Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 6. [Braunschweig], [1764].Das verlohrne Paradies. Aber mitten in Pein. Er ward von tiefer Verzweif-lung Heimlich gefoltert. Jhm gab sein frecher Gefährte die Antwort: Fürst und mächtiges Haupt so mancher thronenden Mächte, Welche die Schaaren der Seraphim sonst auf deine Befehle Jn die Felder des Krieges geführt, und mit schreckli- chen Thaten, Ungeschreckt, selbst den beständigen König s) des Him- mels erschrecket, Und die verjährte Herrschaft geprüft, ob Zufall, ob Stärke, Oder das ewge Verhängnis, sie aufrecht erhalten. Jch sehe, Und s) Beelzebub sagt nicht den ewigen König, sondern be-
müht sich von Gottes immerwährender Herrschaft, so viel abzubrechen, als er nur kan, und nennt ihn allein den beständigen König, einen König von un- endlichen Zeiten her, dessen Herrschaft nie unter- brochen worden; wie Ovidius sagt, perpetuum car- men Met. I, 4. N. Das verlohrne Paradies. Aber mitten in Pein. Er ward von tiefer Verzweif-lung Heimlich gefoltert. Jhm gab ſein frecher Gefaͤhrte die Antwort: Fuͤrſt und maͤchtiges Haupt ſo mancher thronenden Maͤchte, Welche die Schaaren der Seraphim ſonſt auf deine Befehle Jn die Felder des Krieges gefuͤhrt, und mit ſchreckli- chen Thaten, Ungeſchreckt, ſelbſt den beſtaͤndigen Koͤnig s) des Him- mels erſchrecket, Und die verjaͤhrte Herrſchaft gepruͤft, ob Zufall, ob Staͤrke, Oder das ewge Verhaͤngnis, ſie aufrecht erhalten. Jch ſehe, Und s) Beelzebub ſagt nicht den ewigen Koͤnig, ſondern be-
muͤht ſich von Gottes immerwaͤhrender Herrſchaft, ſo viel abzubrechen, als er nur kan, und nennt ihn allein den beſtaͤndigen Koͤnig, einen Koͤnig von un- endlichen Zeiten her, deſſen Herrſchaft nie unter- brochen worden; wie Ovidius ſagt, perpetuum car- men Met. I, 4. N. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg> <pb facs="#f0026" n="26"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Das verlohrne Paradies.</hi> </fw><lb/> <l>Aber mitten in Pein. Er ward von tiefer Verzweif-<lb/><hi rendition="#et">lung</hi></l><lb/> <l>Heimlich gefoltert. Jhm gab ſein frecher Gefaͤhrte die<lb/><hi rendition="#et">Antwort:</hi></l><lb/> <l>Fuͤrſt und maͤchtiges Haupt ſo mancher thronenden<lb/><hi rendition="#et">Maͤchte,</hi></l><lb/> <l>Welche die Schaaren der Seraphim ſonſt auf deine<lb/><hi rendition="#et">Befehle</hi></l><lb/> <l>Jn die Felder des Krieges gefuͤhrt, und mit ſchreckli-<lb/><hi rendition="#et">chen Thaten,</hi></l><lb/> <l>Ungeſchreckt, ſelbſt den beſtaͤndigen Koͤnig <note place="foot" n="s)">Beelzebub ſagt nicht den ewigen Koͤnig, ſondern be-<lb/> muͤht ſich von Gottes immerwaͤhrender Herrſchaft,<lb/> ſo viel abzubrechen, als er nur kan, und nennt ihn<lb/> allein den beſtaͤndigen Koͤnig, einen Koͤnig von un-<lb/> endlichen Zeiten her, deſſen Herrſchaft nie unter-<lb/> brochen worden; wie Ovidius ſagt, <hi rendition="#aq">perpetuum car-<lb/> men Met. I,</hi> 4. <hi rendition="#fr">N.</hi></note> des Him-<lb/><hi rendition="#et">mels erſchrecket,</hi></l><lb/> <l>Und die verjaͤhrte Herrſchaft gepruͤft, ob Zufall, ob<lb/><hi rendition="#et">Staͤrke,</hi></l><lb/> <l>Oder das ewge Verhaͤngnis, ſie aufrecht erhalten. Jch<lb/><hi rendition="#et">ſehe,</hi></l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Und</fw><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [26/0026]
Das verlohrne Paradies.
Aber mitten in Pein. Er ward von tiefer Verzweif-
lung
Heimlich gefoltert. Jhm gab ſein frecher Gefaͤhrte die
Antwort:
Fuͤrſt und maͤchtiges Haupt ſo mancher thronenden
Maͤchte,
Welche die Schaaren der Seraphim ſonſt auf deine
Befehle
Jn die Felder des Krieges gefuͤhrt, und mit ſchreckli-
chen Thaten,
Ungeſchreckt, ſelbſt den beſtaͤndigen Koͤnig s) des Him-
mels erſchrecket,
Und die verjaͤhrte Herrſchaft gepruͤft, ob Zufall, ob
Staͤrke,
Oder das ewge Verhaͤngnis, ſie aufrecht erhalten. Jch
ſehe,
Und
s) Beelzebub ſagt nicht den ewigen Koͤnig, ſondern be-
muͤht ſich von Gottes immerwaͤhrender Herrſchaft,
ſo viel abzubrechen, als er nur kan, und nennt ihn
allein den beſtaͤndigen Koͤnig, einen Koͤnig von un-
endlichen Zeiten her, deſſen Herrſchaft nie unter-
brochen worden; wie Ovidius ſagt, perpetuum car-
men Met. I, 4. N.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften06_1764 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften06_1764/26 |
Zitationshilfe: | Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 6. [Braunschweig], [1764], S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften06_1764/26>, abgerufen am 17.07.2024. |