Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zeiller, Martin: Centvria IV. Variarvm Quæstionvm. Bd. 4. Ulm, 1660.

Bild:
<< vorherige Seite

Die 19. Frag/ des 4. Hundert.
solches/ wann sich die Sach gleich in der Warheit
also verhält/ nicht auff eine solche Weise entdecket
werden/ Nicol. Henelius in Otio VVratislaviensi,
cap. 34. p.
273. Sihe insonderheit Bocerum in ei-
nem besondern Tractat/ den Er von dergleichen
Pasquillen/ geschrieben; item Christoph. Besol-
dum, in Thes. practico, lit. P. v.
Paßquill: daselbst
Er auch die Frag hat/ ob die in Gesätzen gesetzte
Straff auch denen anzuthun/ so ihren Nahmen
underschreiben/ und sich für die Schrifftsteller
bekennen? und daß Harpprechtus ad §. 1. num.
210. Instit. de Injur.
vermelde/ daß/ durch ge-
wonheit/ man von der Lebens-Straff/ die sonst
auff solche Schrifften gesetzt worden/ gewichen
seye. Und hat gedachter Besoldus daselbsten auch
die Frag/ Ob die Poeten zu bestraffen/ wann
Sie/ in ihren Versen/ die Leute verkleinerlich an-
greiffen/ und schmähen? Und wiewol Theils Sie
vertheidigen wollen; So ist doch billich/ daß die-
selbe deßwegen auch zur Straffe gezogen werden.

Warumb aber dergleichen Schrifften Paß-
quillen (Boßenquellen) genant werden? Will
man ins gemein/ geschehen zu seyn/ weilen man
bey des Pasquilli, eines Schneiders zu Rom/
Werckstat/ alda man Jhme/ nach seinem. Todte/
ein marmorsteinernes Bilde auf gerichtet/ bey der
Nacht/ allerley solche Schmachschrifften ange-
hefftet hat: Dieweil der gemelte Schneider Pas-
quillus die Cardinäl/ auch den Bapst selbsten/

wann
F iij

Die 19. Frag/ des 4. Hundert.
ſolches/ wann ſich die Sach gleich in der Warheit
alſo verhaͤlt/ nicht auff eine ſolche Weiſe entdecket
werden/ Nicol. Henelius in Otio VVratislavienſi,
cap. 34. p.
273. Sihe inſonderheit Bocerum in ei-
nem beſondern Tractat/ den Er von dergleichen
Paſquillen/ geſchrieben; item Chriſtoph. Beſol-
dum, in Theſ. practico, lit. P. v.
Paßquill: daſelbſt
Er auch die Frag hat/ ob die in Geſaͤtzen geſetzte
Straff auch denen anzuthun/ ſo ihren Nahmen
underſchreiben/ und ſich fuͤr die Schrifftſteller
bekennen? und daß Harpprechtus ad §. 1. num.
210. Inſtit. de Injur.
vermelde/ daß/ durch ge-
wonheit/ man von der Lebens-Straff/ die ſonſt
auff ſolche Schrifften geſetzt worden/ gewichen
ſeye. Und hat gedachter Beſoldus daſelbſten auch
die Frag/ Ob die Poeten zu beſtraffen/ wann
Sie/ in ihren Verſen/ die Leute verkleinerlich an-
greiffen/ und ſchmaͤhen? Und wiewol Theils Sie
vertheidigen wollen; So iſt doch billich/ daß die-
ſelbe deßwegen auch zur Straffe gezogen werden.

Warumb aber dergleichen Schrifften Paß-
quillen (Boßenquellen) genant werden? Will
man ins gemein/ geſchehen zu ſeyn/ weilen man
bey des Pasquilli, eines Schneiders zu Rom/
Werckſtat/ alda man Jhme/ nach ſeinem. Todte/
ein marmorſteinernes Bilde auf gerichtet/ bey der
Nacht/ allerley ſolche Schmachſchrifften ange-
hefftet hat: Dieweil der gemelte Schneider Paſ-
quillus die Cardinaͤl/ auch den Bapſt ſelbſten/

