Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 4. [Braunschweig], [1764].

Bild:
<< vorherige Seite

Die Nacht.
Lassen die Wellen im Eis; das Kunstrad drehet sich
langsam,

Bis es im letzten vergeblichen Schwunge gefrieret,
und still steht.

Manche kandirte Figur hängt an den glänzenden Tannen,
Und der rauhere Reif bläßt Schnee, mit Eise vermi-
schet,

Ueber Wälder und Hain; im festlichen Schmucke liegt
alles

Am erwarteten Morgen, und schimmert im weissen Ge-
wande.

Vor mir liegt der nächtliche Himmel in aller der
Schönheit,

Die des Ewigen Hand auf seine Fluren geschüttet.
Welch unzehlige Mengen von güldnen blitzenden Span-
gen

Werden zum Hauptschmuck der Nacht, und giessen ge-
milderte Stralen

Jn das Auge des nächtlichen Schauers, der voller Ent-
zücken

Unter dem Bogen der Luft in starrem Wunder vertieft
steht.

Diese
M 4

Die Nacht.
Laſſen die Wellen im Eis; das Kunſtrad drehet ſich
langſam,

Bis es im letzten vergeblichen Schwunge gefrieret,
und ſtill ſteht.

Manche kandirte Figur haͤngt an den glaͤnzenden Tannen,
Und der rauhere Reif blaͤßt Schnee, mit Eiſe vermi-
ſchet,

Ueber Waͤlder und Hain; im feſtlichen Schmucke liegt
alles

Am erwarteten Morgen, und ſchimmert im weiſſen Ge-
wande.

Vor mir liegt der naͤchtliche Himmel in aller der
Schoͤnheit,

Die des Ewigen Hand auf ſeine Fluren geſchuͤttet.
Welch unzehlige Mengen von guͤldnen blitzenden Span-
gen

Werden zum Hauptſchmuck der Nacht, und gieſſen ge-
milderte Stralen

Jn das Auge des naͤchtlichen Schauers, der voller Ent-
zuͤcken

Unter dem Bogen der Luft in ſtarrem Wunder vertieft
ſteht.

Dieſe
M 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg>
          <pb facs="#f0191" n="183"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Die Nacht.</hi> </fw><lb/>
          <l>La&#x017F;&#x017F;en die Wellen im Eis; das Kun&#x017F;trad drehet &#x017F;ich<lb/><hi rendition="#et">lang&#x017F;am,</hi></l><lb/>
          <l>Bis es im letzten vergeblichen Schwunge gefrieret,<lb/><hi rendition="#et">und &#x017F;till &#x017F;teht.</hi></l><lb/>
          <l>Manche kandirte Figur ha&#x0364;ngt an den gla&#x0364;nzenden Tannen,</l><lb/>
          <l>Und der rauhere Reif bla&#x0364;ßt Schnee, mit Ei&#x017F;e vermi-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;chet,</hi></l><lb/>
          <l>Ueber Wa&#x0364;lder und Hain; im fe&#x017F;tlichen Schmucke liegt<lb/><hi rendition="#et">alles</hi></l><lb/>
          <l>Am erwarteten Morgen, und &#x017F;chimmert im wei&#x017F;&#x017F;en Ge-<lb/><hi rendition="#et">wande.</hi></l>
        </lg><lb/>
        <lg>
          <l>Vor mir liegt der na&#x0364;chtliche Himmel in aller der<lb/><hi rendition="#et">Scho&#x0364;nheit,</hi></l><lb/>
          <l>Die des Ewigen Hand auf &#x017F;eine Fluren ge&#x017F;chu&#x0364;ttet.</l><lb/>
          <l>Welch unzehlige Mengen von gu&#x0364;ldnen blitzenden Span-<lb/><hi rendition="#et">gen</hi></l><lb/>
          <l>Werden zum Haupt&#x017F;chmuck der Nacht, und gie&#x017F;&#x017F;en ge-<lb/><hi rendition="#et">milderte Stralen</hi></l><lb/>
          <l>Jn das Auge des na&#x0364;chtlichen Schauers, der voller Ent-<lb/><hi rendition="#et">zu&#x0364;cken</hi></l><lb/>
          <l>Unter dem Bogen der Luft in &#x017F;tarrem Wunder vertieft<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;teht.</hi></l><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">M 4</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Die&#x017F;e</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[183/0191] Die Nacht. Laſſen die Wellen im Eis; das Kunſtrad drehet ſich langſam, Bis es im letzten vergeblichen Schwunge gefrieret, und ſtill ſteht. Manche kandirte Figur haͤngt an den glaͤnzenden Tannen, Und der rauhere Reif blaͤßt Schnee, mit Eiſe vermi- ſchet, Ueber Waͤlder und Hain; im feſtlichen Schmucke liegt alles Am erwarteten Morgen, und ſchimmert im weiſſen Ge- wande. Vor mir liegt der naͤchtliche Himmel in aller der Schoͤnheit, Die des Ewigen Hand auf ſeine Fluren geſchuͤttet. Welch unzehlige Mengen von guͤldnen blitzenden Span- gen Werden zum Hauptſchmuck der Nacht, und gieſſen ge- milderte Stralen Jn das Auge des naͤchtlichen Schauers, der voller Ent- zuͤcken Unter dem Bogen der Luft in ſtarrem Wunder vertieft ſteht. Dieſe M 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften04_1764
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften04_1764/191
Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 4. [Braunschweig], [1764], S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften04_1764/191>, abgerufen am 17.05.2024.