Und träget Pfeil und Tod auf rothem Rücken fort: So springt auch Raufbold auf, sein Herz ist über- wunden, Und fühlet, trotz Pandur, der Liebe süße Wunden. Die Mode kam ietzo, und siegt mit besserm Glück. Pandur verbirget sich, beschämt vor ihrem Blick; Der Renommist verschmäht im Herzen jensche Trach- ten; Es jauchzete Roman; die Complimente lachten. Le Grand trat ins Gemach, voll artger Höflichkeit, Mit einem alten Rock, von Puder überstreut. Er sprach aus süßem Duft wohlriechender Pomaden: Der Herr Baron Sylvan schickt mich zu Jhro Gna- den, Jhr schönes braunes Haar kömmt in die rechte Hand. Zwo Stunden nur, mein Herr, so sind sie ganz galant. Er sagts, und läßt sogleich den Schläger niedersitzen. Die Scheere wütete mit zwo geschärften Spitzen,
Sein
G
Vierter Geſang.
Und traͤget Pfeil und Tod auf rothem Ruͤcken fort: So ſpringt auch Raufbold auf, ſein Herz iſt uͤber- wunden, Und fuͤhlet, trotz Pandur, der Liebe ſuͤße Wunden. Die Mode kam ietzo, und ſiegt mit beſſerm Gluͤck. Pandur verbirget ſich, beſchaͤmt vor ihrem Blick; Der Renommiſt verſchmaͤht im Herzen jenſche Trach- ten; Es jauchzete Roman; die Complimente lachten. Le Grand trat ins Gemach, voll artger Hoͤflichkeit, Mit einem alten Rock, von Puder uͤberſtreut. Er ſprach aus ſuͤßem Duft wohlriechender Pomaden: Der Herr Baron Sylvan ſchickt mich zu Jhro Gna- den, Jhr ſchoͤnes braunes Haar koͤmmt in die rechte Hand. Zwo Stunden nur, mein Herr, ſo ſind ſie ganz galant. Er ſagts, und laͤßt ſogleich den Schlaͤger niederſitzen. Die Scheere wuͤtete mit zwo geſchaͤrften Spitzen,
Sein
G
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Vierter Geſang.
Und traͤget Pfeil und Tod auf rothem Ruͤcken fort:
So ſpringt auch Raufbold auf, ſein Herz iſt uͤber-
wunden,
Und fuͤhlet, trotz Pandur, der Liebe ſuͤße Wunden.
Die Mode kam ietzo, und ſiegt mit beſſerm Gluͤck.
Pandur verbirget ſich, beſchaͤmt vor ihrem Blick;
Der Renommiſt verſchmaͤht im Herzen jenſche Trach-
ten;
Es jauchzete Roman; die Complimente lachten.
Le Grand trat ins Gemach, voll artger Hoͤflichkeit,
Mit einem alten Rock, von Puder uͤberſtreut.
Er ſprach aus ſuͤßem Duft wohlriechender Pomaden:
Der Herr Baron Sylvan ſchickt mich zu Jhro Gna-
den,
Jhr ſchoͤnes braunes Haar koͤmmt in die rechte Hand.
Zwo Stunden nur, mein Herr, ſo ſind ſie ganz galant.
Er ſagts, und laͤßt ſogleich den Schlaͤger niederſitzen.
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Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/161>, abgerufen am 21.11.2024.
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