Und manche Flitterpracht der jungen Herrn besiegt, Und meine Hofnungen zu meinem Schmerz betriegt! Doch Schöne, laß mich nicht nach meinem Zorne han- deln. Jch kan mit einem Wink verderben, und verwan- deln --
So sprach der süße Traum; als Jeanneton sich naht, Und mit Geräusch und Lärm ins stille Zimmer trat. Sogleich entfloh der Traum zum Schattenreich zurücke. Wie raste Zephis nicht! Er trat mit wildem Blicke Zur hagern Jeanneton, die voller Furcht erstarrt, Und von dem Zauberband sogleich berühret ward. Unselig Mittelding von Deutschen und Franzosen, (Sprach er,) mein Kuß eilt schon Selinden liebzuko- sen, Da sie den holden Traum zufrieden angehört; Und durch dein Plaudern wird mein ganzes Glück ge- stört? Erfahre meinen Zorn, verwandle deine Glieder, Und sing, als Papagey, die sonst gesungnen Lieder.
So-
Zweytes Buch.
Und manche Flitterpracht der jungen Herrn beſiegt, Und meine Hofnungen zu meinem Schmerz betriegt! Doch Schoͤne, laß mich nicht nach meinem Zorne han- deln. Jch kan mit einem Wink verderben, und verwan- deln —
So ſprach der ſuͤße Traum; als Jeanneton ſich naht, Und mit Geraͤuſch und Laͤrm ins ſtille Zimmer trat. Sogleich entfloh der Traum zum Schattenreich zuruͤcke. Wie raſte Zephis nicht! Er trat mit wildem Blicke Zur hagern Jeanneton, die voller Furcht erſtarrt, Und von dem Zauberband ſogleich beruͤhret ward. Unſelig Mittelding von Deutſchen und Franzoſen, (Sprach er,) mein Kuß eilt ſchon Selinden liebzuko- ſen, Da ſie den holden Traum zufrieden angehoͤrt; Und durch dein Plaudern wird mein ganzes Gluͤck ge- ſtoͤrt? Erfahre meinen Zorn, verwandle deine Glieder, Und ſing, als Papagey, die ſonſt geſungnen Lieder.
So-
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Zweytes Buch.
Und manche Flitterpracht der jungen Herrn beſiegt,
Und meine Hofnungen zu meinem Schmerz betriegt!
Doch Schoͤne, laß mich nicht nach meinem Zorne han-
deln.
Jch kan mit einem Wink verderben, und verwan-
deln —
So ſprach der ſuͤße Traum; als Jeanneton ſich
naht,
Und mit Geraͤuſch und Laͤrm ins ſtille Zimmer trat.
Sogleich entfloh der Traum zum Schattenreich zuruͤcke.
Wie raſte Zephis nicht! Er trat mit wildem Blicke
Zur hagern Jeanneton, die voller Furcht erſtarrt,
Und von dem Zauberband ſogleich beruͤhret ward.
Unſelig Mittelding von Deutſchen und Franzoſen,
(Sprach er,) mein Kuß eilt ſchon Selinden liebzuko-
ſen,
Da ſie den holden Traum zufrieden angehoͤrt;
Und durch dein Plaudern wird mein ganzes Gluͤck ge-
ſtoͤrt?
Erfahre meinen Zorn, verwandle deine Glieder,
Und ſing, als Papagey, die ſonſt geſungnen Lieder.
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Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/283>, abgerufen am 30.07.2024.
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