Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 3. [Braunschweig], [1764].An den Freyherrn von Zedlitz. Mein Zedlitz, wie glücklich bist du im Umgang der lehrenden Todten! Die Noth des Dummkopfs kennest du nicht, Wenn ihn in seinem Pallast die Langeweile verfolget; Wenn sie zu hirnlosen Schönen ihn scheucht; Wenn er im wilden Basset die leeren Nächte durchwa- chet, Und in dem traurigen Lomberspiel gähnt; Wenn seinem ekelnden Sinn so wenig sein Pferd, als der Becher, Noch Maskerade zum Zeitvertreib wird; Wenn er das Leere nun fühlt, mit dem das Schicksal ihn strafet, Das ihm zwar Ahnen und Reichthümer gab; Doch welches dagegen ihn auch der hohen Gaben berau- bet, Die man nicht immer von Ahnen ererbt; Dann,
An den Freyherrn von Zedlitz. Mein Zedlitz, wie gluͤcklich biſt du im Umgang der lehrenden Todten! Die Noth des Dummkopfs kenneſt du nicht, Wenn ihn in ſeinem Pallaſt die Langeweile verfolget; Wenn ſie zu hirnloſen Schoͤnen ihn ſcheucht; Wenn er im wilden Baſſet die leeren Naͤchte durchwa- chet, Und in dem traurigen Lomberſpiel gaͤhnt; Wenn ſeinem ekelnden Sinn ſo wenig ſein Pferd, als der Becher, Noch Maskerade zum Zeitvertreib wird; Wenn er das Leere nun fuͤhlt, mit dem das Schickſal ihn ſtrafet, Das ihm zwar Ahnen und Reichthuͤmer gab; Doch welches dagegen ihn auch der hohen Gaben berau- bet, Die man nicht immer von Ahnen ererbt; Dann,
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An den Freyherrn von Zedlitz.
Mein Zedlitz, wie gluͤcklich biſt du im Umgang der
lehrenden Todten!
Die Noth des Dummkopfs kenneſt du nicht,
Wenn ihn in ſeinem Pallaſt die Langeweile verfolget;
Wenn ſie zu hirnloſen Schoͤnen ihn ſcheucht;
Wenn er im wilden Baſſet die leeren Naͤchte durchwa-
chet,
Und in dem traurigen Lomberſpiel gaͤhnt;
Wenn ſeinem ekelnden Sinn ſo wenig ſein Pferd, als
der Becher,
Noch Maskerade zum Zeitvertreib wird;
Wenn er das Leere nun fuͤhlt, mit dem das Schickſal
ihn ſtrafet,
Das ihm zwar Ahnen und Reichthuͤmer gab;
Doch welches dagegen ihn auch der hohen Gaben berau-
bet,
Die man nicht immer von Ahnen ererbt;
Dann,
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