Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 2. [Braunschweig], [1763].

Bild:
<< vorherige Seite

Zweyter Gesang.
über ihrem Haupt weg, daß sie ganz naß wur-
den. Nach vielem Ungemach kamen sie endlich aus
den dicken Wäldern heraus; sie würden aber viel-
leicht die ganze lange Nacht durch auf den unwirth-
baren Haiden herumgefahren seyn, da der Schnee
alle Spuren von einem Wege bedeckt hatte, wenn
nicht in eben dem Augenblicke ein kleiner Bergsyl-
phe aus dem Pallaste der Hercynia ganz matt und
kraftlos auf ihr Fuhrwerk niedergesunken wäre, so
sehr hatte der Schnee seine bunten Schwingen be-
schwert. Glückliche Wandrer! rief er aus; die
Beherrscherin dieser Gebirge, die mächtige Nym-
phe Hercynia, sendet mich euch entgegen. Sie
hat euch unter viel tausend Sterblichen ausersehn,
alle ihre Wunderwerke zu schauen, und sie auf die

Nach-
O 2

Zweyter Geſang.
uͤber ihrem Haupt weg, daß ſie ganz naß wur-
den. Nach vielem Ungemach kamen ſie endlich aus
den dicken Waͤldern heraus; ſie wuͤrden aber viel-
leicht die ganze lange Nacht durch auf den unwirth-
baren Haiden herumgefahren ſeyn, da der Schnee
alle Spuren von einem Wege bedeckt hatte, wenn
nicht in eben dem Augenblicke ein kleiner Bergſyl-
phe aus dem Pallaſte der Hercynia ganz matt und
kraftlos auf ihr Fuhrwerk niedergeſunken waͤre, ſo
ſehr hatte der Schnee ſeine bunten Schwingen be-
ſchwert. Gluͤckliche Wandrer! rief er aus; die
Beherrſcherin dieſer Gebirge, die maͤchtige Nym-
phe Hercynia, ſendet mich euch entgegen. Sie
hat euch unter viel tauſend Sterblichen auserſehn,
alle ihre Wunderwerke zu ſchauen, und ſie auf die

Nach-
O 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0219" n="211"/><fw place="top" type="header">Zweyter Ge&#x017F;ang.</fw><lb/>
u&#x0364;ber ihrem Haupt weg, daß &#x017F;ie ganz naß wur-<lb/>
den. Nach vielem Ungemach kamen &#x017F;ie endlich aus<lb/>
den dicken Wa&#x0364;ldern heraus; &#x017F;ie wu&#x0364;rden aber viel-<lb/>
leicht die ganze lange Nacht durch auf den unwirth-<lb/>
baren Haiden herumgefahren &#x017F;eyn, da der Schnee<lb/>
alle Spuren von einem Wege bedeckt hatte, wenn<lb/>
nicht in eben dem Augenblicke ein kleiner Berg&#x017F;yl-<lb/>
phe aus dem Palla&#x017F;te der Hercynia ganz matt und<lb/>
kraftlos auf ihr Fuhrwerk niederge&#x017F;unken wa&#x0364;re, &#x017F;o<lb/>
&#x017F;ehr hatte der Schnee &#x017F;eine bunten Schwingen be-<lb/>
&#x017F;chwert. Glu&#x0364;ckliche Wandrer! rief er aus; die<lb/>
Beherr&#x017F;cherin die&#x017F;er Gebirge, die ma&#x0364;chtige Nym-<lb/>
phe Hercynia, &#x017F;endet mich euch entgegen. Sie<lb/>
hat euch unter viel tau&#x017F;end Sterblichen auser&#x017F;ehn,<lb/>
alle ihre Wunderwerke zu &#x017F;chauen, und &#x017F;ie auf die<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">O 2</fw><fw place="bottom" type="catch">Nach-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[211/0219] Zweyter Geſang. uͤber ihrem Haupt weg, daß ſie ganz naß wur- den. Nach vielem Ungemach kamen ſie endlich aus den dicken Waͤldern heraus; ſie wuͤrden aber viel- leicht die ganze lange Nacht durch auf den unwirth- baren Haiden herumgefahren ſeyn, da der Schnee alle Spuren von einem Wege bedeckt hatte, wenn nicht in eben dem Augenblicke ein kleiner Bergſyl- phe aus dem Pallaſte der Hercynia ganz matt und kraftlos auf ihr Fuhrwerk niedergeſunken waͤre, ſo ſehr hatte der Schnee ſeine bunten Schwingen be- ſchwert. Gluͤckliche Wandrer! rief er aus; die Beherrſcherin dieſer Gebirge, die maͤchtige Nym- phe Hercynia, ſendet mich euch entgegen. Sie hat euch unter viel tauſend Sterblichen auserſehn, alle ihre Wunderwerke zu ſchauen, und ſie auf die Nach- O 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften02_1763
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften02_1763/219
Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 2. [Braunschweig], [1763], S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften02_1763/219>, abgerufen am 03.05.2024.