wann
F iij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0109" n="85"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die 19. Frag/ des 4. Hundert.</hi></fw><lb/>
&#x017F;olches/ wann &#x017F;ich die Sach gleich in der Warheit<lb/>
al&#x017F;o verha&#x0364;lt/ nicht auff eine &#x017F;olche Wei&#x017F;e entdecket<lb/>
werden/ <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Nicol. Henelius in Otio VVratislavien&#x017F;i,<lb/>
cap. 34. p.</hi></hi> 273. Sihe in&#x017F;onderheit <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Bocerum</hi></hi> in ei-<lb/>
nem be&#x017F;ondern Tractat/ den Er von dergleichen<lb/>
Pa&#x017F;quillen/ ge&#x017F;chrieben; item <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Chri&#x017F;toph. Be&#x017F;ol-<lb/>
dum, in The&#x017F;. practico, lit. P. v.</hi></hi> Paßquill: da&#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
Er auch die Frag hat/ ob die in Ge&#x017F;a&#x0364;tzen ge&#x017F;etzte<lb/>
Straff auch denen anzuthun/ &#x017F;o ihren Nahmen<lb/>
under&#x017F;chreiben/ und &#x017F;ich fu&#x0364;r die Schrifft&#x017F;teller<lb/>
bekennen? und daß <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Harpprechtus ad</hi> §. 1. <hi rendition="#i">num.<lb/>
210. In&#x017F;tit. de Injur.</hi></hi> vermelde/ daß/ durch ge-<lb/>
wonheit/ man von der Lebens-Straff/ die &#x017F;on&#x017F;t<lb/>
auff &#x017F;olche Schrifften ge&#x017F;etzt worden/ gewichen<lb/>
&#x017F;eye. Und hat gedachter <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Be&#x017F;oldus</hi></hi> da&#x017F;elb&#x017F;ten auch<lb/>
die Frag/ Ob die Poeten zu be&#x017F;traffen/ wann<lb/>
Sie/ in ihren Ver&#x017F;en/ die Leute verkleinerlich an-<lb/>
greiffen/ und &#x017F;chma&#x0364;hen? Und wiewol Theils Sie<lb/>
vertheidigen wollen; So i&#x017F;t doch billich/ daß die-<lb/>
&#x017F;elbe deßwegen auch zur Straffe gezogen werden.</p><lb/>
          <p>Warumb aber dergleichen Schrifften Paß-<lb/>
quillen (Boßenquellen) genant werden? Will<lb/>
man ins gemein/ ge&#x017F;chehen zu &#x017F;eyn/ weilen man<lb/>
bey des <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Pasquilli,</hi></hi> eines Schneiders zu Rom/<lb/>
Werck&#x017F;tat/ alda man Jhme/ nach &#x017F;einem. Todte/<lb/>
ein marmor&#x017F;teinernes Bilde auf gerichtet/ bey der<lb/>
Nacht/ allerley &#x017F;olche Schmach&#x017F;chrifften ange-<lb/>
hefftet hat: Dieweil der gemelte Schneider Pa&#x017F;-<lb/>
quillus die Cardina&#x0364;l/ auch den Bap&#x017F;t &#x017F;elb&#x017F;ten/<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">F iij</fw><fw place="bottom" type="catch">wann</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[85/0109] Die 19. Frag/ des 4. Hundert. ſolches/ wann ſich die Sach gleich in der Warheit alſo verhaͤlt/ nicht auff eine ſolche Weiſe entdecket werden/ Nicol. Henelius in Otio VVratislavienſi, cap. 34. p. 273. Sihe inſonderheit Bocerum in ei- nem beſondern Tractat/ den Er von dergleichen Paſquillen/ geſchrieben; item Chriſtoph. Beſol- dum, in Theſ. practico, lit. P. v. Paßquill: daſelbſt Er auch die Frag hat/ ob die in Geſaͤtzen geſetzte Straff auch denen anzuthun/ ſo ihren Nahmen underſchreiben/ und ſich fuͤr die Schrifftſteller bekennen? und daß Harpprechtus ad §. 1. num. 210. Inſtit. de Injur. vermelde/ daß/ durch ge- wonheit/ man von der Lebens-Straff/ die ſonſt auff ſolche Schrifften geſetzt worden/ gewichen ſeye. Und hat gedachter Beſoldus daſelbſten auch die Frag/ Ob die Poeten zu beſtraffen/ wann Sie/ in ihren Verſen/ die Leute verkleinerlich an- greiffen/ und ſchmaͤhen? Und wiewol Theils Sie vertheidigen wollen; So iſt doch billich/ daß die- ſelbe deßwegen auch zur Straffe gezogen werden. Warumb aber dergleichen Schrifften Paß- quillen (Boßenquellen) genant werden? Will man ins gemein/ geſchehen zu ſeyn/ weilen man bey des Pasquilli, eines Schneiders zu Rom/ Werckſtat/ alda man Jhme/ nach ſeinem. Todte/ ein marmorſteinernes Bilde auf gerichtet/ bey der Nacht/ allerley ſolche Schmachſchrifften ange- hefftet hat: Dieweil der gemelte Schneider Paſ- quillus die Cardinaͤl/ auch den Bapſt ſelbſten/ wann F iij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zeiller_centuria04_1660
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zeiller_centuria04_1660/109
Zitationshilfe: Zeiller, Martin: Centvria IV. Variarvm Quæstionvm. Bd. 4. Ulm, 1660, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zeiller_centuria04_1660/109>, abgerufen am 21.11.2024.