Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 2. [Braunschweig], [1763].

Bild:
<< vorherige Seite

Das Schnupftuch.
Allein der tapfre Held trennt nicht mehr deine Glieder;
Er ist mit Recht erzürnt, und legt die Waffen nieder.
Er übergiebt dir nun zu einem Eigenthum
Belinden ganzes Haus, bestätge deinen Ruhm,
Und nimm es siegreich ein; und laß den Spöttern se-
hen,
Daß sie nicht ungestraft auf deine Hoheit schmähen.

Er sagt es; und Charmant bückt sich beym letzten
Wort,
Und schießet als ein Stral zur Langenweile fort.
Tief in Westphalen (*) liegt ein Wald von alten
Eichen,
Auf dessen Grund niemals des Tages Stralen rei-
chen;
Jn diesem dicken Wald erhebt sich ein Pallast,
Der stolz den Boden drückt mit seiner gothschen Last.
Hier herrscht seit langer Zeit die finstre Langeweile.
Jhr Reich verbreitet sich bis in die fernsten Theile
Der
(*) Siehe Epitres Divers. T. I. p. 224.

Das Schnupftuch.
Allein der tapfre Held trennt nicht mehr deine Glieder;
Er iſt mit Recht erzuͤrnt, und legt die Waffen nieder.
Er uͤbergiebt dir nun zu einem Eigenthum
Belinden ganzes Haus, beſtaͤtge deinen Ruhm,
Und nimm es ſiegreich ein; und laß den Spoͤttern ſe-
hen,
Daß ſie nicht ungeſtraft auf deine Hoheit ſchmaͤhen.

Er ſagt es; und Charmant buͤckt ſich beym letzten
Wort,
Und ſchießet als ein Stral zur Langenweile fort.
Tief in Weſtphalen (*) liegt ein Wald von alten
Eichen,
Auf deſſen Grund niemals des Tages Stralen rei-
chen;
Jn dieſem dicken Wald erhebt ſich ein Pallaſt,
Der ſtolz den Boden druͤckt mit ſeiner gothſchen Laſt.
Hier herrſcht ſeit langer Zeit die finſtre Langeweile.
Jhr Reich verbreitet ſich bis in die fernſten Theile
Der
(*) Siehe Epitres Divers. T. I. p. 224.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="3">
              <pb facs="#f0074" n="66"/>
              <fw place="top" type="header">Das Schnupftuch.</fw><lb/>
              <l>Allein der tapfre Held trennt nicht mehr deine Glieder;</l><lb/>
              <l>Er i&#x017F;t mit Recht erzu&#x0364;rnt, und legt die Waffen nieder.</l><lb/>
              <l>Er u&#x0364;bergiebt dir nun zu einem Eigenthum</l><lb/>
              <l>Belinden ganzes Haus, be&#x017F;ta&#x0364;tge deinen Ruhm,</l><lb/>
              <l>Und nimm es &#x017F;iegreich ein; und laß den Spo&#x0364;ttern &#x017F;e-</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">hen,</hi> </l><lb/>
              <l>Daß &#x017F;ie nicht unge&#x017F;traft auf deine Hoheit &#x017F;chma&#x0364;hen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="4">
              <l>Er &#x017F;agt es; und Charmant bu&#x0364;ckt &#x017F;ich beym letzten</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">Wort,</hi> </l><lb/>
              <l>Und &#x017F;chießet als ein Stral zur Langenweile fort.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="5">
              <l>Tief in We&#x017F;tphalen <note place="foot" n="(*)">Siehe <hi rendition="#aq">Epitres Divers. T. I. p.</hi> 224.</note> liegt ein Wald von alten</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">Eichen,</hi> </l><lb/>
              <l>Auf de&#x017F;&#x017F;en Grund niemals des Tages Stralen rei-</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">chen;</hi> </l><lb/>
              <l>Jn die&#x017F;em dicken Wald erhebt &#x017F;ich ein Palla&#x017F;t,</l><lb/>
              <l>Der &#x017F;tolz den Boden dru&#x0364;ckt mit &#x017F;einer goth&#x017F;chen La&#x017F;t.</l><lb/>
              <l>Hier herr&#x017F;cht &#x017F;eit langer Zeit die fin&#x017F;tre Langeweile.</l><lb/>
              <l>Jhr Reich verbreitet &#x017F;ich bis in die fern&#x017F;ten Theile</l><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">Der</fw><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[66/0074] Das Schnupftuch. Allein der tapfre Held trennt nicht mehr deine Glieder; Er iſt mit Recht erzuͤrnt, und legt die Waffen nieder. Er uͤbergiebt dir nun zu einem Eigenthum Belinden ganzes Haus, beſtaͤtge deinen Ruhm, Und nimm es ſiegreich ein; und laß den Spoͤttern ſe- hen, Daß ſie nicht ungeſtraft auf deine Hoheit ſchmaͤhen. Er ſagt es; und Charmant buͤckt ſich beym letzten Wort, Und ſchießet als ein Stral zur Langenweile fort. Tief in Weſtphalen (*) liegt ein Wald von alten Eichen, Auf deſſen Grund niemals des Tages Stralen rei- chen; Jn dieſem dicken Wald erhebt ſich ein Pallaſt, Der ſtolz den Boden druͤckt mit ſeiner gothſchen Laſt. Hier herrſcht ſeit langer Zeit die finſtre Langeweile. Jhr Reich verbreitet ſich bis in die fernſten Theile Der (*) Siehe Epitres Divers. T. I. p. 224.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften02_1763
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften02_1763/74
Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 2. [Braunschweig], [1763], S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften02_1763/74>, abgerufen am 05.05.2024.