Traf ihn des Bannes Stral, und er ward relegi- ret. O Jena! (ruft er aus,) bald werd ich nicht mehr seyn! Bald wird der feige Fuchs sich meines Falles freun! Bald wird man auf dem Markt nicht mehr mich brüllen hören! Kein Wetzen mehr von mir wird eure Ruhe stören, Philister! -- Welch ein Schlag! die Freyheit ist dahin, Dein Ansehn, Jena, fällt, da ich nun nicht mehr bin! Er sagts; springt auf sein Pferd; und zwanzig Cre- ditoren Sahn ihn zu spät entflohn, und ihren Raub ver- lohren.
Da, wo die Pleiße sich mit krummen Fluthen schlingt, Und manches bunte Schiff auf frohe Dörfer bringt, Liegt eine stolze Stadt, die hoch die Dächer zeiget, Groß durch die Musen prangt, und durch den Han- del steiget. Von der nahm Raufbold schon der Thürme Spitzen wahr.
Schor-
A 4
Erſter Geſang.
Traf ihn des Bannes Stral, und er ward relegi- ret. O Jena! (ruft er aus,) bald werd ich nicht mehr ſeyn! Bald wird der feige Fuchs ſich meines Falles freun! Bald wird man auf dem Markt nicht mehr mich bruͤllen hoͤren! Kein Wetzen mehr von mir wird eure Ruhe ſtoͤren, Philiſter! — Welch ein Schlag! die Freyheit iſt dahin, Dein Anſehn, Jena, faͤllt, da ich nun nicht mehr bin! Er ſagts; ſpringt auf ſein Pferd; und zwanzig Cre- ditoren Sahn ihn zu ſpaͤt entflohn, und ihren Raub ver- lohren.
Da, wo die Pleiße ſich mit krummen Fluthen ſchlingt, Und manches bunte Schiff auf frohe Doͤrfer bringt, Liegt eine ſtolze Stadt, die hoch die Daͤcher zeiget, Groß durch die Muſen prangt, und durch den Han- del ſteiget. Von der nahm Raufbold ſchon der Thuͤrme Spitzen wahr.
Schor-
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Erſter Geſang.
Traf ihn des Bannes Stral, und er ward relegi-
ret.
O Jena! (ruft er aus,) bald werd ich nicht mehr
ſeyn!
Bald wird der feige Fuchs ſich meines Falles freun!
Bald wird man auf dem Markt nicht mehr mich
bruͤllen hoͤren!
Kein Wetzen mehr von mir wird eure Ruhe ſtoͤren,
Philiſter! — Welch ein Schlag! die Freyheit iſt
dahin,
Dein Anſehn, Jena, faͤllt, da ich nun nicht mehr
bin!
Er ſagts; ſpringt auf ſein Pferd; und zwanzig Cre-
ditoren
Sahn ihn zu ſpaͤt entflohn, und ihren Raub ver-
lohren.
Da, wo die Pleiße ſich mit krummen Fluthen
ſchlingt,
Und manches bunte Schiff auf frohe Doͤrfer bringt,
Liegt eine ſtolze Stadt, die hoch die Daͤcher zeiget,
Groß durch die Muſen prangt, und durch den Han-
del ſteiget.
Von der nahm Raufbold ſchon der Thuͤrme Spitzen
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Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/71>, abgerufen am 21.11.2024.
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