O des verteufelten Wegs? Weder das liebens- würdge Westphalen, noch das angenehme Paderbor- nerland haben so scheußliche Wege, wie diese. Siehst du dort jene traurigen Ebnen, wild, schrecklich, ver- lassen, und öde; wo ein tiefer, bodenloser Fahrweg sich zu einem abscheulichen Dorfe hinunter windet? -- Da werden wir uns hindurcharbeiten müssen. Säs- sen wir nun noch in dem weichen Kanapee in jenem eingehitzten Zimmer, welches wir mit so grosser Eile verliessen! Aber, wir Unsinnigen, wir wolten uns ja von keinem Bitten unsrer Freunde aufhalten lassen, und glaubten, ein halbgefrohrner Regen vom Harz solte uns eben so angenehm seyn, als ein sanfter May- regen; oder die Schneeflocken, die uns jetzt so reichlich in den Hals fliegen, solten uns eben so gut schmecken,
als
Hercynia.
O des verteufelten Wegs? Weder das liebens- wuͤrdge Weſtphalen, noch das angenehme Paderbor- nerland haben ſo ſcheußliche Wege, wie dieſe. Siehſt du dort jene traurigen Ebnen, wild, ſchrecklich, ver- laſſen, und oͤde; wo ein tiefer, bodenloſer Fahrweg ſich zu einem abſcheulichen Dorfe hinunter windet? — Da werden wir uns hindurcharbeiten muͤſſen. Saͤſ- ſen wir nun noch in dem weichen Kanapee in jenem eingehitzten Zimmer, welches wir mit ſo groſſer Eile verlieſſen! Aber, wir Unſinnigen, wir wolten uns ja von keinem Bitten unſrer Freunde aufhalten laſſen, und glaubten, ein halbgefrohrner Regen vom Harz ſolte uns eben ſo angenehm ſeyn, als ein ſanfter May- regen; oder die Schneeflocken, die uns jetzt ſo reichlich in den Hals fliegen, ſolten uns eben ſo gut ſchmecken,
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Hercynia.
O des verteufelten Wegs? Weder das liebens-
wuͤrdge Weſtphalen, noch das angenehme Paderbor-
nerland haben ſo ſcheußliche Wege, wie dieſe. Siehſt
du dort jene traurigen Ebnen, wild, ſchrecklich, ver-
laſſen, und oͤde; wo ein tiefer, bodenloſer Fahrweg
ſich zu einem abſcheulichen Dorfe hinunter windet? —
Da werden wir uns hindurcharbeiten muͤſſen. Saͤſ-
ſen wir nun noch in dem weichen Kanapee in jenem
eingehitzten Zimmer, welches wir mit ſo groſſer Eile
verlieſſen! Aber, wir Unſinnigen, wir wolten uns
ja von keinem Bitten unſrer Freunde aufhalten laſſen,
und glaubten, ein halbgefrohrner Regen vom Harz
ſolte uns eben ſo angenehm ſeyn, als ein ſanfter May-
regen; oder die Schneeflocken, die uns jetzt ſo reichlich
in den Hals fliegen, ſolten uns eben ſo gut ſchmecken,
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Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 2. [Braunschweig], [1763], S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften02_1763/194>, abgerufen am 01.05.2024.
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