Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 4. [Braunschweig], [1764].

Bild:
<< vorherige Seite

Der Abend.
Unter der Menge von Meistern erblickt, als Frankreich
und Welschland.

Jener Orpheus der Britten in Vauxhall und Rane-
lagh bewundert,

Der im Tempel entzückt, und auf dem Theater ge-
herrscht hat;

Dieser gehörte zu uns. Der Marmor, welchen die Ehr-
furcht

Jhm errichtet, ist auch ein Ehrengedächtniß für Deutsch-
land.

Und durch ihn ward Deutschland nicht arm. Der
glückliche Hasse,

Allezeit glücklich im Ausdruck, und neu in seiner Er-
findung,

Hat nicht Germanien nur in hohes Erstaunen gezwungen,
Welschland selber hat sich nach seinem Muster gebildet.
Und sang nicht der gründliche Graun die zärtlichsten
Lieder,

Mit dem grösten Genie auch nach den strengesten Regeln,
Regeln, die niemals ihm Schwung, und Feuer, und
Kühnheit, benahmen?

Aber

Der Abend.
Unter der Menge von Meiſtern erblickt, als Frankreich
und Welſchland.

Jener Orpheus der Britten in Vauxhall und Rane-
lagh bewundert,

Der im Tempel entzuͤckt, und auf dem Theater ge-
herrſcht hat;

Dieſer gehoͤrte zu uns. Der Marmor, welchen die Ehr-
furcht

Jhm errichtet, iſt auch ein Ehrengedaͤchtniß fuͤr Deutſch-
land.

Und durch ihn ward Deutſchland nicht arm. Der
gluͤckliche Haſſe,

Allezeit gluͤcklich im Ausdruck, und neu in ſeiner Er-
findung,

Hat nicht Germanien nur in hohes Erſtaunen gezwungen,
Welſchland ſelber hat ſich nach ſeinem Muſter gebildet.
Und ſang nicht der gruͤndliche Graun die zaͤrtlichſten
Lieder,

Mit dem groͤſten Genie auch nach den ſtrengeſten Regeln,
Regeln, die niemals ihm Schwung, und Feuer, und
Kuͤhnheit, benahmen?

Aber
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg>
          <pb facs="#f0149" n="141"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Der Abend.</hi> </fw><lb/>
          <l>Unter der Menge von Mei&#x017F;tern erblickt, als Frankreich<lb/><hi rendition="#et">und Wel&#x017F;chland.</hi></l><lb/>
          <l>Jener Orpheus der Britten in Vauxhall und Rane-<lb/><hi rendition="#et">lagh bewundert,</hi></l><lb/>
          <l>Der im Tempel entzu&#x0364;ckt, und auf dem Theater ge-<lb/><hi rendition="#et">herr&#x017F;cht hat;</hi></l><lb/>
          <l>Die&#x017F;er geho&#x0364;rte zu uns. Der Marmor, welchen die Ehr-<lb/><hi rendition="#et">furcht</hi></l><lb/>
          <l>Jhm errichtet, i&#x017F;t auch ein Ehrengeda&#x0364;chtniß fu&#x0364;r Deut&#x017F;ch-<lb/><hi rendition="#et">land.</hi></l><lb/>
          <l>Und durch ihn ward Deut&#x017F;chland nicht arm. Der<lb/><hi rendition="#et">glu&#x0364;ckliche Ha&#x017F;&#x017F;e,</hi></l><lb/>
          <l>Allezeit glu&#x0364;cklich im Ausdruck, und neu in &#x017F;einer Er-<lb/><hi rendition="#et">findung,</hi></l><lb/>
          <l>Hat nicht Germanien nur in hohes Er&#x017F;taunen gezwungen,</l><lb/>
          <l>Wel&#x017F;chland &#x017F;elber hat &#x017F;ich nach &#x017F;einem Mu&#x017F;ter gebildet.</l><lb/>
          <l>Und &#x017F;ang nicht der gru&#x0364;ndliche Graun die za&#x0364;rtlich&#x017F;ten<lb/><hi rendition="#et">Lieder,</hi></l><lb/>
          <l>Mit dem gro&#x0364;&#x017F;ten Genie auch nach den &#x017F;trenge&#x017F;ten Regeln,</l><lb/>
          <l>Regeln, die niemals ihm Schwung, und Feuer, und<lb/><hi rendition="#et">Ku&#x0364;hnheit, benahmen?</hi></l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Aber</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[141/0149] Der Abend. Unter der Menge von Meiſtern erblickt, als Frankreich und Welſchland. Jener Orpheus der Britten in Vauxhall und Rane- lagh bewundert, Der im Tempel entzuͤckt, und auf dem Theater ge- herrſcht hat; Dieſer gehoͤrte zu uns. Der Marmor, welchen die Ehr- furcht Jhm errichtet, iſt auch ein Ehrengedaͤchtniß fuͤr Deutſch- land. Und durch ihn ward Deutſchland nicht arm. Der gluͤckliche Haſſe, Allezeit gluͤcklich im Ausdruck, und neu in ſeiner Er- findung, Hat nicht Germanien nur in hohes Erſtaunen gezwungen, Welſchland ſelber hat ſich nach ſeinem Muſter gebildet. Und ſang nicht der gruͤndliche Graun die zaͤrtlichſten Lieder, Mit dem groͤſten Genie auch nach den ſtrengeſten Regeln, Regeln, die niemals ihm Schwung, und Feuer, und Kuͤhnheit, benahmen? Aber

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften04_1764
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften04_1764/149
Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 4. [Braunschweig], [1764], S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften04_1764/149>, abgerufen am 22.11.2024.