Als wenn nach Blonden nie mein Herz geschmachtet hätte! Wußt ich, als Pudergott, aus der Erfahrung nicht, Daß wenig Zärtlichkeit ein schwarzes Haar verspricht? Wie still erobert nicht die zärtliche Blondine! Mein weicher Puder hebt die angenehme Miene; Der blauen Augen Glanz, gerührt von unserm Schmerz, Fließt sanft in unsre Brust, und füllt das ganze Herz. Elender, dein Geschick hat dich zu hart verdammet! Von einer Sterblichen monarchschem Blick entflammet, Mußt du ein ganzes Heer von Nebenbuhlern sehn, Die glücklicher vielleicht, als je ein Sylphe, flehn. Doch nichts sey mir zu klein! die List soll sie betrügen; Und siegt die Liebe nicht, so soll die Rache siegen.
Er sagts, und lehnte sich, tief in des Waldes Schooß, An einen Eichbaum an, bedeckt von ewgem Moos.
Sein
N 3
Zweytes Buch.
Als wenn nach Blonden nie mein Herz geſchmachtet haͤtte! Wußt ich, als Pudergott, aus der Erfahrung nicht, Daß wenig Zaͤrtlichkeit ein ſchwarzes Haar verſpricht? Wie ſtill erobert nicht die zaͤrtliche Blondine! Mein weicher Puder hebt die angenehme Miene; Der blauen Augen Glanz, geruͤhrt von unſerm Schmerz, Fließt ſanft in unſre Bruſt, und fuͤllt das ganze Herz. Elender, dein Geſchick hat dich zu hart verdammet! Von einer Sterblichen monarchſchem Blick entflammet, Mußt du ein ganzes Heer von Nebenbuhlern ſehn, Die gluͤcklicher vielleicht, als je ein Sylphe, flehn. Doch nichts ſey mir zu klein! die Liſt ſoll ſie betruͤgen; Und ſiegt die Liebe nicht, ſo ſoll die Rache ſiegen.
Er ſagts, und lehnte ſich, tief in des Waldes Schooß, An einen Eichbaum an, bedeckt von ewgem Moos.
Sein
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Zweytes Buch.
Als wenn nach Blonden nie mein Herz geſchmachtet
haͤtte!
Wußt ich, als Pudergott, aus der Erfahrung nicht,
Daß wenig Zaͤrtlichkeit ein ſchwarzes Haar verſpricht?
Wie ſtill erobert nicht die zaͤrtliche Blondine!
Mein weicher Puder hebt die angenehme Miene;
Der blauen Augen Glanz, geruͤhrt von unſerm
Schmerz,
Fließt ſanft in unſre Bruſt, und fuͤllt das ganze Herz.
Elender, dein Geſchick hat dich zu hart verdammet!
Von einer Sterblichen monarchſchem Blick entflammet,
Mußt du ein ganzes Heer von Nebenbuhlern ſehn,
Die gluͤcklicher vielleicht, als je ein Sylphe, flehn.
Doch nichts ſey mir zu klein! die Liſt ſoll ſie betruͤgen;
Und ſiegt die Liebe nicht, ſo ſoll die Rache ſiegen.
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Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/261>, abgerufen am 22.11.2024.
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