn Mann nach ſeinem Muth/ Fand aber nichts denn Fleiſch und Blut. Denn die rechtſchaffne Heiligkeit/ Wuͤrdigkeit und Gerechtigkeit Hatten ſie in Adam verlohrn/ Aus wel- chem ſie waren gebohrn. Als er ſolch groß Siechthum erkannt/ Und keinen Artzt noch Helffer fand/ Dacht er an ſeine groſſe Lieb/ Und wie ſein Wort warhafftig blieb. Sprach: ich wil Barmhertzigkeit thun/ Fuͤr die Welt geben meinen Sohn/ Daß er ihr Artzt und Hey- land ſey/ Sie geſund mach und benedey. Er ſchwur einn Eyd dem Abraham/ Auch dem Da- vid von ſeinem Stamm/ Verhieß ihm zu geben den Sohn/ Und durch ihn der Welt Huͤlffe thun. Er thaͤts auch den Propheten kund/ Und breitets aus durch ihren Mund/ Darvon Koͤnig und fromme Leut Sein warteten vor langer Zeit. Ob ſie wol/ wie ihr Hertz begehrt/ Des leiblichen nicht wurdn gewaͤhrt/ Doch hatten ſie im Glauben Troſt/ Daß ſie ſolten werden erloͤſt. Da aber kam die rechte Zeit/ Von welcher Jacob propheceyt/ Las er ihm eine Jungfrau aus/ Einm Mañ vertraut von Davids Haus. In der wirckt er mit ſeiner Krafft/ Schuff vom Blut ihrer Jungfrauſchafft/ Das rein und benedeyte Kind/ Bey dem man Gnad und Warheit findt. O Chriſte/ benedeyte Frucht/ Empfangen rein in al- ler

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Zitationshilfe: [N.N.]: Zeitzisches Hand- und Gebet-Buch. Leipzig, 1690, S. 4[294]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zeitz_gebetbuch_1690/418>, abgerufen am 21.11.2024.