Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 2. [Braunschweig], [1763].Fünfter Gesang. Warum mag er mein Haus mit so viel Zwang vermei-den? Und warum wirst du roth? Bist du wohl Schuld dar- an? Jch, gnädige Mama? Was geht der Graf mich an? -- Ja, Fräulein, eben du. Er flieht mein Haus aus Ra- che. Jhr Mädchens seyd nicht klug. Jch weiß die ganze Sache. Doch glaub, es läßt sehr schlecht, so hoch du immer denkst, Wenn du das wieder nimmst, was du erst selbst ver- schenkst. Zur Unzeit stellen sich die Bürgermädchen spröde, Kein Fräulein ziert sich so. Soll unser Haus denn öde, Und der Quadrilletisch deswegen einsam stehn, Weil gegen dich ein Graf ein Baggatell versehn? Ruf deine Zofe nur in diesem Augenblicke, Und schick ohn allen Zwang das Schnupftuch ihm zu- rücke. So eine Kleinigkeit, soll die wohl Ursach seyn? Daß zwo Familien deswegen sich entzweyn? So
Fuͤnfter Geſang. Warum mag er mein Haus mit ſo viel Zwang vermei-den? Und warum wirſt du roth? Biſt du wohl Schuld dar- an? Jch, gnaͤdige Mama? Was geht der Graf mich an? — Ja, Fraͤulein, eben du. Er flieht mein Haus aus Ra- che. Jhr Maͤdchens ſeyd nicht klug. Jch weiß die ganze Sache. Doch glaub, es laͤßt ſehr ſchlecht, ſo hoch du immer denkſt, Wenn du das wieder nimmſt, was du erſt ſelbſt ver- ſchenkſt. Zur Unzeit ſtellen ſich die Buͤrgermaͤdchen ſproͤde, Kein Fraͤulein ziert ſich ſo. Soll unſer Haus denn oͤde, Und der Quadrilletiſch deswegen einſam ſtehn, Weil gegen dich ein Graf ein Baggatell verſehn? Ruf deine Zofe nur in dieſem Augenblicke, Und ſchick ohn allen Zwang das Schnupftuch ihm zu- ruͤcke. So eine Kleinigkeit, ſoll die wohl Urſach ſeyn? Daß zwo Familien deswegen ſich entzweyn? So
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Fuͤnfter Geſang.
Warum mag er mein Haus mit ſo viel Zwang vermei-
den?
Und warum wirſt du roth? Biſt du wohl Schuld dar-
an?
Jch, gnaͤdige Mama? Was geht der Graf mich an? —
Ja, Fraͤulein, eben du. Er flieht mein Haus aus Ra-
che.
Jhr Maͤdchens ſeyd nicht klug. Jch weiß die ganze
Sache.
Doch glaub, es laͤßt ſehr ſchlecht, ſo hoch du immer
denkſt,
Wenn du das wieder nimmſt, was du erſt ſelbſt ver-
ſchenkſt.
Zur Unzeit ſtellen ſich die Buͤrgermaͤdchen ſproͤde,
Kein Fraͤulein ziert ſich ſo. Soll unſer Haus denn oͤde,
Und der Quadrilletiſch deswegen einſam ſtehn,
Weil gegen dich ein Graf ein Baggatell verſehn?
Ruf deine Zofe nur in dieſem Augenblicke,
Und ſchick ohn allen Zwang das Schnupftuch ihm zu-
ruͤcke.
So eine Kleinigkeit, ſoll die wohl Urſach ſeyn?
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