Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 2. [Braunschweig], [1763].

Bild:
<< vorherige Seite

Zweyter Gesang.
Und mit verbundnem Kopf sich ihre Tochter naht.
Kind, (sprach sie ganz bewegt,) was hast du angefan-
gen?
Wo ist das sanfte Roth von deinen muntern Wangen?
Hat etwa dein Gemüth ein Trauerspiel bestürzt?
Hat deine Katze Winz vom Dache sich gestürzt?
Hat deine Nachtigall zu baden sich vergessen,
Und will etwa dein Mops, dein Papagey nicht fressen?
Sprich, Kind, was fehlt dir denn? -- O gnädige
Mama,
Mein Kopf thut grausam weh -- Dein Kopf thut
weh? Ja ja,
Da haben wirs, das kömmt vom vielen Bücherlesen!
O wollt ich lieber doch, sie wären nie gewesen!
Der Himmel weiß es nun, was ich beginnen mag,
Da so viel Zuspruch kömmt auf diesen Nachmittag.
O zieh dich an, mein Kind, du sprichst doch noch am
meisten,
Dein lieber Graf von Hold soll dir Gesellschaft leisten.

Wie
D 2

Zweyter Geſang.
Und mit verbundnem Kopf ſich ihre Tochter naht.
Kind, (ſprach ſie ganz bewegt,) was haſt du angefan-
gen?
Wo iſt das ſanfte Roth von deinen muntern Wangen?
Hat etwa dein Gemuͤth ein Trauerſpiel beſtuͤrzt?
Hat deine Katze Winz vom Dache ſich geſtuͤrzt?
Hat deine Nachtigall zu baden ſich vergeſſen,
Und will etwa dein Mops, dein Papagey nicht freſſen?
Sprich, Kind, was fehlt dir denn? — O gnaͤdige
Mama,
Mein Kopf thut grauſam weh — Dein Kopf thut
weh? Ja ja,
Da haben wirs, das koͤmmt vom vielen Buͤcherleſen!
O wollt ich lieber doch, ſie waͤren nie geweſen!
Der Himmel weiß es nun, was ich beginnen mag,
Da ſo viel Zuſpruch koͤmmt auf dieſen Nachmittag.
O zieh dich an, mein Kind, du ſprichſt doch noch am
meiſten,
Dein lieber Graf von Hold ſoll dir Geſellſchaft leiſten.

Wie
D 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="18">
              <pb facs="#f0059" n="51"/>
              <fw place="top" type="header">Zweyter Ge&#x017F;ang.</fw><lb/>
              <l>Und mit verbundnem Kopf &#x017F;ich ihre Tochter naht.</l><lb/>
              <l>Kind, (&#x017F;prach &#x017F;ie ganz bewegt,) was ha&#x017F;t du angefan-</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">gen?</hi> </l><lb/>
              <l>Wo i&#x017F;t das &#x017F;anfte Roth von deinen muntern Wangen?</l><lb/>
              <l>Hat etwa dein Gemu&#x0364;th ein Trauer&#x017F;piel be&#x017F;tu&#x0364;rzt?</l><lb/>
              <l>Hat deine Katze Winz vom Dache &#x017F;ich ge&#x017F;tu&#x0364;rzt?</l><lb/>
              <l>Hat deine Nachtigall zu baden &#x017F;ich verge&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
              <l>Und will etwa dein Mops, dein Papagey nicht fre&#x017F;&#x017F;en?</l><lb/>
              <l>Sprich, Kind, was fehlt dir denn? &#x2014; O gna&#x0364;dige</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">Mama,</hi> </l><lb/>
              <l>Mein Kopf thut grau&#x017F;am weh &#x2014; Dein Kopf thut</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">weh? Ja ja,</hi> </l><lb/>
              <l>Da haben wirs, das ko&#x0364;mmt vom vielen Bu&#x0364;cherle&#x017F;en!</l><lb/>
              <l>O wollt ich lieber doch, &#x017F;ie wa&#x0364;ren nie gewe&#x017F;en!</l><lb/>
              <l>Der Himmel weiß es nun, was ich beginnen mag,</l><lb/>
              <l>Da &#x017F;o viel Zu&#x017F;pruch ko&#x0364;mmt auf die&#x017F;en Nachmittag.</l><lb/>
              <l>O zieh dich an, mein Kind, du &#x017F;prich&#x017F;t doch noch am</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">mei&#x017F;ten,</hi> </l><lb/>
              <l>Dein lieber Graf von Hold &#x017F;oll dir Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft lei&#x017F;ten.</l><lb/>
              <fw place="bottom" type="sig">D 2</fw>
              <fw place="bottom" type="catch">Wie</fw><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[51/0059] Zweyter Geſang. Und mit verbundnem Kopf ſich ihre Tochter naht. Kind, (ſprach ſie ganz bewegt,) was haſt du angefan- gen? Wo iſt das ſanfte Roth von deinen muntern Wangen? Hat etwa dein Gemuͤth ein Trauerſpiel beſtuͤrzt? Hat deine Katze Winz vom Dache ſich geſtuͤrzt? Hat deine Nachtigall zu baden ſich vergeſſen, Und will etwa dein Mops, dein Papagey nicht freſſen? Sprich, Kind, was fehlt dir denn? — O gnaͤdige Mama, Mein Kopf thut grauſam weh — Dein Kopf thut weh? Ja ja, Da haben wirs, das koͤmmt vom vielen Buͤcherleſen! O wollt ich lieber doch, ſie waͤren nie geweſen! Der Himmel weiß es nun, was ich beginnen mag, Da ſo viel Zuſpruch koͤmmt auf dieſen Nachmittag. O zieh dich an, mein Kind, du ſprichſt doch noch am meiſten, Dein lieber Graf von Hold ſoll dir Geſellſchaft leiſten. Wie D 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften02_1763
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften02_1763/59
Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 2. [Braunschweig], [1763], S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften02_1763/59>, abgerufen am 05.05.2024.