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Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763].

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Verwandlungen.

Er nimmt die Larve schon, da noch die Schöne spricht,
Von dem Gesicht herab, und zeigt sein wahr Gesicht.
Doch Zephis tritt indem mit göttergleichem Schimmer,
Mit drohendem Gesicht, als Zephis in das Zimmer.
Selinde flieht erblaßt; der Mohr will mit entfliehn,
Doch Zephis wirft sogleich sein Zauberband auf ihn.
Sein schwerer Fuß erstarrt, und bleibt bezaubert stehen;
Er sieht bestürzt darnach, und kan den Fuß nicht sehen;
Der kleine Mund wird steif, indem er zierlich spricht;
Er wird ein schöner Klotz, geschminket im Gesicht,
Ein leerer Haubenstock; er lacht noch, wie er lachte,
Wenn ihn sonst sein Gesicht mit sich zufrieden machte.

Die Violine schweigt; es stirbt der Lichter Glanz;
Der ganze Boden bebt vom wilden deutschen Tanz;
Es siegt der volle Tag mit königlichem Strale;
Habit

Verwandlungen.

Er nimmt die Larve ſchon, da noch die Schoͤne ſpricht,
Von dem Geſicht herab, und zeigt ſein wahr Geſicht.
Doch Zephis tritt indem mit goͤttergleichem Schimmer,
Mit drohendem Geſicht, als Zephis in das Zimmer.
Selinde flieht erblaßt; der Mohr will mit entfliehn,
Doch Zephis wirft ſogleich ſein Zauberband auf ihn.
Sein ſchwerer Fuß erſtarrt, und bleibt bezaubert ſtehen;
Er ſieht beſtuͤrzt darnach, und kan den Fuß nicht ſehen;
Der kleine Mund wird ſteif, indem er zierlich ſpricht;
Er wird ein ſchoͤner Klotz, geſchminket im Geſicht,
Ein leerer Haubenſtock; er lacht noch, wie er lachte,
Wenn ihn ſonſt ſein Geſicht mit ſich zufrieden machte.

Die Violine ſchweigt; es ſtirbt der Lichter Glanz;
Der ganze Boden bebt vom wilden deutſchen Tanz;
Es ſiegt der volle Tag mit koͤniglichem Strale;
Habit
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[236/0300] Verwandlungen. Er nimmt die Larve ſchon, da noch die Schoͤne ſpricht, Von dem Geſicht herab, und zeigt ſein wahr Geſicht. Doch Zephis tritt indem mit goͤttergleichem Schimmer, Mit drohendem Geſicht, als Zephis in das Zimmer. Selinde flieht erblaßt; der Mohr will mit entfliehn, Doch Zephis wirft ſogleich ſein Zauberband auf ihn. Sein ſchwerer Fuß erſtarrt, und bleibt bezaubert ſtehen; Er ſieht beſtuͤrzt darnach, und kan den Fuß nicht ſehen; Der kleine Mund wird ſteif, indem er zierlich ſpricht; Er wird ein ſchoͤner Klotz, geſchminket im Geſicht, Ein leerer Haubenſtock; er lacht noch, wie er lachte, Wenn ihn ſonſt ſein Geſicht mit ſich zufrieden machte. Die Violine ſchweigt; es ſtirbt der Lichter Glanz; Der ganze Boden bebt vom wilden deutſchen Tanz; Es ſiegt der volle Tag mit koͤniglichem Strale; Habit

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Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/300>, abgerufen am 25.11.2024.