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[N.N.]: Zeitzisches Hand- und Gebet-Buch. Leipzig, 1690.

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Tägliches Testament
Bekäntnis: Bey dem ich durch deine
Gnade verbleiben will/ so lange ich eine
lebendige Seele in mir haben werde. Sol-
te ich auch etwan (das du doch/ O treuer
GOtt/ gnädiglich verhüten wollest) aus
Schwachheit oder andern Zufällen an-
ders reden/ so bitte ich demütiglich/ du
wollest es für ungeredet und für ungül-
tig achten. Ach! mein GOtt/ versage
mir dieses nicht.

Zum andern/ so befehle ich dir mei-
nen Leib/ und meine Seele/ (die doch
nicht so wol mein/ als dein sind) und fle-
he deine grundlose Barmhertzigkeit an/
daß du sie/ so lang ich noch in dieser Pil-
grimschafft zu wallen habe/ gnädiglich
behüten/ und also regieren wollest/ daß
sie dir zu deinen Ehren/ und meinem
Nechsten nach deinem Wort zu seinen
besten dienen mögen. Kömt aber das
letzte Stündlein herzu/ so laß die Seele
einen ruhigen Abschied von dem Leibe
nehmen/ und zu dir/ der du sie gegeben
hast/ wieder einkehren; Den Leib aber in
dem Grabe rasten biß zu deiner ge-

wünsch-

Taͤgliches Teſtament
Bekaͤntnis: Bey dem ich durch deine
Gnade verbleiben will/ ſo lange ich eine
lebendige Seele in mir haben werde. Sol-
te ich auch etwan (das du doch/ O treuer
GOtt/ gnaͤdiglich verhuͤten wolleſt) aus
Schwachheit oder andern Zufaͤllen an-
ders reden/ ſo bitte ich demuͤtiglich/ du
wolleſt es fuͤr ungeredet und fuͤr unguͤl-
tig achten. Ach! mein GOtt/ verſage
mir dieſes nicht.

Zum andern/ ſo befehle ich dir mei-
nen Leib/ und meine Seele/ (die doch
nicht ſo wol mein/ als dein ſind) und fle-
he deine grundloſe Barmhertzigkeit an/
daß du ſie/ ſo lang ich noch in dieſer Pil-
grimſchafft zu wallen habe/ gnaͤdiglich
behuͤten/ und alſo regieren wolleſt/ daß
ſie dir zu deinen Ehren/ und meinem
Nechſten nach deinem Wort zu ſeinen
beſten dienen moͤgen. Koͤmt aber das
letzte Stuͤndlein herzu/ ſo laß die Seele
einen ruhigen Abſchied von dem Leibe
nehmen/ und zu dir/ der du ſie gegeben
haſt/ wieder einkehren; Den Leib aber in
dem Grabe raſten biß zu deiner ge-

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[162/0194] Taͤgliches Teſtament Bekaͤntnis: Bey dem ich durch deine Gnade verbleiben will/ ſo lange ich eine lebendige Seele in mir haben werde. Sol- te ich auch etwan (das du doch/ O treuer GOtt/ gnaͤdiglich verhuͤten wolleſt) aus Schwachheit oder andern Zufaͤllen an- ders reden/ ſo bitte ich demuͤtiglich/ du wolleſt es fuͤr ungeredet und fuͤr unguͤl- tig achten. Ach! mein GOtt/ verſage mir dieſes nicht. Zum andern/ ſo befehle ich dir mei- nen Leib/ und meine Seele/ (die doch nicht ſo wol mein/ als dein ſind) und fle- he deine grundloſe Barmhertzigkeit an/ daß du ſie/ ſo lang ich noch in dieſer Pil- grimſchafft zu wallen habe/ gnaͤdiglich behuͤten/ und alſo regieren wolleſt/ daß ſie dir zu deinen Ehren/ und meinem Nechſten nach deinem Wort zu ſeinen beſten dienen moͤgen. Koͤmt aber das letzte Stuͤndlein herzu/ ſo laß die Seele einen ruhigen Abſchied von dem Leibe nehmen/ und zu dir/ der du ſie gegeben haſt/ wieder einkehren; Den Leib aber in dem Grabe raſten biß zu deiner ge- wuͤnſch-

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Zitationshilfe: [N.N.]: Zeitzisches Hand- und Gebet-Buch. Leipzig, 1690, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zeitz_gebetbuch_1690/194>, abgerufen am 27.07.2024.