Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867.

Bild:
<< vorherige Seite

Erregung der Elektricität.
den z. B. die wichtigeren Metalle in ihrem Verhalten zu verdünnter
Schwefelsäure
folgende Reihe, in welcher dasjenige Metall, wel-
ches am stärksten negativ elektrisch wird, den Anfang, dasjenige
welches am schwächsten negativ elektrisch wird das Ende bildet:
Zink, Zinn, Blei, Eisen, Kupfer, Silber, Gold, Platin,
Kohle
. Nach anderen Beobachtungen nehmen die drei letzteren
Körper, Gold, Platin und Kohle, sogar positive Elektricität an, wäh-
rend die verdünnte Schwefelsäure negativ wird. Wie man sieht weicht
diese Spannungsreihe der Metalle in der verdünnten Säure etwas ab
von der Spannungsreihe, welche die Metalle bei ihrem gegenseitigen
Contact bilden; ausserdem geht aber aus den angeführten Erfahrungen
unzweifelhaft hervor, dass die Flüssigkeiten nicht mit den Metallen in
eine Spannungsreihe gebracht werden können. Denn da Zink in
Berührung mit Flüssigkeiten negativ wird, Zink aber in der Spannungs-
reihe der Metalle der elektropositivste Körper ist, so müssten die
Flüssigkeiten noch elektropositiver sein, und alle andern Metalle müss-
ten in Berührung mit ihnen noch negativer werden als Zink. Davon
tritt aber, wie aus der obigen Reihe hervorgeht, gerade das Gegen-
theil ein. Vielmehr bildet jede Flüssigkeit mit den verschiedenen
Metallen und den ihnen ähnlichen Körpern eine besondere Span-
nungsreihe
, die weder mit der Spannungsreihe der Metalle noch
mit der Spannungsreihe einer andern Flüssigkeit verglichen werden
kann. Wir werden später (in Cap. 4) sehen, dass diesem verschie-
denen Verhalten ein Unterschied in der Art wie die Körper die Elek-
tricität leiten entspricht, wesshalb man auch sämmtliche Körper, welche
in die Spannungsreihe der Metalle eingereiht werden können, als
Leiter erster Classe, jeden andern die Elektricität leitenden Kör-
per aber, der eine besondere Spannungsreihe mit den Metallen bildet,
als einen Leiter zweiter Classe bezeichnet.

Um zwei Platten aus verschiedenem Metall gleichzeitig mit einer298
Berührung
zweier Metalle
mit einer Flüs-
sigkeit.

leitenden Flüssigkeit in Berührung zu bringen, verfährt man am einfach-
sten in folgender Weise. Ein Tuchlappen T (Fig. 201) wird mit der

[Abbildung] Fig. 201.
Flüssigkeit getränkt, dann auf eine Metallplatte Z gelegt und mit einer
andern Metallplatte K bedeckt. Tränkt man nun z. B. das Tuch mit
verdünnter Schwefelsäure, und nimmt zur untern Platte Zink, zur

Erregung der Elektricität.
den z. B. die wichtigeren Metalle in ihrem Verhalten zu verdünnter
Schwefelsäure
folgende Reihe, in welcher dasjenige Metall, wel-
ches am stärksten negativ elektrisch wird, den Anfang, dasjenige
welches am schwächsten negativ elektrisch wird das Ende bildet:
Zink, Zinn, Blei, Eisen, Kupfer, Silber, Gold, Platin,
Kohle
. Nach anderen Beobachtungen nehmen die drei letzteren
Körper, Gold, Platin und Kohle, sogar positive Elektricität an, wäh-
rend die verdünnte Schwefelsäure negativ wird. Wie man sieht weicht
diese Spannungsreihe der Metalle in der verdünnten Säure etwas ab
von der Spannungsreihe, welche die Metalle bei ihrem gegenseitigen
Contact bilden; ausserdem geht aber aus den angeführten Erfahrungen
unzweifelhaft hervor, dass die Flüssigkeiten nicht mit den Metallen in
eine Spannungsreihe gebracht werden können. Denn da Zink in
Berührung mit Flüssigkeiten negativ wird, Zink aber in der Spannungs-
reihe der Metalle der elektropositivste Körper ist, so müssten die
Flüssigkeiten noch elektropositiver sein, und alle andern Metalle müss-
ten in Berührung mit ihnen noch negativer werden als Zink. Davon
tritt aber, wie aus der obigen Reihe hervorgeht, gerade das Gegen-
theil ein. Vielmehr bildet jede Flüssigkeit mit den verschiedenen
Metallen und den ihnen ähnlichen Körpern eine besondere Span-
nungsreihe
, die weder mit der Spannungsreihe der Metalle noch
mit der Spannungsreihe einer andern Flüssigkeit verglichen werden
kann. Wir werden später (in Cap. 4) sehen, dass diesem verschie-
denen Verhalten ein Unterschied in der Art wie die Körper die Elek-
tricität leiten entspricht, wesshalb man auch sämmtliche Körper, welche
in die Spannungsreihe der Metalle eingereiht werden können, als
Leiter erster Classe, jeden andern die Elektricität leitenden Kör-
per aber, der eine besondere Spannungsreihe mit den Metallen bildet,
als einen Leiter zweiter Classe bezeichnet.

