Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763].

Bild:
<< vorherige Seite

Verwandlungen.

Ob du beym Lomberspiel die Freyheit wirst verlieren;
Ob du im Tanze fällst auf einer Mummerey;
Dies alles weis ich nicht. Doch es sey, was es sey,
So laß uns alles fliehn, was böse Zeichen drohen.
O Schöne, wären wir erst diesem Tag entflohen!
Vor Mannspersonen nimm besonders dich in Acht;
Flieh deine Sklaven auch, die du verliebt gemacht.
Auch dünkt mich, müßtest du dich vor den Geistern hü-
ten;

Doch es geschieht, was Zeit und Porcellan gebieten.

So spricht der holde Geist; und legt sein lau-
schend Ohr

An seiner Schöne Brust, bedeckt mit zartem Flor.
Er fieng zween Seufzer auf, die aus der Brust verirr-
ten,

Und alle Muthmaßung, die er gehabt, verwirrten.
Wie, (sprach er,) sollte sie verliebt geworden seyn?
Die Liebe nahm bisher ihr kaltes Herz nicht ein.
O Schöne,

Verwandlungen.

Ob du beym Lomberſpiel die Freyheit wirſt verlieren;
Ob du im Tanze faͤllſt auf einer Mummerey;
Dies alles weis ich nicht. Doch es ſey, was es ſey,
So laß uns alles fliehn, was boͤſe Zeichen drohen.
O Schoͤne, waͤren wir erſt dieſem Tag entflohen!
Vor Mannsperſonen nimm beſonders dich in Acht;
Flieh deine Sklaven auch, die du verliebt gemacht.
Auch duͤnkt mich, muͤßteſt du dich vor den Geiſtern huͤ-
ten;

Doch es geſchieht, was Zeit und Porcellan gebieten.

So ſpricht der holde Geiſt; und legt ſein lau-
ſchend Ohr

An ſeiner Schoͤne Bruſt, bedeckt mit zartem Flor.
Er fieng zween Seufzer auf, die aus der Bruſt verirr-
ten,

Und alle Muthmaßung, die er gehabt, verwirrten.
Wie, (ſprach er,) ſollte ſie verliebt geworden ſeyn?
Die Liebe nahm bisher ihr kaltes Herz nicht ein.
O Schoͤne,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg>
          <l>
            <pb facs="#f0326" n="262"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Verwandlungen.</hi> </fw>
          </l><lb/>
          <l>Ob du beym Lomber&#x017F;piel die Freyheit wir&#x017F;t verlieren;</l><lb/>
          <l>Ob du im Tanze fa&#x0364;ll&#x017F;t auf einer Mummerey;</l><lb/>
          <l>Dies alles weis ich nicht. Doch es &#x017F;ey, was es &#x017F;ey,</l><lb/>
          <l>So laß uns alles fliehn, was bo&#x0364;&#x017F;e Zeichen drohen.</l><lb/>
          <l>O Scho&#x0364;ne, wa&#x0364;ren wir er&#x017F;t die&#x017F;em Tag entflohen!</l><lb/>
          <l>Vor Mannsper&#x017F;onen nimm be&#x017F;onders dich in Acht;</l><lb/>
          <l>Flieh deine Sklaven auch, die du verliebt gemacht.</l><lb/>
          <l>Auch du&#x0364;nkt mich, mu&#x0364;ßte&#x017F;t du dich vor den Gei&#x017F;tern hu&#x0364;-<lb/><hi rendition="#et">ten;</hi></l><lb/>
          <l>Doch es ge&#x017F;chieht, was Zeit und Porcellan gebieten.</l>
        </lg><lb/>
        <lg>
          <l>So &#x017F;pricht der holde Gei&#x017F;t; und legt &#x017F;ein lau-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;chend Ohr</hi></l><lb/>
          <l>An &#x017F;einer Scho&#x0364;ne Bru&#x017F;t, bedeckt mit zartem Flor.</l><lb/>
          <l>Er fieng zween Seufzer auf, die aus der Bru&#x017F;t verirr-<lb/><hi rendition="#et">ten,</hi></l><lb/>
          <l>Und alle Muthmaßung, die er gehabt, verwirrten.</l><lb/>
          <l>Wie, (&#x017F;prach er,) &#x017F;ollte &#x017F;ie verliebt geworden &#x017F;eyn?</l><lb/>
          <l>Die Liebe nahm bisher ihr kaltes Herz nicht ein.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">O Scho&#x0364;ne,</fw><lb/></l>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[262/0326] Verwandlungen. Ob du beym Lomberſpiel die Freyheit wirſt verlieren; Ob du im Tanze faͤllſt auf einer Mummerey; Dies alles weis ich nicht. Doch es ſey, was es ſey, So laß uns alles fliehn, was boͤſe Zeichen drohen. O Schoͤne, waͤren wir erſt dieſem Tag entflohen! Vor Mannsperſonen nimm beſonders dich in Acht; Flieh deine Sklaven auch, die du verliebt gemacht. Auch duͤnkt mich, muͤßteſt du dich vor den Geiſtern huͤ- ten; Doch es geſchieht, was Zeit und Porcellan gebieten. So ſpricht der holde Geiſt; und legt ſein lau- ſchend Ohr An ſeiner Schoͤne Bruſt, bedeckt mit zartem Flor. Er fieng zween Seufzer auf, die aus der Bruſt verirr- ten, Und alle Muthmaßung, die er gehabt, verwirrten. Wie, (ſprach er,) ſollte ſie verliebt geworden ſeyn? Die Liebe nahm bisher ihr kaltes Herz nicht ein. O Schoͤne,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/326
Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/326>, abgerufen am 25.11.2024.