Die mit Verwunderung auf ihre Künste sahn. Und diese Tanzbegier hat so sich fortgepflanzet, Daß oft ein Bär von selbst in Pohlens Wäldern tan- zet.
Da auf dem Ball indeß manch junges Herz ent- brennt, Und mancher seine Schön' in Mannshabit verkennt; Da junge Stutzer sich an alte Nymphen schließen, Und manche grobe Hand im feinen Handschuh küssen; Lag Ronald ohne Schlaf. Er, der fast nie gedacht: Jm Lustspiel traurig war; im Trauerspiel gelacht; Bey jeder Prahlerey mit neuen Flüchen dräute, Und oft den Teufel rief, den er bey Nacht doch scheute; Verwegen, stolz, und dumm bey rundem Angesicht; Der sieht zum erstenmal Aurorens Purpurlicht. Sein Schutzgeist, der ihn treibt, manch Gassenlied zu singen, Eilt, von der Maskerad ihm den Bericht zu bringen.
Dir,
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Drittes Buch.
Die mit Verwunderung auf ihre Kuͤnſte ſahn. Und dieſe Tanzbegier hat ſo ſich fortgepflanzet, Daß oft ein Baͤr von ſelbſt in Pohlens Waͤldern tan- zet.
Da auf dem Ball indeß manch junges Herz ent- brennt, Und mancher ſeine Schoͤn’ in Mannshabit verkennt; Da junge Stutzer ſich an alte Nymphen ſchließen, Und manche grobe Hand im feinen Handſchuh kuͤſſen; Lag Ronald ohne Schlaf. Er, der faſt nie gedacht: Jm Luſtſpiel traurig war; im Trauerſpiel gelacht; Bey jeder Prahlerey mit neuen Fluͤchen draͤute, Und oft den Teufel rief, den er bey Nacht doch ſcheute; Verwegen, ſtolz, und dumm bey rundem Angeſicht; Der ſieht zum erſtenmal Aurorens Purpurlicht. Sein Schutzgeiſt, der ihn treibt, manch Gaſſenlied zu ſingen, Eilt, von der Maskerad ihm den Bericht zu bringen.
Dir,
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Drittes Buch.
Die mit Verwunderung auf ihre Kuͤnſte ſahn.
Und dieſe Tanzbegier hat ſo ſich fortgepflanzet,
Daß oft ein Baͤr von ſelbſt in Pohlens Waͤldern tan-
zet.
Da auf dem Ball indeß manch junges Herz ent-
brennt,
Und mancher ſeine Schoͤn’ in Mannshabit verkennt;
Da junge Stutzer ſich an alte Nymphen ſchließen,
Und manche grobe Hand im feinen Handſchuh kuͤſſen;
Lag Ronald ohne Schlaf. Er, der faſt nie gedacht:
Jm Luſtſpiel traurig war; im Trauerſpiel gelacht;
Bey jeder Prahlerey mit neuen Fluͤchen draͤute,
Und oft den Teufel rief, den er bey Nacht doch ſcheute;
Verwegen, ſtolz, und dumm bey rundem Angeſicht;
Der ſieht zum erſtenmal Aurorens Purpurlicht.
Sein Schutzgeiſt, der ihn treibt, manch Gaſſenlied zu
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Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/295>, abgerufen am 30.07.2024.
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