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Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 2. [Braunschweig], [1763].

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Fünfter Gesang.
Den erstaunenden Wänden die herrliche Grabschrift
der Katze.
Muse! dir ist nichts verborgen, erzehle der Nach-
welt die Grabschrift,
Wenn dein freyerer Vers nicht vor den Reimen
zurückbebt.
Also lautete sie:

Hier liegt ein Kater der schönsten Art,
Der Cyper von Fräulein Rosauren zart.
Zu seinen Ehr'n hat dieses gestellt
Der Küster, Martin Schinkenfeld.
Als er nunmehr auf Papier, mit Todtenköpfen ge-
zieret,
Dieses Denkmal geschrieben, und seine Perücke ge-
kämmet,
Gieng er voll Hochmuth zum Schloß, und über-
reichte Rosauren
Feyerlich seine Geburt mit krummen scharrendem Fuße.
Lächelnd nahm Rosaura die Grabschrift; und sagte:
Herr Küster,
Dieses werde dem Cyper zu Ehren in Marmor geä-
tzet,
Als ein ewiges Denkmal sein frühes Grab zu bedecken.
Jhm
IIter Theil. M

Fuͤnfter Geſang.
Den erſtaunenden Waͤnden die herrliche Grabſchrift
der Katze.
Muſe! dir iſt nichts verborgen, erzehle der Nach-
welt die Grabſchrift,
Wenn dein freyerer Vers nicht vor den Reimen
zuruͤckbebt.
Alſo lautete ſie:

Hier liegt ein Kater der ſchoͤnſten Art,
Der Cyper von Fraͤulein Roſauren zart.
Zu ſeinen Ehr’n hat dieſes geſtellt
Der Kuͤſter, Martin Schinkenfeld.
Als er nunmehr auf Papier, mit Todtenkoͤpfen ge-
zieret,
Dieſes Denkmal geſchrieben, und ſeine Peruͤcke ge-
kaͤmmet,
Gieng er voll Hochmuth zum Schloß, und uͤber-
reichte Roſauren
Feyerlich ſeine Geburt mit krummen ſcharrendem Fuße.
Laͤchelnd nahm Roſaura die Grabſchrift; und ſagte:
Herr Kuͤſter,
Dieſes werde dem Cyper zu Ehren in Marmor geaͤ-
tzet,
Als ein ewiges Denkmal ſein fruͤhes Grab zu bedecken.
Jhm
IIter Theil. M
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[177/0185] Fuͤnfter Geſang. Den erſtaunenden Waͤnden die herrliche Grabſchrift der Katze. Muſe! dir iſt nichts verborgen, erzehle der Nach- welt die Grabſchrift, Wenn dein freyerer Vers nicht vor den Reimen zuruͤckbebt. Alſo lautete ſie: Hier liegt ein Kater der ſchoͤnſten Art, Der Cyper von Fraͤulein Roſauren zart. Zu ſeinen Ehr’n hat dieſes geſtellt Der Kuͤſter, Martin Schinkenfeld. Als er nunmehr auf Papier, mit Todtenkoͤpfen ge- zieret, Dieſes Denkmal geſchrieben, und ſeine Peruͤcke ge- kaͤmmet, Gieng er voll Hochmuth zum Schloß, und uͤber- reichte Roſauren Feyerlich ſeine Geburt mit krummen ſcharrendem Fuße. Laͤchelnd nahm Roſaura die Grabſchrift; und ſagte: Herr Kuͤſter, Dieſes werde dem Cyper zu Ehren in Marmor geaͤ- tzet, Als ein ewiges Denkmal ſein fruͤhes Grab zu bedecken. Jhm IIter Theil. M

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Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 2. [Braunschweig], [1763], S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften02_1763/185>, abgerufen am 22.11.2024.