Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867.

Bild:
<< vorherige Seite

Wirkungen des elektrischen Stroms.
befestigt ist. Dem Thonpfropf lässt sich leicht die geeignete Form
geben um ihn an die thierischen Theile anzulegen; die Zinkplatten
werden mit den Polen der constanten Kette verbunden. Um von Mus-
keln oder Nerven die Ströme abzuleiten, füllt man zwei Glasge-
fässe g, g (Fig. 224) mit der Zinkvitriollösung; in diese werden Bäu-
[Abbildung] Fig. 224.
sche b aus Filtrirpapier gebracht, die in derselben Lösung getränkt
sind, und auf diese Bäusche endlich durchfeuchteter plastischer Thon,
auf den man die Stellen des Nerven oder Muskels n legt, deren elek-
trische Gegensätze man untersuchen will. In die Glasgefässe tauchen
die Platten p aus amalgamirtem Zink, welche an den Stativen C in
horizontaler und verticaler Richtung durch Schrauben verstellt werden
können und mittelst der Leitungsdrähte d, d mit den Enden des
Galvanometerdrahts in Verbindung stehen. Jedes Stativ ist auf
einem gefirnissten Brettchen B befestigt, welches zugleich das zuge-
hörige Glasgefäss trägt und auf dem den ganzen Apparat tragenden
Fussbrett A ruht.

Ausser Zink in Zinkvitriol hat man auch Kupfer in Kupfervitriol und Platin
in rauchender Salpetersäure zu unpolarisirbaren Elektroden angewandt. Unter ihnen
sind namentlich die letzteren, bei welchen der ausgeschiedene Sauerstoff die Untersal-
petersäure oxydirt und der ausgeschiedene Wasserstoff die Salpetersäure reducirt, in
hohem Grad vor der Polarisation geschützt. Die Amalgamirung des Zinks wirkt bei
den unpolarisirbaren Elektroden gerade so wie in den constanten Ketten. Uebrigens
kann ebenso wenig eine im strengsten Sinn unpolarisirbare Elektrode hergestellt wer-
den, wie es vollkommen constante Ketten gibt. Geringe Ansammlungen von Zer-
setzungsprodukten finden immer statt. In den Elementen kann ausserdem eine ge-
wisse Inconstanz durch die Veränderung in der Concentration und Zusammensetzung
der Flüssigkeiten bewirkt werden. Die letztere ist auch die Ursache, dass eine Com-
bination wie die in Fig. 224 dargestellte in der Regel für sich schon eine schwache
elektromotorische Kraft besitzt, wie man sich dadurch überzeugt, dass die Verbindung
der zwei Zuleitungsbäusche b durch einen ebenfalls in Zinkvitriollösung getränkten

Wirkungen des elektrischen Stroms.
befestigt ist. Dem Thonpfropf lässt sich leicht die geeignete Form
geben um ihn an die thierischen Theile anzulegen; die Zinkplatten
werden mit den Polen der constanten Kette verbunden. Um von Mus-
keln oder Nerven die Ströme abzuleiten, füllt man zwei Glasge-
fässe g, g (Fig. 224) mit der Zinkvitriollösung; in diese werden Bäu-
[Abbildung] Fig. 224.
sche b aus Filtrirpapier gebracht, die in derselben Lösung getränkt
sind, und auf diese Bäusche endlich durchfeuchteter plastischer Thon,
auf den man die Stellen des Nerven oder Muskels n legt, deren elek-
trische Gegensätze man untersuchen will. In die Glasgefässe tauchen
die Platten p aus amalgamirtem Zink, welche an den Stativen C in
horizontaler und verticaler Richtung durch Schrauben verstellt werden
können und mittelst der Leitungsdrähte d, d mit den Enden des
Galvanometerdrahts in Verbindung stehen. Jedes Stativ ist auf
einem gefirnissten Brettchen B befestigt, welches zugleich das zuge-
hörige Glasgefäss trägt und auf dem den ganzen Apparat tragenden
Fussbrett A ruht.

Ausser Zink in Zinkvitriol hat man auch Kupfer in Kupfervitriol und Platin
in rauchender Salpetersäure zu unpolarisirbaren Elektroden angewandt. Unter ihnen
sind namentlich die letzteren, bei welchen der ausgeschiedene Sauerstoff die Untersal-
petersäure oxydirt und der ausgeschiedene Wasserstoff die Salpetersäure reducirt, in
hohem Grad vor der Polarisation geschützt. Die Amalgamirung des Zinks wirkt bei
den unpolarisirbaren Elektroden gerade so wie in den constanten Ketten. Uebrigens
kann ebenso wenig eine im strengsten Sinn unpolarisirbare Elektrode hergestellt wer-
den, wie es vollkommen constante Ketten gibt. Geringe Ansammlungen von Zer-
setzungsprodukten finden immer statt. In den Elementen kann ausserdem eine ge-
wisse Inconstanz durch die Veränderung in der Concentration und Zusammensetzung
der Flüssigkeiten bewirkt werden. Die letztere ist auch die Ursache, dass eine Com-
bination wie die in Fig. 224 dargestellte in der Regel für sich schon eine schwache
elektromotorische Kraft besitzt, wie man sich dadurch überzeugt, dass die Verbindung
der zwei Zuleitungsbäusche b durch einen ebenfalls in Zinkvitriollösung getränkten

