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Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763].

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Verwandlungen.

Aus tausend Lampen stralt ein zauberisches Licht,
Das mit dem trüben Glanz die dunkle Höhl erhellet,
Und manches Schattenbild vor scheue Blicke stellet.
Die Felsenwände schmückt der Schnecken krummes
Haus,

Und der barocksche Schmuck vielfarbger Muscheln aus.
Nie wird ein Sonnenstral die finstre Grott entdecken;
Mit schwarzen Flügeln ruht auf ihr das kalte Schre-
cken.

Arminde selber sitzt auf einem stolzen Thron.
Die nimmer wahre Haut von dem Cameleon
Jst statt des Baldachins; er schimmert von Crystallen,
Wovon zum starren Blick viel tausend Farben wallen.
Von ihren Schultern fließt ein stralendes Gewand,
Nach Schlangen Art frisirt mit manchem Zauberband.
Stets scheint den falschen Stoff ein andres Licht zu
färben;

Die neuen Farben fliehn, noch wenn die alten sterben.

So

Verwandlungen.

Aus tauſend Lampen ſtralt ein zauberiſches Licht,
Das mit dem truͤben Glanz die dunkle Hoͤhl erhellet,
Und manches Schattenbild vor ſcheue Blicke ſtellet.
Die Felſenwaͤnde ſchmuͤckt der Schnecken krummes
Haus,

Und der barockſche Schmuck vielfarbger Muſcheln aus.
Nie wird ein Sonnenſtral die finſtre Grott entdecken;
Mit ſchwarzen Fluͤgeln ruht auf ihr das kalte Schre-
cken.

Arminde ſelber ſitzt auf einem ſtolzen Thron.
Die nimmer wahre Haut von dem Cameleon
Jſt ſtatt des Baldachins; er ſchimmert von Cryſtallen,
Wovon zum ſtarren Blick viel tauſend Farben wallen.
Von ihren Schultern fließt ein ſtralendes Gewand,
Nach Schlangen Art friſirt mit manchem Zauberband.
Stets ſcheint den falſchen Stoff ein andres Licht zu
faͤrben;

Die neuen Farben fliehn, noch wenn die alten ſterben.

So
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[170/0234] Verwandlungen. Aus tauſend Lampen ſtralt ein zauberiſches Licht, Das mit dem truͤben Glanz die dunkle Hoͤhl erhellet, Und manches Schattenbild vor ſcheue Blicke ſtellet. Die Felſenwaͤnde ſchmuͤckt der Schnecken krummes Haus, Und der barockſche Schmuck vielfarbger Muſcheln aus. Nie wird ein Sonnenſtral die finſtre Grott entdecken; Mit ſchwarzen Fluͤgeln ruht auf ihr das kalte Schre- cken. Arminde ſelber ſitzt auf einem ſtolzen Thron. Die nimmer wahre Haut von dem Cameleon Jſt ſtatt des Baldachins; er ſchimmert von Cryſtallen, Wovon zum ſtarren Blick viel tauſend Farben wallen. Von ihren Schultern fließt ein ſtralendes Gewand, Nach Schlangen Art friſirt mit manchem Zauberband. Stets ſcheint den falſchen Stoff ein andres Licht zu faͤrben; Die neuen Farben fliehn, noch wenn die alten ſterben. So

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Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/234>, abgerufen am 29.03.2024.