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Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 2. [Braunschweig], [1763].

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Erster Gesang.
vertrauten, giengen sie noch einmahl in den Stall,
und nahmen einen traurigen Abschied von den getreuen
Rossen, welche sie bisher auf ihrem Rücken getragen
hatten. Lebe wohl, Gelber! seufzete Hylas. Lebe
wohl! Kömmst du zurück in deinen bequemen Hof-
stall, so müsse dir der Stallknecht doppeltes Futter ge-
ben, und kein Page besteige in den ersten acht Ta-
gen deinen edlen Rücken. Lebe wohl, o Schecke!
unterbrach ihn Zelindor; lebe wohl! du hast mich
zwar unsanft genung getragen; oftmals habe ich in dei-
nem schweren Trotte gefühlt, daß du ehmals ein
Kutschpferd warst, und oftmals hast du Lust bezeigt,
mit mir über und über zu stürzen; aber alles ist jetzt

verge-
N 3

Erſter Geſang.
vertrauten, giengen ſie noch einmahl in den Stall,
und nahmen einen traurigen Abſchied von den getreuen
Roſſen, welche ſie bisher auf ihrem Ruͤcken getragen
hatten. Lebe wohl, Gelber! ſeufzete Hylas. Lebe
wohl! Koͤmmſt du zuruͤck in deinen bequemen Hof-
ſtall, ſo muͤſſe dir der Stallknecht doppeltes Futter ge-
ben, und kein Page beſteige in den erſten acht Ta-
gen deinen edlen Ruͤcken. Lebe wohl, o Schecke!
unterbrach ihn Zelindor; lebe wohl! du haſt mich
zwar unſanft genung getragen; oftmals habe ich in dei-
nem ſchweren Trotte gefuͤhlt, daß du ehmals ein
Kutſchpferd warſt, und oftmals haſt du Luſt bezeigt,
mit mir uͤber und uͤber zu ſtuͤrzen; aber alles iſt jetzt

verge-
N 3
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[197/0205] Erſter Geſang. vertrauten, giengen ſie noch einmahl in den Stall, und nahmen einen traurigen Abſchied von den getreuen Roſſen, welche ſie bisher auf ihrem Ruͤcken getragen hatten. Lebe wohl, Gelber! ſeufzete Hylas. Lebe wohl! Koͤmmſt du zuruͤck in deinen bequemen Hof- ſtall, ſo muͤſſe dir der Stallknecht doppeltes Futter ge- ben, und kein Page beſteige in den erſten acht Ta- gen deinen edlen Ruͤcken. Lebe wohl, o Schecke! unterbrach ihn Zelindor; lebe wohl! du haſt mich zwar unſanft genung getragen; oftmals habe ich in dei- nem ſchweren Trotte gefuͤhlt, daß du ehmals ein Kutſchpferd warſt, und oftmals haſt du Luſt bezeigt, mit mir uͤber und uͤber zu ſtuͤrzen; aber alles iſt jetzt verge- N 3

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Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 2. [Braunschweig], [1763], S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften02_1763/205>, abgerufen am 04.05.2024.