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0523" n="501"/><fw place="top" type="header">Wirkungen des elektrischen Stroms.</fw><lb/>
befestigt ist. Dem Thonpfropf lässt sich leicht die geeignete Form<lb/>
geben um ihn an die thierischen Theile anzulegen; die Zinkplatten<lb/>
werden mit den Polen der constanten Kette verbunden. Um von Mus-<lb/>
keln oder Nerven die Ströme abzuleiten, füllt man zwei Glasge-<lb/>
fässe g, g (Fig. 224) mit der Zinkvitriollösung; in diese werden Bäu-<lb/><figure><head>Fig. 224.</head></figure><lb/>
sche b aus Filtrirpapier gebracht, die in derselben Lösung getränkt<lb/>
sind, und auf diese Bäusche endlich durchfeuchteter plastischer Thon,<lb/>
auf den man die Stellen des Nerven oder Muskels n legt, deren elek-<lb/>
trische Gegensätze man untersuchen will. In die Glasgefässe tauchen<lb/>
die Platten p aus amalgamirtem Zink, welche an den Stativen C in<lb/>
horizontaler und verticaler Richtung durch Schrauben verstellt werden<lb/>
können und mittelst der Leitungsdrähte d, d mit den Enden des<lb/>
Galvanometerdrahts in Verbindung stehen. Jedes Stativ ist auf<lb/>
einem gefirnissten Brettchen B befestigt, welches zugleich das zuge-<lb/>
hörige Glasgefäss trägt und auf dem den ganzen Apparat tragenden<lb/>
Fussbrett A ruht.</p><lb/>
          <p>Ausser Zink in Zinkvitriol hat man auch Kupfer in Kupfervitriol und Platin<lb/>
in rauchender Salpetersäure zu unpolarisirbaren Elektroden angewandt. Unter ihnen<lb/>
sind namentlich die letzteren, bei welchen der ausgeschiedene Sauerstoff die Untersal-<lb/>
petersäure oxydirt und der ausgeschiedene Wasserstoff die Salpetersäure reducirt, in<lb/>
hohem Grad vor der Polarisation geschützt. Die Amalgamirung des Zinks wirkt bei<lb/>
den unpolarisirbaren Elektroden gerade so wie in den constanten Ketten. Uebrigens<lb/>
kann ebenso wenig eine im strengsten Sinn unpolarisirbare Elektrode hergestellt wer-<lb/>
den, wie es vollkommen constante Ketten gibt. Geringe Ansammlungen von Zer-<lb/>
setzungsprodukten finden immer statt. In den Elementen kann ausserdem eine ge-<lb/>
wisse Inconstanz durch die Veränderung in der Concentration und Zusammensetzung<lb/>
der Flüssigkeiten bewirkt werden. Die letztere ist auch die Ursache, dass eine Com-<lb/>
bination wie die in Fig. 224 dargestellte in der Regel für sich schon eine schwache<lb/>
elektromotorische Kraft besitzt, wie man sich dadurch überzeugt, dass die Verbindung<lb/>
der zwei Zuleitungsbäusche b durch einen ebenfalls in Zinkvitriollösung getränkten<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[501/0523] Wirkungen des elektrischen Stroms. befestigt ist. Dem Thonpfropf lässt sich leicht die geeignete Form geben um ihn an die thierischen Theile anzulegen; die Zinkplatten werden mit den Polen der constanten Kette verbunden. Um von Mus- keln oder Nerven die Ströme abzuleiten, füllt man zwei Glasge- fässe g, g (Fig. 224) mit der Zinkvitriollösung; in diese werden Bäu- [Abbildung Fig. 224.] sche b aus Filtrirpapier gebracht, die in derselben Lösung getränkt sind, und auf diese Bäusche endlich durchfeuchteter plastischer Thon, auf den man die Stellen des Nerven oder Muskels n legt, deren elek- trische Gegensätze man untersuchen will. In die Glasgefässe tauchen die Platten p aus amalgamirtem Zink, welche an den Stativen C in horizontaler und verticaler Richtung durch Schrauben verstellt werden können und mittelst der Leitungsdrähte d, d mit den Enden des Galvanometerdrahts in Verbindung stehen. Jedes Stativ ist auf einem gefirnissten Brettchen B befestigt, welches zugleich das zuge- hörige Glasgefäss trägt und auf dem den ganzen Apparat tragenden Fussbrett A ruht. Ausser Zink in Zinkvitriol hat man auch Kupfer in Kupfervitriol und Platin in rauchender Salpetersäure zu unpolarisirbaren Elektroden angewandt. Unter ihnen sind namentlich die letzteren, bei welchen der ausgeschiedene Sauerstoff die Untersal- petersäure oxydirt und der ausgeschiedene Wasserstoff die Salpetersäure reducirt, in hohem Grad vor der Polarisation geschützt. Die Amalgamirung des Zinks wirkt bei den unpolarisirbaren Elektroden gerade so wie in den constanten Ketten. Uebrigens kann ebenso wenig eine im strengsten Sinn unpolarisirbare Elektrode hergestellt wer- den, wie es vollkommen constante Ketten gibt. Geringe Ansammlungen von Zer- setzungsprodukten finden immer statt. In den Elementen kann ausserdem eine ge- wisse Inconstanz durch die Veränderung in der Concentration und Zusammensetzung der Flüssigkeiten bewirkt werden. Die letztere ist auch die Ursache, dass eine Com- bination wie die in Fig. 224 dargestellte in der Regel für sich schon eine schwache elektromotorische Kraft besitzt, wie man sich dadurch überzeugt, dass die Verbindung der zwei Zuleitungsbäusche b durch einen ebenfalls in Zinkvitriollösung getränkten

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_medizinische_1867
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_medizinische_1867/523
Zitationshilfe: Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867, S. 501. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_medizinische_1867/523>, abgerufen am 22.12.2024.