Um zwei Platten aus verschiedenem Metall gleichzeitig mit einer298
Berührung
zweier Metalle
mit einer Flüs-
sigkeit.

leitenden Flüssigkeit in Berührung zu bringen, verfährt man am einfach-
sten in folgender Weise. Ein Tuchlappen T (Fig. 201) wird mit der

[Abbildung] Fig. 201.
Flüssigkeit getränkt, dann auf eine Metallplatte Z gelegt und mit einer
andern Metallplatte K bedeckt. Tränkt man nun z. B. das Tuch mit
verdünnter Schwefelsäure, und nimmt zur untern Platte Zink, zur

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0467" n="445"/><fw place="top" type="header">Erregung der Elektricität.</fw><lb/>
den z. B. die wichtigeren Metalle in ihrem Verhalten zu <hi rendition="#g">verdünnter<lb/>
Schwefelsäure</hi> folgende Reihe, in welcher dasjenige Metall, wel-<lb/>
ches am stärksten negativ elektrisch wird, den Anfang, dasjenige<lb/>
welches am schwächsten negativ elektrisch wird das Ende bildet:<lb/><hi rendition="#g">Zink, Zinn, Blei, Eisen, Kupfer, Silber, Gold, Platin,<lb/>
Kohle</hi>. Nach anderen Beobachtungen nehmen die drei letzteren<lb/>
Körper, Gold, Platin und Kohle, sogar positive Elektricität an, wäh-<lb/>
rend die verdünnte Schwefelsäure negativ wird. Wie man sieht weicht<lb/>
diese Spannungsreihe der Metalle in der verdünnten Säure etwas ab<lb/>
von der Spannungsreihe, welche die Metalle bei ihrem gegenseitigen<lb/>
Contact bilden; ausserdem geht aber aus den angeführten Erfahrungen<lb/>
unzweifelhaft hervor, dass die Flüssigkeiten nicht mit den Metallen in<lb/><hi rendition="#g">eine</hi> Spannungsreihe gebracht werden können. Denn da Zink in<lb/>
Berührung mit Flüssigkeiten negativ wird, Zink aber in der Spannungs-<lb/>
reihe der Metalle der elektropositivste Körper ist, so müssten die<lb/>
Flüssigkeiten noch elektropositiver sein, und alle andern Metalle müss-<lb/>
ten in Berührung mit ihnen noch negativer werden als Zink. Davon<lb/>
tritt aber, wie aus der obigen Reihe hervorgeht, gerade das Gegen-<lb/>
theil ein. Vielmehr bildet jede Flüssigkeit mit den verschiedenen<lb/>
Metallen und den ihnen ähnlichen Körpern eine <hi rendition="#g">besondere Span-<lb/>
nungsreihe</hi>, die weder mit der Spannungsreihe der Metalle noch<lb/>
mit der Spannungsreihe einer andern Flüssigkeit verglichen werden<lb/>
kann. Wir werden später (in Cap. 4) sehen, dass diesem verschie-<lb/>
denen Verhalten ein Unterschied in der Art wie die Körper die Elek-<lb/>
tricität leiten entspricht, wesshalb man auch sämmtliche Körper, welche<lb/>
in die Spannungsreihe der Metalle eingereiht werden können, als<lb/><hi rendition="#g">Leiter erster Classe</hi>, jeden andern die Elektricität leitenden Kör-<lb/>
per aber, der eine besondere Spannungsreihe mit den Metallen bildet,<lb/>
als einen <hi rendition="#g">Leiter zweiter Classe</hi> bezeichnet.</p><lb/>
          <p>Um zwei Platten aus verschiedenem Metall gleichzeitig mit einer<note place="right">298<lb/>
Berührung<lb/>
zweier Metalle<lb/>
mit einer Flüs-<lb/>
sigkeit.</note><lb/>
leitenden Flüssigkeit in Berührung zu bringen, verfährt man am einfach-<lb/>
