Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 5. [Braunschweig], [1764].

Bild:
<< vorherige Seite
Die Schöpfung der Hölle.
Herrlich vor allen Kronen der Engel, mein göttliches
Antlitz

Wandt' ich vorzüglich auf ihn, und ruhte mit grösseren
Gnaden

Auf dem Erschafnen; dies sah das Chor der jauchzen-
den Engel,

Und prieß seelig sein Loos. -- Und dennoch hat er,
der Verruchte,

Wider mich selbst und meinen Gesalbten sein Herz em-
pöret,

Es auf ewig empört, und mit dem grimmigsten Hasse
Scheußlich entstellt. Die frechen Gedanken sind nicht
mehr Gedanken

Eines Engels; er hebet voll Stolz die eiserne Stirn auf,
Trotzt auf seine feurigen Wagen, auf Waffen und
Schilde

Seiner Myriaden, und will selbst Gott seyn. Ver-
nehmt es,

O ihr Himmel, vernehmts! Er will selbst Gott seyn!
Er, den ich

Wie
Die Schoͤpfung der Hoͤlle.
Herrlich vor allen Kronen der Engel, mein goͤttliches
Antlitz

Wandt’ ich vorzuͤglich auf ihn, und ruhte mit groͤſſeren
Gnaden

Auf dem Erſchafnen; dies ſah das Chor der jauchzen-
den Engel,

Und prieß ſeelig ſein Loos. — Und dennoch hat er,
der Verruchte,

Wider mich ſelbſt und meinen Geſalbten ſein Herz em-
poͤret,

Es auf ewig empoͤrt, und mit dem grimmigſten Haſſe
Scheußlich entſtellt. Die frechen Gedanken ſind nicht
mehr Gedanken

Eines Engels; er hebet voll Stolz die eiſerne Stirn auf,
Trotzt auf ſeine feurigen Wagen, auf Waffen und
Schilde

Seiner Myriaden, und will ſelbſt Gott ſeyn. Ver-
nehmt es,

O ihr Himmel, vernehmts! Er will ſelbſt Gott ſeyn!
Er, den ich

Wie
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0098" n="76"/>
            <fw place="top" type="header">Die Scho&#x0364;pfung der Ho&#x0364;lle.</fw><lb/>
            <l>Herrlich vor allen Kronen der Engel, mein go&#x0364;ttliches<lb/><hi rendition="#et">Antlitz</hi></l><lb/>
            <l>Wandt&#x2019; ich vorzu&#x0364;glich auf ihn, und ruhte mit gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;eren<lb/><hi rendition="#et">Gnaden</hi></l><lb/>
            <l>Auf dem Er&#x017F;chafnen; dies &#x017F;ah das Chor der jauchzen-<lb/><hi rendition="#et">den Engel,</hi></l><lb/>
            <l>Und prieß &#x017F;eelig &#x017F;ein Loos. &#x2014; Und dennoch hat er,<lb/><hi rendition="#et">der Verruchte,</hi></l><lb/>
            <l>Wider mich &#x017F;elb&#x017F;t und meinen Ge&#x017F;albten &#x017F;ein Herz em-<lb/><hi rendition="#et">po&#x0364;ret,</hi></l><lb/>
            <l>Es auf ewig empo&#x0364;rt, und mit dem grimmig&#x017F;ten Ha&#x017F;&#x017F;e</l><lb/>
            <l>Scheußlich ent&#x017F;tellt. Die frechen Gedanken &#x017F;ind nicht<lb/><hi rendition="#et">mehr Gedanken</hi></l><lb/>
            <l>Eines Engels; er hebet voll Stolz die ei&#x017F;erne Stirn auf,</l><lb/>
            <l>Trotzt auf &#x017F;eine feurigen Wagen, auf Waffen und<lb/><hi rendition="#et">Schilde</hi></l><lb/>
            <l>Seiner Myriaden, und will &#x017F;elb&#x017F;t Gott &#x017F;eyn. Ver-<lb/><hi rendition="#et">nehmt es,</hi></l><lb/>
            <l>O ihr Himmel, vernehmts! Er will &#x017F;elb&#x017F;t Gott &#x017F;eyn!<lb/><hi rendition="#et">Er, den ich</hi></l><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Wie</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[76/0098] Die Schoͤpfung der Hoͤlle. Herrlich vor allen Kronen der Engel, mein goͤttliches Antlitz Wandt’ ich vorzuͤglich auf ihn, und ruhte mit groͤſſeren Gnaden Auf dem Erſchafnen; dies ſah das Chor der jauchzen- den Engel, Und prieß ſeelig ſein Loos. — Und dennoch hat er, der Verruchte, Wider mich ſelbſt und meinen Geſalbten ſein Herz em- poͤret, Es auf ewig empoͤrt, und mit dem grimmigſten Haſſe Scheußlich entſtellt. Die frechen Gedanken ſind nicht mehr Gedanken Eines Engels; er hebet voll Stolz die eiſerne Stirn auf, Trotzt auf ſeine feurigen Wagen, auf Waffen und Schilde Seiner Myriaden, und will ſelbſt Gott ſeyn. Ver- nehmt es, O ihr Himmel, vernehmts! Er will ſelbſt Gott ſeyn! Er, den ich Wie

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften05_1764
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften05_1764/98
Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 5. [Braunschweig], [1764], S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften05_1764/98>, abgerufen am 27.04.2024.