Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763].

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

Fünfter Gesang.

Und mache seinen Arm dem Arme Raufbolds gleich.
Sein Beyspiel wird gewiß dir neue Helden ziehen,
Und deine Herrschaft wird auch an der Pleiße blühen.
Also Lindan. -- Sein Wort floß zu der Göttin Ohr,
Und alsobald ruft sie den Thanathos hervor.
Ein ungeheurer Geist! sein Blick weißagt Verderben;
Von seiner Sichel wird manch edler Jüngling sterben;
Die Mutter klagt um ihn in mancher schwarzen Nacht,
Daß in der Musen Schooß das Schwerd ihn um-
gebracht.
Sie schwingen beyde sich nach Leipzigs stillen Linden,
Wo sie in süßer Ruh den müden Stutzer finden.
Doch schlief er unverzagt, wie Alexander schlief,
Als die Trompete schon zum blutgen Angrif rief.

Nur Raufbold wachte noch, und sang mit seinen
Schaaren,
Ein wildes Siegeslied, daß sie entkommen waren.
Es
J 5

Fuͤnfter Geſang.

Und mache ſeinen Arm dem Arme Raufbolds gleich.
Sein Beyſpiel wird gewiß dir neue Helden ziehen,
Und deine Herrſchaft wird auch an der Pleiße bluͤhen.
Alſo Lindan. — Sein Wort floß zu der Goͤttin Ohr,
Und alſobald ruft ſie den Thanathos hervor.
Ein ungeheurer Geiſt! ſein Blick weißagt Verderben;
Von ſeiner Sichel wird manch edler Juͤngling ſterben;
Die Mutter klagt um ihn in mancher ſchwarzen Nacht,
Daß in der Muſen Schooß das Schwerd ihn um-
gebracht.
Sie ſchwingen beyde ſich nach Leipzigs ſtillen Linden,
Wo ſie in ſuͤßer Ruh den muͤden Stutzer finden.
Doch ſchlief er unverzagt, wie Alexander ſchlief,
Als die Trompete ſchon zum blutgen Angrif rief.

Nur Raufbold wachte noch, und ſang mit ſeinen
Schaaren,
Ein wildes Siegeslied, daß ſie entkommen waren.
Es
J 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg>
          <l>
            <pb facs="#f0201" n="137"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Fu&#x0364;nfter Ge&#x017F;ang.</hi> </fw>
          </l><lb/>
          <l>Und mache &#x017F;einen Arm dem Arme Raufbolds gleich.</l><lb/>
          <l>Sein Bey&#x017F;piel wird gewiß dir neue Helden ziehen,</l><lb/>
          <l>Und deine Herr&#x017F;chaft wird auch an der Pleiße blu&#x0364;hen.</l><lb/>
          <l>Al&#x017F;o Lindan. &#x2014; Sein Wort floß zu der Go&#x0364;ttin Ohr,</l><lb/>
          <l>Und al&#x017F;obald ruft &#x017F;ie den Thanathos hervor.</l><lb/>
          <l>Ein ungeheurer Gei&#x017F;t! &#x017F;ein Blick weißagt Verderben;</l><lb/>
          <l>Von &#x017F;einer Sichel wird manch edler Ju&#x0364;ngling &#x017F;terben;</l><lb/>
          <l>Die Mutter klagt um ihn in mancher &#x017F;chwarzen Nacht,</l><lb/>
          <l>Daß in der Mu&#x017F;en Schooß das Schwerd ihn um-<lb/><hi rendition="#et">gebracht.</hi></l><lb/>
          <l>Sie &#x017F;chwingen beyde &#x017F;ich nach Leipzigs &#x017F;tillen Linden,</l><lb/>
          <l>Wo &#x017F;ie in &#x017F;u&#x0364;ßer Ruh den mu&#x0364;den Stutzer finden.</l><lb/>
          <l>Doch &#x017F;chlief er unverzagt, wie Alexander &#x017F;chlief,</l><lb/>
          <l>Als die Trompete &#x017F;chon zum blutgen Angrif rief.</l>
        </lg><lb/>
        <lg>
          <l>Nur Raufbold wachte noch, und &#x017F;ang mit &#x017F;einen<lb/><hi rendition="#et">Schaaren,</hi></l><lb/>
          <l>Ein wildes Siegeslied, daß &#x017F;ie entkommen waren.<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">J 5</fw><fw place="bottom" type="catch">Es</fw><lb/></l>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[137/0201] Fuͤnfter Geſang. Und mache ſeinen Arm dem Arme Raufbolds gleich. Sein Beyſpiel wird gewiß dir neue Helden ziehen, Und deine Herrſchaft wird auch an der Pleiße bluͤhen. Alſo Lindan. — Sein Wort floß zu der Goͤttin Ohr, Und alſobald ruft ſie den Thanathos hervor. Ein ungeheurer Geiſt! ſein Blick weißagt Verderben; Von ſeiner Sichel wird manch edler Juͤngling ſterben; Die Mutter klagt um ihn in mancher ſchwarzen Nacht, Daß in der Muſen Schooß das Schwerd ihn um- gebracht. Sie ſchwingen beyde ſich nach Leipzigs ſtillen Linden, Wo ſie in ſuͤßer Ruh den muͤden Stutzer finden. Doch ſchlief er unverzagt, wie Alexander ſchlief, Als die Trompete ſchon zum blutgen Angrif rief. Nur Raufbold wachte noch, und ſang mit ſeinen Schaaren, Ein wildes Siegeslied, daß ſie entkommen waren. Es J 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/201
Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/201>, abgerufen am 11.05.2024.