sten in folgender Weise. Ein Tuchlappen T (Fig. 201) wird mit der<lb/><figure><head>Fig. 201.</head></figure><lb/>
Flüssigkeit getränkt, dann auf eine Metallplatte Z gelegt und mit einer<lb/>
andern Metallplatte K bedeckt. Tränkt man nun z. B. das Tuch mit<lb/>
verdünnter Schwefelsäure, und nimmt zur untern Platte Zink, zur<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[445/0467] Erregung der Elektricität. den z. B. die wichtigeren Metalle in ihrem Verhalten zu verdünnter Schwefelsäure folgende Reihe, in welcher dasjenige Metall, wel- ches am stärksten negativ elektrisch wird, den Anfang, dasjenige welches am schwächsten negativ elektrisch wird das Ende bildet: Zink, Zinn, Blei, Eisen, Kupfer, Silber, Gold, Platin, Kohle. Nach anderen Beobachtungen nehmen die drei letzteren Körper, Gold, Platin und Kohle, sogar positive Elektricität an, wäh- rend die verdünnte Schwefelsäure negativ wird. Wie man sieht weicht diese Spannungsreihe der Metalle in der verdünnten Säure etwas ab von der Spannungsreihe, welche die Metalle bei ihrem gegenseitigen Contact bilden; ausserdem geht aber aus den angeführten Erfahrungen unzweifelhaft hervor, dass die Flüssigkeiten nicht mit den Metallen in eine Spannungsreihe gebracht werden können. Denn da Zink in Berührung mit Flüssigkeiten negativ wird, Zink aber in der Spannungs- reihe der Metalle der elektropositivste Körper ist, so müssten die Flüssigkeiten noch elektropositiver sein, und alle andern Metalle müss- ten in Berührung mit ihnen noch negativer werden als Zink. Davon tritt aber, wie aus der obigen Reihe hervorgeht, gerade das Gegen- theil ein. Vielmehr bildet jede Flüssigkeit mit den verschiedenen Metallen und den ihnen ähnlichen Körpern eine besondere Span- nungsreihe, die weder mit der Spannungsreihe der Metalle noch mit der Spannungsreihe einer andern Flüssigkeit verglichen werden kann. Wir werden später (in Cap. 4) sehen, dass diesem verschie- denen Verhalten ein Unterschied in der Art wie die Körper die Elek- tricität leiten entspricht, wesshalb man auch sämmtliche Körper, welche in die Spannungsreihe der Metalle eingereiht werden können, als Leiter erster Classe, jeden andern die Elektricität leitenden Kör- per aber, der eine besondere Spannungsreihe mit den Metallen bildet, als einen Leiter zweiter Classe bezeichnet. Um zwei Platten aus verschiedenem Metall gleichzeitig mit einer leitenden Flüssigkeit in Berührung zu bringen, verfährt man am einfach- sten in folgender Weise. Ein Tuchlappen T (Fig. 201) wird mit der [Abbildung Fig. 201.] Flüssigkeit getränkt, dann auf eine Metallplatte Z gelegt und mit einer andern Metallplatte K bedeckt. Tränkt man nun z. B. das Tuch mit verdünnter Schwefelsäure, und nimmt zur untern Platte Zink, zur 298 Berührung zweier Metalle mit einer Flüs- sigkeit.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_medizinische_1867
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_medizinische_1867/467
Zitationshilfe: Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867, S. 445. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_medizinische_1867/467>, abgerufen am 23.12.2024.