Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zeiller, Martin: Centvria IV. Variarvm Quæstionvm. Bd. 4. Ulm, 1660.

Bild:
<< vorherige Seite

Die 43. Frag/ des 4. Hundert.
te iezt größer/ als vor Zeiten/ seyn müeße. Und
dises widerholt Er lib. 3. cap. 10. da Er am Blat
269. sagt/ das Land Schweden war vor Zeiten
so fruchtbar/ daß es allenthalben das beste Ge-
treyde trueg; iezt aber ist der gröste Theil der
Aecker zu Felsen/ und Steine worden; entweder
wegen der Sünde/ dieweil der Erdboden iezt ver-
flucht ist/ oder dieweil sich die Ordnung/ und
Güete der Natur verändert/ und sich zum Un-
dergang neiget. Hergegen seyn die Leute daselb-
sten/ des kalten Luffts halber/ so das eußerliche
Geblüet/ und den Lebens-Balsam/ zusammen
helt/ damit die Wärme nicht also zerstreuet wer-
den/ und ausgehen möge/ starck/ und Leben lang:
und nicht allein Sie/ sondern auch die Bäume/
und ander Erden gewächs; deßgleichen das
Fleisch der Thier daselbst geschlacht ist; und ihre
Häute gelobet werden. Man sagt/ daß die Völ-
cker gegen Mitternacht die Königreiche/ oder
Länder/ zu erobern zwar geschickt; aber solche zu
erhalten/ und regieren/ ungeschickt; dieweil Sie
nicht so sinnreich seyen; wie Er Keckermannus
daselbsten redet. Ob aber solches Sprichtwort
der Alten mit der ietzigen Erfahrung zuetreffe?
last man Andere urtheilen; wie auch/ ob deme
also/ was der Jtalianer Balth. Bonifacius, in hi-
storia ludicra, lib. 15. cap.
13. vom König Gustavo
Adolpho
schreibet/ als Er mit sigreichen Waffen
gantz Teutschland durchzogen/ sich Jtalien/ und

Rom
P iij

Die 43. Frag/ des 4. Hundert.
te iezt groͤßer/ als vor Zeiten/ ſeyn muͤeße. Und
diſes widerholt Er lib. 3. cap. 10. da Er am Blat
269. ſagt/ das Land Schweden war vor Zeiten
ſo fruchtbar/ daß es allenthalben das beſte Ge-
treyde trueg; iezt aber iſt der groͤſte Theil der
Aecker zu Felſen/ und Steine worden; entweder
wegen der Suͤnde/ dieweil der Erdboden iezt ver-
flucht iſt/ oder dieweil ſich die Ordnung/ und
Guͤete der Natur veraͤndert/ und ſich zum Un-
dergang neiget. Hergegen ſeyn die Leute daſelb-
ſten/ des kalten Luffts halber/ ſo das eußerliche
Gebluͤet/ und den Lebens-Balſam/ zuſammen
helt/ damit die Waͤrme nicht alſo zerſtreuet wer-
den/ und ausgehen moͤge/ ſtarck/ und Leben lang:
und nicht allein Sie/ ſondern auch die Baͤume/
und ander Erden gewaͤchs; deßgleichen das
Fleiſch der Thier daſelbſt geſchlacht iſt; und ihre
Haͤute gelobet werden. Man ſagt/ daß die Voͤl-
cker gegen Mitternacht die Koͤnigreiche/ oder
Laͤnder/ zu erobern zwar geſchickt; aber ſolche zu
erhalten/ und regieren/ ungeſchickt; dieweil Sie
nicht ſo ſinnreich ſeyen; wie Er Keckermannus
daſelbſten redet. Ob aber ſolches Sprichtwort
der Alten mit der ietzigen Erfahrung zuetreffe?
laſt man Andere urtheilen; wie auch/ ob deme
alſo/ was der Jtalianer Balth. Bonifacius, in hi-
ſtoria ludicra, lib. 15. cap.
13. vom Koͤnig Guſtavo
Adolpho
ſchreibet/ als Er mit ſigreichen Waffen
gantz Teutſchland durchzogen/ ſich Jtalien/ und

