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Zeiller, Martin: Centuria Variarum Quæstionum. Bd. 1. Ulm, 1658.

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Die LIV. Frag.
gehet es mit der Nahrung schlecht daher/ die Wär-
me wird gemindert/ und die Kräfften geschwächet.
Gleichwol/ wo es die Noht erfordert/ und in heffti-
gen/ geschwinden Kranckheiten/ und wann noch
Kräfften vorhanden/ so mag man ihnen lassen: Wie
dann Joan. Carvinus, in seinen Dialogis de san-
guine
schreibet/ daß Gervasius Maquinonus, im
Hufftwehe eines siebentzig jährigen Manns gethan
habe. Jn hitzigen Naturen dienet eine Aderlaß son-
derlich wol/ dardurch der gantze Leib erkühlet wird.
Und solle ein mehrers Geblüt von den Männern als
Weibern außgelassen werden. So hat man auff die
vorgehende/ gegenwärtige/ und künfftige Zufäll deß
Krancken zu sehen. Dann wer wolte so verwegen
seyn/ der wann ein Zufall/ als zum Exempel/ da
Fiebrische/ verhanden ist/ zur Ader lassen wolte.
Den Zornigen/ und in dem Gemüth bestürtzten
(dieweil alsdann in dem Hertzen das Geblüt gar hi-
tzig ist) auch denen so schwitzen/ sich im Bade oder
durch die Leibs-Ubung sehr erhitzet haben/ solle man
kein Ader öffnen; auch nicht/ wann man eben rei-
sen/ oder etwas schweres arbeiten solle. Wann die
Noht verhanden/ mag man auch Nachmittag/ und
umb Mitternacht ein Ader schlagen lassen: sonsten
aber ist die Morgens-Zeit am besten darzu; sonder-
lich wann man den Tag zuvor/ oder auch an selbi-
gem Tag/ wann es die Sach erfordert/ ein geringe
Artzney/ zur Eröffnung deß Leibs gebrauchen thut.
Es muß aber nicht gleich geschehen/ wann man auß

dem
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Die LIV. Frag.
gehet es mit der Nahrung ſchlecht daher/ die Waͤr-
me wird gemindert/ und die Kraͤfften geſchwaͤchet.
Gleichwol/ wo es die Noht erfordert/ und in heffti-
gen/ geſchwinden Kranckheiten/ und wann noch
Kraͤfften vorhanden/ ſo mag man ihnen laſſen: Wie
dann Joan. Carvinus, in ſeinen Dialogis de ſan-
guine
ſchreibet/ daß Gervaſius Maquinonus, im
Hufftwehe eines ſiebentzig jaͤhrigen Manns gethan
habe. Jn hitzigen Naturen dienet eine Aderlaß ſon-
derlich wol/ dardurch der gantze Leib erkuͤhlet wird.
Und ſolle ein mehrers Gebluͤt von den Maͤnnern als
Weibern außgelaſſen werden. So hat man auff die
vorgehende/ gegenwaͤrtige/ und kuͤnfftige Zufaͤll deß
Krancken zu ſehen. Dann wer wolte ſo verwegen
ſeyn/ der wann ein Zufall/ als zum Exempel/ da
Fiebriſche/ verhanden iſt/ zur Ader laſſen wolte.
Den Zornigen/ und in dem Gemuͤth beſtuͤrtzten
(dieweil alsdann in dem Hertzen das Gebluͤt gar hi-
tzig iſt) auch denen ſo ſchwitzen/ ſich im Bade oder
durch die Leibs-Ubung ſehr erhitzet haben/ ſolle man
kein Ader oͤffnen; auch nicht/ wann man eben rei-
ſen/ oder etwas ſchweres arbeiten ſolle. Wann die
Noht verhanden/ mag man auch Nachmittag/ und
umb Mitternacht ein Ader ſchlagen laſſen: ſonſten
aber iſt die Morgens-Zeit am beſten darzu; ſonder-
lich wann man den Tag zuvor/ oder auch an ſelbi-
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dem
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[179/0195] Die LIV. Frag. gehet es mit der Nahrung ſchlecht daher/ die Waͤr- me wird gemindert/ und die Kraͤfften geſchwaͤchet. Gleichwol/ wo es die Noht erfordert/ und in heffti- gen/ geſchwinden Kranckheiten/ und wann noch Kraͤfften vorhanden/ ſo mag man ihnen laſſen: Wie dann Joan. Carvinus, in ſeinen Dialogis de ſan- guine ſchreibet/ daß Gervaſius Maquinonus, im Hufftwehe eines ſiebentzig jaͤhrigen Manns gethan habe. Jn hitzigen Naturen dienet eine Aderlaß ſon- derlich wol/ dardurch der gantze Leib erkuͤhlet wird. Und ſolle ein mehrers Gebluͤt von den Maͤnnern als Weibern außgelaſſen werden. So hat man auff die vorgehende/ gegenwaͤrtige/ und kuͤnfftige Zufaͤll deß Krancken zu ſehen. Dann wer wolte ſo verwegen ſeyn/ der wann ein Zufall/ als zum Exempel/ da Fiebriſche/ verhanden iſt/ zur Ader laſſen wolte. Den Zornigen/ und in dem Gemuͤth beſtuͤrtzten (dieweil alsdann in dem Hertzen das Gebluͤt gar hi- tzig iſt) auch denen ſo ſchwitzen/ ſich im Bade oder durch die Leibs-Ubung ſehr erhitzet haben/ ſolle man kein Ader oͤffnen; auch nicht/ wann man eben rei- ſen/ oder etwas ſchweres arbeiten ſolle. Wann die Noht verhanden/ mag man auch Nachmittag/ und umb Mitternacht ein Ader ſchlagen laſſen: ſonſten aber iſt die Morgens-Zeit am beſten darzu; ſonder- lich wann man den Tag zuvor/ oder auch an ſelbi- gem Tag/ wann es die Sach erfordert/ ein geringe Artzney/ zur Eroͤffnung deß Leibs gebrauchen thut. Es muß aber nicht gleich geſchehen/ wann man auß dem M 2

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Zitationshilfe: Zeiller, Martin: Centuria Variarum Quæstionum. Bd. 1. Ulm, 1658, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zeiller_centuria01_1658/195>, abgerufen am 24.11.2024.