Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763].

Bild:
<< vorherige Seite

Viertes Buch.

Ein Ceremoniel! Oft ist die ewge Treu,
Der ersten Woche Schwur, die Woche drauf vorbey.

Zum Tempel trat der Geist mit heiligen Geber-
den,

Und warf sich vor dem Stuhl der Priesterin zur Er-
den.

Auf einmal öfnet sich der Zukunft stählern Thor,
Und eine Stimme rief lautdonnernd: Matador,
Tritt her! was siehest du? -- Er sprach: Jch seh
entzücket

Die schönste Statue, die Gärten je geschmücket;
Und vor ihr liegt ein Geist blaß und verzweiflungsvoll,
Daß er sein ganzes Glück verlohren haben soll.
Auch eine Zauberin, erhitzt von Neid und Grimme --
Du hast genung gesehn, (versetzt die Donnerstimme)
Ein fürchterlicher Knall betäubt des Geistes Ohr,
Und voller Furchtsam[keit] entfliehet Matador.
Der Pudergott indes mit seinem neuen Kleide
War
R 5

Viertes Buch.

Ein Ceremoniel! Oft iſt die ewge Treu,
Der erſten Woche Schwur, die Woche drauf vorbey.

Zum Tempel trat der Geiſt mit heiligen Geber-
den,

Und warf ſich vor dem Stuhl der Prieſterin zur Er-
den.

Auf einmal oͤfnet ſich der Zukunft ſtaͤhlern Thor,
Und eine Stimme rief lautdonnernd: Matador,
Tritt her! was ſieheſt du? — Er ſprach: Jch ſeh
entzuͤcket

Die ſchoͤnſte Statue, die Gaͤrten je geſchmuͤcket;
Und vor ihr liegt ein Geiſt blaß und verzweiflungsvoll,
Daß er ſein ganzes Gluͤck verlohren haben ſoll.
Auch eine Zauberin, erhitzt von Neid und Grimme —
Du haſt genung geſehn, (verſetzt die Donnerſtimme)
Ein fuͤrchterlicher Knall betaͤubt des Geiſtes Ohr,
Und voller Furchtſam[keit] entfliehet Matador.
Der Pudergott indes mit ſeinem neuen Kleide
War
R 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg>
          <l>
            <pb facs="#f0329" n="265"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Viertes Buch.</hi> </fw>
          </l><lb/>
          <l>Ein Ceremoniel! Oft i&#x017F;t die ewge Treu,</l><lb/>
          <l>Der er&#x017F;ten Woche Schwur, die Woche drauf vorbey.</l>
        </lg><lb/>
        <lg>
          <l>Zum Tempel trat der Gei&#x017F;t mit heiligen Geber-<lb/><hi rendition="#et">den,</hi></l><lb/>
          <l>Und warf &#x017F;ich vor dem Stuhl der Prie&#x017F;terin zur Er-<lb/><hi rendition="#et">den.</hi></l><lb/>
          <l>Auf einmal o&#x0364;fnet &#x017F;ich der Zukunft &#x017F;ta&#x0364;hlern Thor,</l><lb/>
          <l>Und eine Stimme rief lautdonnernd: Matador,</l><lb/>
          <l>Tritt her! was &#x017F;iehe&#x017F;t du? &#x2014; Er &#x017F;prach: Jch &#x017F;eh<lb/><hi rendition="#et">entzu&#x0364;cket</hi></l><lb/>
          <l>Die &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;te Statue, die Ga&#x0364;rten je ge&#x017F;chmu&#x0364;cket;</l><lb/>
          <l>Und vor ihr liegt ein Gei&#x017F;t blaß und verzweiflungsvoll,</l><lb/>
          <l>Daß er &#x017F;ein ganzes Glu&#x0364;ck verlohren haben &#x017F;oll.</l><lb/>
          <l>Auch eine Zauberin, erhitzt von Neid und Grimme &#x2014;</l><lb/>
          <l>Du ha&#x017F;t genung ge&#x017F;ehn, (ver&#x017F;etzt die Donner&#x017F;timme)</l><lb/>
          <l>Ein fu&#x0364;rchterlicher Knall beta&#x0364;ubt des Gei&#x017F;tes Ohr,</l><lb/>
          <l>Und voller Furcht&#x017F;am<supplied>keit</supplied> entfliehet Matador.</l>
        </lg><lb/>
        <lg>
          <l>Der Pudergott indes mit &#x017F;einem neuen Kleide<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">R 5</fw><fw place="bottom" type="catch">War</fw><lb/></l>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[265/0329] Viertes Buch. Ein Ceremoniel! Oft iſt die ewge Treu, Der erſten Woche Schwur, die Woche drauf vorbey. Zum Tempel trat der Geiſt mit heiligen Geber- den, Und warf ſich vor dem Stuhl der Prieſterin zur Er- den. Auf einmal oͤfnet ſich der Zukunft ſtaͤhlern Thor, Und eine Stimme rief lautdonnernd: Matador, Tritt her! was ſieheſt du? — Er ſprach: Jch ſeh entzuͤcket Die ſchoͤnſte Statue, die Gaͤrten je geſchmuͤcket; Und vor ihr liegt ein Geiſt blaß und verzweiflungsvoll, Daß er ſein ganzes Gluͤck verlohren haben ſoll. Auch eine Zauberin, erhitzt von Neid und Grimme — Du haſt genung geſehn, (verſetzt die Donnerſtimme) Ein fuͤrchterlicher Knall betaͤubt des Geiſtes Ohr, Und voller Furchtſamkeit entfliehet Matador. Der Pudergott indes mit ſeinem neuen Kleide War R 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/329
Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/329>, abgerufen am 30.07.2024.