Zeiller, Martin: Centuria II. Variarvm Quæstionum. Bd. 2. Ulm, 1659.Die LXXXIII. Frag. anders es ein friedliche Ehe abgeben/ abermalsdie Gleichheit das beste Mittel ist. Dann wenig gefunden werden/ die/ aus Barmhertzigkeit/ arme Weiber nehmen/ sondern haben fast alle offne Au- gen/ was man mit sich ins Haus bringt/ und wol- len das Fleisch mit dem Gewürtz haben/ und sa- gen: Bring mit dir/ wann du wilt leben mit mir: Hergegen die reiche Weiber auch stätigs ihren Männern/ was sie daher gebracht/ vorzuwerffen pflegen; wannschon solches nicht alle thun/ es doch gemeinlich zu geschehen pfleget: und deswegen es das bequemste ist/ wann man abermals den mit- lern Weg gehet/ und eine nimmet/ so ehrlich/ und mit Tugenden begabt/ wann sie schon nicht sonder- lich begütert ist. Des gleichen auch von den andern obangereg- Mar-
Die LXXXIII. Frag. anders es ein friedliche Ehe abgeben/ abermalsdie Gleichheit das beſte Mittel iſt. Dann wenig gefunden werden/ die/ aus Barmhertzigkeit/ arme Weiber nehmen/ ſondern haben faſt alle offne Au- gen/ was man mit ſich ins Haus bringt/ und wol- len das Fleiſch mit dem Gewuͤrtz haben/ und ſa- gen: Bring mit dir/ wann du wilt leben mit mir: Hergegen die reiche Weiber auch ſtaͤtigs ihren Maͤnnern/ was ſie daher gebracht/ vorzuwerffen pflegen; wannſchon ſolches nicht alle thun/ es doch gemeinlich zu geſchehen pfleget: und deswegen es das bequemſte iſt/ wann man abermals den mit- lern Weg gehet/ und eine nimmet/ ſo ehrlich/ und mit Tugenden begabt/ wann ſie ſchon nicht ſonder- lich beguͤtert iſt. Des gleichen auch von den andern obangereg- Mar-
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Die LXXXIII. Frag.
anders es ein friedliche Ehe abgeben/ abermals
die Gleichheit das beſte Mittel iſt. Dann wenig
gefunden werden/ die/ aus Barmhertzigkeit/ arme
Weiber nehmen/ ſondern haben faſt alle offne Au-
gen/ was man mit ſich ins Haus bringt/ und wol-
len das Fleiſch mit dem Gewuͤrtz haben/ und ſa-
gen: Bring mit dir/ wann du wilt leben mit mir:
Hergegen die reiche Weiber auch ſtaͤtigs ihren
Maͤnnern/ was ſie daher gebracht/ vorzuwerffen
pflegen; wannſchon ſolches nicht alle thun/ es doch
gemeinlich zu geſchehen pfleget: und deswegen es
das bequemſte iſt/ wann man abermals den mit-
lern Weg gehet/ und eine nimmet/ ſo ehrlich/ und
mit Tugenden begabt/ wann ſie ſchon nicht ſonder-
lich beguͤtert iſt.
Des gleichen auch von den andern obangereg-
ten Umſtaͤnden zu urtheilen; wann man namlich
am Stande/ und Alter nicht gleich iſt; da dann
ſchlechter Gehorſam/ wie es ſeyn ſolte/ und Ehrer-
bietung/ anders zu geſchweigen/ erfolget; und die
langgewohnte Sitten ſchwerlich mehr zu aͤndern
ſeyn; Daraus dann allerley Unruhe/ und Unge-
legenheiten/ hernach zu entſtehen pflegen. O wie
ſtehet es hergegen ſchoͤn/ wann Mann/ und Weib/
ſich/ ſo lang der Eheſtand waͤhret/ wol miteinander
begehen; auch die Liebe nach dem Todte waͤhret;
wiewol Theils Maͤnner ihrer Eheweiber Abſter-
ben nur zu hart auff genommen haben; wie aus
den Beyſpielen des Orphei, Periandri Corinthii,
Mar-
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