Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 4. [Braunschweig], [1764].Die Nacht. Sein sonst muthiges Roß. Von schwarzer Ahndunggetroffen, Und von seinem schützenden Geist sanftlispelnd gewarnet, Zieht er die Zügel zurück; doch endlich stählt er von neuem Sein ermuntertes Herz; vertraut sich der Känntniß des Pfades, Und trabt blind in die Fluth. Die Fluthen ergreifen ihn mächtig, Führen ihn fort; vergebens bestrebt das schnaubende Roß sich, Jhn mit Schwimmen zu retten; umsonst! der reissen- de Waldstrom Rollt mit gewaltigem Schuß sie kläglich unter einander. Seufzend begiebt sich sein Engel zurück vom öden Gestade, Und sein Leichnam treibet dahin; mit häufigen Zähren Wartet sein Weib die schreckliche Nacht; oft schaut sie vergebens Jn M 3.
Die Nacht. Sein ſonſt muthiges Roß. Von ſchwarzer Ahndunggetroffen, Und von ſeinem ſchuͤtzenden Geiſt ſanftlispelnd gewarnet, Zieht er die Zuͤgel zuruͤck; doch endlich ſtaͤhlt er von neuem Sein ermuntertes Herz; vertraut ſich der Kaͤnntniß des Pfades, Und trabt blind in die Fluth. Die Fluthen ergreifen ihn maͤchtig, Fuͤhren ihn fort; vergebens beſtrebt das ſchnaubende Roß ſich, Jhn mit Schwimmen zu retten; umſonſt! der reiſſen- de Waldſtrom Rollt mit gewaltigem Schuß ſie klaͤglich unter einander. Seufzend begiebt ſich ſein Engel zuruͤck vom oͤden Geſtade, Und ſein Leichnam treibet dahin; mit haͤufigen Zaͤhren Wartet ſein Weib die ſchreckliche Nacht; oft ſchaut ſie vergebens Jn M 3.
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Die Nacht.
Sein ſonſt muthiges Roß. Von ſchwarzer Ahndung
getroffen,
Und von ſeinem ſchuͤtzenden Geiſt ſanftlispelnd gewarnet,
Zieht er die Zuͤgel zuruͤck; doch endlich ſtaͤhlt er von
neuem
Sein ermuntertes Herz; vertraut ſich der Kaͤnntniß
des Pfades,
Und trabt blind in die Fluth. Die Fluthen ergreifen
ihn maͤchtig,
Fuͤhren ihn fort; vergebens beſtrebt das ſchnaubende
Roß ſich,
Jhn mit Schwimmen zu retten; umſonſt! der reiſſen-
de Waldſtrom
Rollt mit gewaltigem Schuß ſie klaͤglich unter einander.
Seufzend begiebt ſich ſein Engel zuruͤck vom oͤden Geſtade,
Und ſein Leichnam treibet dahin; mit haͤufigen Zaͤhren
Wartet ſein Weib die ſchreckliche Nacht; oft ſchaut ſie
vergebens
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Zitationshilfe: | Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 4. [Braunschweig], [1764], S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften04_1764/189>, abgerufen am 16.02.2025. |