Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763].

Bild:
<< vorherige Seite

Verwandlungen.

Jch bin der Pudergott, ein Oberster der Sylphen;
Beglückt, wenn Stand und Macht auch froh zu ma-
chen hülfen!

O Schöne, nur durch dich such ich Unsterblichkeit;
Sonst haß ich einen Stand, der ewgen Unmuth dräut.
Willst du mich ewig fliehn? und nie ein Herz beglü-
cken,

Das ganz verlohren ist in Lieb und in Entzücken,
Sobald ich dich nur seh? Wer kniet vor dir nicht
gern?

Doch, Schöne, hasse stets den schalen jungen Herrn,
Der sich allein nur liebt; von euch Trophäen sammelt;
Euch lauter Lügen seufzt, und Prahlereyen stammelt.
Wie treu verehr ich dich! Wer hat dich so verehrt?
Und giebt mir das bey dir nicht einen neuen Werth,
Daß ich herab mich ließ aus hoher Geister Sphäre,
Als Sylphin dich zu sehn, der Oberwelt zur Ehre?
Wie kan dein sprödes Herz so wankelmüthig seyn!

Wie

Verwandlungen.

Jch bin der Pudergott, ein Oberſter der Sylphen;
Begluͤckt, wenn Stand und Macht auch froh zu ma-
chen huͤlfen!

O Schoͤne, nur durch dich ſuch ich Unſterblichkeit;
Sonſt haß ich einen Stand, der ewgen Unmuth draͤut.
Willſt du mich ewig fliehn? und nie ein Herz begluͤ-
cken,

Das ganz verlohren iſt in Lieb und in Entzuͤcken,
Sobald ich dich nur ſeh? Wer kniet vor dir nicht
gern?

Doch, Schoͤne, haſſe ſtets den ſchalen jungen Herrn,
Der ſich allein nur liebt; von euch Trophaͤen ſammelt;
Euch lauter Luͤgen ſeufzt, und Prahlereyen ſtammelt.
Wie treu verehr ich dich! Wer hat dich ſo verehrt?
Und giebt mir das bey dir nicht einen neuen Werth,
Daß ich herab mich ließ aus hoher Geiſter Sphaͤre,
Als Sylphin dich zu ſehn, der Oberwelt zur Ehre?
Wie kan dein ſproͤdes Herz ſo wankelmuͤthig ſeyn!

Wie
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg>
          <l>
            <pb facs="#f0302" n="238"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Verwandlungen.</hi> </fw>
          </l><lb/>
          <l>Jch bin der Pudergott, ein Ober&#x017F;ter der Sylphen;</l><lb/>
          <l>Beglu&#x0364;ckt, wenn Stand und Macht auch froh zu ma-<lb/><hi rendition="#et">chen hu&#x0364;lfen!</hi></l><lb/>
          <l>O Scho&#x0364;ne, nur durch dich &#x017F;uch ich Un&#x017F;terblichkeit;</l><lb/>
          <l>Son&#x017F;t haß ich einen Stand, der ewgen Unmuth dra&#x0364;ut.</l><lb/>
          <l>Will&#x017F;t du mich ewig fliehn? und nie ein Herz beglu&#x0364;-<lb/><hi rendition="#et">cken,</hi></l><lb/>
          <l>Das ganz verlohren i&#x017F;t in Lieb und in Entzu&#x0364;cken,</l><lb/>
          <l>Sobald ich dich nur &#x017F;eh? Wer kniet vor dir nicht<lb/><hi rendition="#et">gern?</hi></l><lb/>
          <l>Doch, Scho&#x0364;ne, ha&#x017F;&#x017F;e &#x017F;tets den &#x017F;chalen jungen Herrn,</l><lb/>
          <l>Der &#x017F;ich allein nur liebt; von euch Tropha&#x0364;en &#x017F;ammelt;</l><lb/>
          <l>Euch lauter Lu&#x0364;gen &#x017F;eufzt, und Prahlereyen &#x017F;tammelt.</l><lb/>
          <l>Wie treu verehr ich dich! Wer hat dich &#x017F;o verehrt?</l><lb/>
          <l>Und giebt mir das bey dir nicht einen neuen Werth,</l><lb/>
          <l>Daß ich herab mich ließ aus hoher Gei&#x017F;ter Spha&#x0364;re,</l><lb/>
          <l>Als Sylphin dich zu &#x017F;ehn, der Oberwelt zur Ehre?</l><lb/>
          <l>Wie kan dein &#x017F;pro&#x0364;des Herz &#x017F;o wankelmu&#x0364;thig &#x017F;eyn!<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Wie</fw><lb/></l>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[238/0302] Verwandlungen. Jch bin der Pudergott, ein Oberſter der Sylphen; Begluͤckt, wenn Stand und Macht auch froh zu ma- chen huͤlfen! O Schoͤne, nur durch dich ſuch ich Unſterblichkeit; Sonſt haß ich einen Stand, der ewgen Unmuth draͤut. Willſt du mich ewig fliehn? und nie ein Herz begluͤ- cken, Das ganz verlohren iſt in Lieb und in Entzuͤcken, Sobald ich dich nur ſeh? Wer kniet vor dir nicht gern? Doch, Schoͤne, haſſe ſtets den ſchalen jungen Herrn, Der ſich allein nur liebt; von euch Trophaͤen ſammelt; Euch lauter Luͤgen ſeufzt, und Prahlereyen ſtammelt. Wie treu verehr ich dich! Wer hat dich ſo verehrt? Und giebt mir das bey dir nicht einen neuen Werth, Daß ich herab mich ließ aus hoher Geiſter Sphaͤre, Als Sylphin dich zu ſehn, der Oberwelt zur Ehre? Wie kan dein ſproͤdes Herz ſo wankelmuͤthig ſeyn! Wie

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/302
Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/302>, abgerufen am 30.07.2024.