Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 4. [Braunschweig], [1764].

Bild:
<< vorherige Seite

Die Nacht.
Um dich flossen, und kalte Schauer des Todes dich fäß-
ten.

Schaue hinab in die Nacht der allgemeinen Verwüstung,
Wo am Rande der kühnste Gedanke mit Grausen zurück
bebt;

Und wogegen die Nacht des Grabes wie Mittag zu
rechnen?

Wage den einsamen Flug! Du bebst? Wer sollte nicht
beben,

Hinter dem Vorhang der Nacht den Weg zum Him-
mel zu finden.

Ach! was hilft es uns nun, daß man uns Kronen ver-
sprochen,

Und ein schöneres Eden, als jenes Eden auf Erden,
Da der Leitstern uns fehlt durch diese Cimmerischen
Nächte.

Doch, was seh ich? Wer ist die Himmlischglän-
zende Göttin,

Welche sich dir zur Führerin beut? Sie schwingt in
den Händen

Eine leuchtende Fackel; und eine Krone von Sternen
Schim-

Die Nacht.
Um dich floſſen, und kalte Schauer des Todes dich faͤß-
ten.

Schaue hinab in die Nacht der allgemeinen Verwuͤſtung,
Wo am Rande der kuͤhnſte Gedanke mit Grauſen zuruͤck
bebt;

Und wogegen die Nacht des Grabes wie Mittag zu
rechnen?

Wage den einſamen Flug! Du bebſt? Wer ſollte nicht
beben,

Hinter dem Vorhang der Nacht den Weg zum Him-
mel zu finden.

Ach! was hilft es uns nun, daß man uns Kronen ver-
ſprochen,

Und ein ſchoͤneres Eden, als jenes Eden auf Erden,
Da der Leitſtern uns fehlt durch dieſe Cimmeriſchen
Naͤchte.

Doch, was ſeh ich? Wer iſt die Himmliſchglaͤn-
zende Goͤttin,

Welche ſich dir zur Fuͤhrerin beut? Sie ſchwingt in
den Haͤnden

Eine leuchtende Fackel; und eine Krone von Sternen
Schim-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg>
          <pb facs="#f0200" n="192"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Die Nacht.</hi> </fw><lb/>
          <l>Um dich flo&#x017F;&#x017F;en, und kalte Schauer des Todes dich fa&#x0364;ß-<lb/><hi rendition="#et">ten.</hi></l><lb/>
          <l>Schaue hinab in die Nacht der allgemeinen Verwu&#x0364;&#x017F;tung,</l><lb/>
          <l>Wo am Rande der ku&#x0364;hn&#x017F;te Gedanke mit Grau&#x017F;en zuru&#x0364;ck<lb/><hi rendition="#et">bebt;</hi></l><lb/>
          <l>Und wogegen die Nacht des Grabes wie Mittag zu<lb/><hi rendition="#et">rechnen?</hi></l><lb/>
          <l>Wage den ein&#x017F;amen Flug! Du beb&#x017F;t? Wer &#x017F;ollte nicht<lb/><hi rendition="#et">beben,</hi></l><lb/>
          <l>Hinter dem Vorhang der Nacht den Weg zum Him-<lb/><hi rendition="#et">mel zu finden.</hi></l><lb/>
          <l>Ach! was hilft es uns nun, daß man uns Kronen ver-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;prochen,</hi></l><lb/>
          <l>Und ein &#x017F;cho&#x0364;neres Eden, als jenes Eden auf Erden,</l><lb/>
          <l>Da der Leit&#x017F;tern uns fehlt durch die&#x017F;e Cimmeri&#x017F;chen<lb/><hi rendition="#et">Na&#x0364;chte.</hi></l>
        </lg><lb/>
        <lg>
          <l>Doch, was &#x017F;eh ich? Wer i&#x017F;t die Himmli&#x017F;chgla&#x0364;n-<lb/><hi rendition="#et">zende Go&#x0364;ttin,</hi></l><lb/>
          <l>Welche &#x017F;ich dir zur Fu&#x0364;hrerin beut? Sie &#x017F;chwingt in<lb/><hi rendition="#et">den Ha&#x0364;nden</hi></l><lb/>
          <l>Eine leuchtende Fackel; und eine Krone von Sternen</l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Schim-</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[192/0200] Die Nacht. Um dich floſſen, und kalte Schauer des Todes dich faͤß- ten. Schaue hinab in die Nacht der allgemeinen Verwuͤſtung, Wo am Rande der kuͤhnſte Gedanke mit Grauſen zuruͤck bebt; Und wogegen die Nacht des Grabes wie Mittag zu rechnen? Wage den einſamen Flug! Du bebſt? Wer ſollte nicht beben, Hinter dem Vorhang der Nacht den Weg zum Him- mel zu finden. Ach! was hilft es uns nun, daß man uns Kronen ver- ſprochen, Und ein ſchoͤneres Eden, als jenes Eden auf Erden, Da der Leitſtern uns fehlt durch dieſe Cimmeriſchen Naͤchte. Doch, was ſeh ich? Wer iſt die Himmliſchglaͤn- zende Goͤttin, Welche ſich dir zur Fuͤhrerin beut? Sie ſchwingt in den Haͤnden Eine leuchtende Fackel; und eine Krone von Sternen Schim-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften04_1764
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften04_1764/200
Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 4. [Braunschweig], [1764], S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften04_1764/200>, abgerufen am 18.05.2024.