Rom
P iij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0253" n="229"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die 43. Frag/ des 4. Hundert.</hi></fw><lb/>
te iezt gro&#x0364;ßer/ als vor Zeiten/ &#x017F;eyn mu&#x0364;eße. Und<lb/>
di&#x017F;es widerholt Er <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">lib. 3. cap.</hi></hi> 10. da Er am Blat<lb/>
269. &#x017F;agt/ das Land Schweden war vor Zeiten<lb/>
&#x017F;o fruchtbar/ daß es allenthalben das be&#x017F;te Ge-<lb/>
treyde trueg; iezt aber i&#x017F;t der gro&#x0364;&#x017F;te Theil der<lb/>
Aecker zu Fel&#x017F;en/ und Steine worden; entweder<lb/>
wegen der Su&#x0364;nde/ dieweil der Erdboden iezt ver-<lb/>
flucht i&#x017F;t/ oder dieweil &#x017F;ich die Ordnung/ und<lb/>
Gu&#x0364;ete der Natur vera&#x0364;ndert/ und &#x017F;ich zum Un-<lb/>
dergang neiget. Hergegen &#x017F;eyn die Leute da&#x017F;elb-<lb/>
&#x017F;ten/ des kalten Luffts halber/ &#x017F;o das eußerliche<lb/>
Geblu&#x0364;et/ und den Lebens-Bal&#x017F;am/ zu&#x017F;ammen<lb/>
helt/ damit die Wa&#x0364;rme nicht al&#x017F;o zer&#x017F;treuet wer-<lb/>
den/ und ausgehen mo&#x0364;ge/ &#x017F;tarck/ und Leben lang:<lb/>
und nicht allein Sie/ &#x017F;ondern auch die Ba&#x0364;ume/<lb/>
und ander Erden gewa&#x0364;chs; deßgleichen das<lb/>
Flei&#x017F;ch der Thier da&#x017F;elb&#x017F;t ge&#x017F;chlacht i&#x017F;t; und ihre<lb/>
Ha&#x0364;ute gelobet werden. Man &#x017F;agt/ daß die Vo&#x0364;l-<lb/>
cker gegen Mitternacht die Ko&#x0364;nigreiche/ oder<lb/>
La&#x0364;nder/ zu erobern zwar ge&#x017F;chickt; aber &#x017F;olche zu<lb/>
erhalten/ und <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">regie</hi></hi>ren/ unge&#x017F;chickt; dieweil Sie<lb/>
nicht &#x017F;o &#x017F;innreich &#x017F;eyen; wie Er <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Keckermannus</hi></hi><lb/>
da&#x017F;elb&#x017F;ten redet. Ob aber &#x017F;olches Sprichtwort<lb/>
der Alten mit der ietzigen Erfahrung zuetreffe?<lb/>
la&#x017F;t man Andere urtheilen; wie auch/ ob deme<lb/>
al&#x017F;o/ was der Jtalianer <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Balth. Bonifacius, in hi-<lb/>
&#x017F;toria ludicra, lib. 15. cap.</hi></hi> 13. vom Ko&#x0364;nig <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Gu&#x017F;tavo<lb/>
Adolpho</hi></hi> &#x017F;chreibet/ als Er mit &#x017F;igreichen Waffen<lb/>
gantz Teut&#x017F;chland durchzogen/ &#x017F;ich Jtalien/ und<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">P iij</fw><fw place="bottom" type="catch">Rom</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[229/0253] Die 43. Frag/ des 4. Hundert. te iezt groͤßer/ als vor Zeiten/ ſeyn muͤeße. Und diſes widerholt Er lib. 3. cap. 10. da Er am Blat 269. ſagt/ das Land Schweden war vor Zeiten ſo fruchtbar/ daß es allenthalben das beſte Ge- treyde trueg; iezt aber iſt der groͤſte Theil der Aecker zu Felſen/ und Steine worden; entweder wegen der Suͤnde/ dieweil der Erdboden iezt ver- flucht iſt/ oder dieweil ſich die Ordnung/ und Guͤete der Natur veraͤndert/ und ſich zum Un- dergang neiget. Hergegen ſeyn die Leute daſelb- ſten/ des kalten Luffts halber/ ſo das eußerliche Gebluͤet/ und den Lebens-Balſam/ zuſammen helt/ damit die Waͤrme nicht alſo zerſtreuet wer- den/ und ausgehen moͤge/ ſtarck/ und Leben lang: und nicht allein Sie/ ſondern auch die Baͤume/ und ander Erden gewaͤchs; deßgleichen das Fleiſch der Thier daſelbſt geſchlacht iſt; und ihre Haͤute gelobet werden. Man ſagt/ daß die Voͤl- cker gegen Mitternacht die Koͤnigreiche/ oder Laͤnder/ zu erobern zwar geſchickt; aber ſolche zu erhalten/ und regieren/ ungeſchickt; dieweil Sie nicht ſo ſinnreich ſeyen; wie Er Keckermannus daſelbſten redet. Ob aber ſolches Sprichtwort der Alten mit der ietzigen Erfahrung zuetreffe? laſt man Andere urtheilen; wie auch/ ob deme alſo/ was der Jtalianer Balth. Bonifacius, in hi- ſtoria ludicra, lib. 15. cap. 13. vom Koͤnig Guſtavo Adolpho ſchreibet/ als Er mit ſigreichen Waffen gantz Teutſchland durchzogen/ ſich Jtalien/ und Rom P iij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zeiller_centuria04_1660
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zeiller_centuria04_1660/253
Zitationshilfe: Zeiller, Martin: Centvria IV. Variarvm Quæstionvm. Bd. 4. Ulm, 1660, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zeiller_centuria04_1660/253>, abgerufen am 24.11.2024.