Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 6. [Braunschweig], [1764].Das verlohrne Paradies. Hinten wallend die Schultern, mit leichten Flügeln be-fiedert. Und so schien er bestimmt zu einer grossen Verrichtung, Oder in tiefe Betrachtung versenkt. Voll schmeichelnder Hofnung War nun der unreine Geist, da er hier jemand gefun- den, Welcher den irrenden Flug zum Paradiese, des Men- schen Glücklichen Wohnung, bestimmen konte; der mühsa- men Reise Lange gewünschtes Ende, der Anfang unseres Elends! Er bestrebt sich sogleich, die eigne Gestalt zu verwan- deln, Um in Gefahr nicht zu seyn, noch aufgehalten zu werden. Und schnell scheint er ein himmlischer Geist; zwar kei- ner der Ersten, Aber doch lächelt in seinem Gesicht die Schönheit der Jugend, Und
Das verlohrne Paradies. Hinten wallend die Schultern, mit leichten Fluͤgeln be-fiedert. Und ſo ſchien er beſtimmt zu einer groſſen Verrichtung, Oder in tiefe Betrachtung verſenkt. Voll ſchmeichelnder Hofnung War nun der unreine Geiſt, da er hier jemand gefun- den, Welcher den irrenden Flug zum Paradieſe, des Men- ſchen Gluͤcklichen Wohnung, beſtimmen konte; der muͤhſa- men Reiſe Lange gewuͤnſchtes Ende, der Anfang unſeres Elends! Er beſtrebt ſich ſogleich, die eigne Geſtalt zu verwan- deln, Um in Gefahr nicht zu ſeyn, noch aufgehalten zu werden. Und ſchnell ſcheint er ein himmliſcher Geiſt; zwar kei- ner der Erſten, Aber doch laͤchelt in ſeinem Geſicht die Schoͤnheit der Jugend, Und
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Das verlohrne Paradies.
Hinten wallend die Schultern, mit leichten Fluͤgeln be-
fiedert.
Und ſo ſchien er beſtimmt zu einer groſſen Verrichtung,
Oder in tiefe Betrachtung verſenkt. Voll ſchmeichelnder
Hofnung
War nun der unreine Geiſt, da er hier jemand gefun-
den,
Welcher den irrenden Flug zum Paradieſe, des Men-
ſchen
Gluͤcklichen Wohnung, beſtimmen konte; der muͤhſa-
men Reiſe
Lange gewuͤnſchtes Ende, der Anfang unſeres Elends!
Er beſtrebt ſich ſogleich, die eigne Geſtalt zu verwan-
deln,
Um in Gefahr nicht zu ſeyn, noch aufgehalten zu werden.
Und ſchnell ſcheint er ein himmliſcher Geiſt; zwar kei-
ner der Erſten,
Aber doch laͤchelt in ſeinem Geſicht die Schoͤnheit der
Jugend,
Und
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