Zeiller, Martin: Centuria II. Variarvm Quæstionum. Bd. 2. Ulm, 1659.Die XXXI. Frag. und Frommen/ gereiche/ wann es seyn kan/ daß al-le des Tyrannen Ordnungen abgethan werden/ auff daß also alle Gedächtnus der Tyranney auffgehebt werde; und sich die Nachfolger zu be- förchten/ damit sie nicht mit der Zeit gleiches zu erwarten/ und deswegen vor aller Tyranney zu hüten ein Exempel vor Augen haben. Wann es aber der Stand eines Gemeinen oder
Die XXXI. Frag. und Frommen/ gereiche/ wann es ſeyn kan/ daß al-le des Tyrannen Ordnungen abgethan werden/ auff daß alſo alle Gedaͤchtnus der Tyranney auffgehebt werde; und ſich die Nachfolger zu be- foͤrchten/ damit ſie nicht mit der Zeit gleiches zu erwarten/ und deswegen vor aller Tyranney zu huͤten ein Exempel vor Augen haben. Wann es aber der Stand eines Gemeinen oder
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Die XXXI. Frag.
und Frommen/ gereiche/ wann es ſeyn kan/ daß al-
le des Tyrannen Ordnungen abgethan werden/
auff daß alſo alle Gedaͤchtnus der Tyranney
auffgehebt werde; und ſich die Nachfolger zu be-
foͤrchten/ damit ſie nicht mit der Zeit gleiches zu
erwarten/ und deswegen vor aller Tyranney zu
huͤten ein Exempel vor Augen haben.
Wann es aber der Stand eines Gemeinen
Weſens nicht zulaͤſt/ eine ſo ſtarcke Artzney zu ge-
brauchen/ ſo mag man/ was die Tyrannen loͤbli-
ches/ und rechtmaͤſſiges geordnet/ behalten/ das
unrechtmaͤſſige aber hinwegthun. Cicero ſagt/
beym obgedachten Iacobo Martini, es ſeye nichts
gebraͤuchlichers/ als daß der Tyrannen Acta, oder
Verhandlungen/ guͤltig/ und gleichwol die/ ſo
dieſelbe umgebracht/ in den Himmel geſetzet wer-
den. Da mit die Rechtsgelehrten/ Bart. und Iaſon,
wie ſie obernanter Iacob. Martini anziehet/ uͤber-
einſtimmen/ welche gewolt/ daß der Tyrannen
Nachfolger an das jenige verbunden ſeyen/ was
ſie/ die Wuͤterich/ rechtmaͤſſiger Weiſe/ verſpro-
chen/ und gethan haben; das uͤbrige aber unguͤl-
tig ſeyn ſolle. Alſo hat Kaͤiſer Conſtantinus Ma-
gnus, was der Tyrann Licinius unrechts decretirt/
und befohlen/ durch ein Geſatz abgethan/ das an-
der aber beſtetiget. Wann aber auch dieſer Weg/
ohne neuer Empoͤrungen Gefahr/ nicht gaͤnglich
ſeyn will/ ſo muß man eine Zeitlang die unbilliche
Sachen erdulten/ bis ſie allgemach verrauſchen/
oder
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