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Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867.

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Ausdehnung durch die Wärme.
vermehrter Dichtigkeit, etwas zu. Man kann daher die Unterschiede
des Ausdehnungscoefficienten verschiedener Gase beim selben Druck
als bedingt durch ihre verschiedene Dichtigkeit ansehen. Doch ist
jene Zunahme der Ausdehnung mit Zunahme des Drucks eine sehr
geringe; man wird also offenbar, wenn man den Druck abnehmen
lässt, einer Grenze sich nähern, wo das Gay-Lussac'sche Gesetz
wirklich strenge richtig ist, d. h. wo die Ausdehnungscoefficienten aller
Gase übereinstimmen.

Eine noch zuverlässigere Methode zur Messung der Luftausdeh-
nung besteht darin, dass man nicht, wie oben, das Volum misst, wel-
ches die nämliche Luftquantität bei verschiedenen Temperaturen, aber
gleichem Druck einnimmt, sondern dass man denjenigen Druck misst,
welcher die nämliche Luftquantität bei verschiedenen Temperaturen
auf dasselbe Volum zurückführt. Wird das Volum v eines Gases bei
dem Druck h von o auf t° erwärmt, so geht dasselbe in ein Volum v
(1 + a) über, wenn wir mit a die Zunahme der Volumeinheit bei der
gegebenen Temperaturveränderung bezeichnen. Da nun aber das Vo-
lum umgekehrt proportional dem Drucke ist, so wird, wenn man den
Druck h gleichzeitig auf h (1 + a) steigert, nun das Volum v unver-
ändert geblieben sein. Man verfährt daher auf folgende Weise: Eine
beliebige Menge trockener Luft wird in einem Glasgefäss G (Fig. 188) über

[Abbildung] Fig. 188.
Quecksilber abgesperrt und luftdicht in dem
Deckel des zum Theil mit Quecksilber ge-
füllten Gefässes Q befestigt, zugleich taucht
in das letztere die Barometerröhre B. Der
auf dem Quecksilber des Gefässes Q la-
stende Druck kann beliebig erhöht werden,
indem man mittelst der Schraube s den Bo-
den t dieses Gefässes in die Höhe schraubt
und dadurch die über dem Quecksilber
stehende Luft zusammenpresst. Man erkal-
tet nun das die trockene Luft enthaltende
Glasgefäss auf 0° und beobachtet zugleich
den Stand des Barometers und die Höhe
des Quecksilbers in G. Wird hierauf das
letztere auf t° erwärmt, so sinkt wegen
der Ausdehnung der Luft das Quecksilber
in ihm. Vermehrt man jetzt den Druck im
Gefässe Q, indem man t in die Höhe schraubt, so kann man leicht
das Quecksilber in dem erwärmten Gefäss G wieder bis zu dem Stand
bringen, den es bei 0° einnahm; es hat dann aber entsprechend auch
der Druck in dem Barometer zugenommen, und zwar muss er von h
auf h (1 + a) gewachsen sein. Auf diese Weise fand Regnault
den Ausdehnungscoefficienten von 0 auf 100° = 0,366. Zugleich er-

Ausdehnung durch die Wärme.
vermehrter Dichtigkeit, etwas zu. Man kann daher die Unterschiede
des Ausdehnungscoëfficienten verschiedener Gase beim selben Druck
als bedingt durch ihre verschiedene Dichtigkeit ansehen. Doch ist
jene Zunahme der Ausdehnung mit Zunahme des Drucks eine sehr
geringe; man wird also offenbar, wenn man den Druck abnehmen
lässt, einer Grenze sich nähern, wo das Gay-Lussac’sche Gesetz
wirklich strenge richtig ist, d. h. wo die Ausdehnungscoëfficienten aller
Gase übereinstimmen.

Eine noch zuverlässigere Methode zur Messung der Luftausdeh-
nung besteht darin, dass man nicht, wie oben, das Volum misst, wel-
ches die nämliche Luftquantität bei verschiedenen Temperaturen, aber
gleichem Druck einnimmt, sondern dass man denjenigen Druck misst,
welcher die nämliche Luftquantität bei verschiedenen Temperaturen
auf dasselbe Volum zurückführt. Wird das Volum v eines Gases bei
dem Druck h von o auf t° erwärmt, so geht dasselbe in ein Volum v
(1 + α) über, wenn wir mit α die Zunahme der Volumeinheit bei der
gegebenen Temperaturveränderung bezeichnen. Da nun aber das Vo-
lum umgekehrt proportional dem Drucke ist, so wird, wenn man den
Druck h gleichzeitig auf h (1 + α) steigert, nun das Volum v unver-
ändert geblieben sein. Man verfährt daher auf folgende Weise: Eine
beliebige Menge trockener Luft wird in einem Glasgefäss G (Fig. 188) über

[Abbildung] Fig. 188.
Quecksilber abgesperrt und luftdicht in dem
Deckel des zum Theil mit Quecksilber ge-
füllten Gefässes Q befestigt, zugleich taucht
in das letztere die Barometerröhre B. Der
auf dem Quecksilber des Gefässes Q la-
stende Druck kann beliebig erhöht werden,
indem man mittelst der Schraube s den Bo-
den t dieses Gefässes in die Höhe schraubt
und dadurch die über dem Quecksilber
stehende Luft zusammenpresst. Man erkal-
tet nun das die trockene Luft enthaltende
Glasgefäss auf 0° und beobachtet zugleich
den Stand des Barometers und die Höhe
des Quecksilbers in G. Wird hierauf das
letztere auf t° erwärmt, so sinkt wegen
der Ausdehnung der Luft das Quecksilber
in ihm. Vermehrt man jetzt den Druck im
Gefässe Q, indem man t in die Höhe schraubt, so kann man leicht
das Quecksilber in dem erwärmten Gefäss G wieder bis zu dem Stand
bringen, den es bei 0° einnahm; es hat dann aber entsprechend auch
der Druck in dem Barometer zugenommen, und zwar muss er von h
auf h (1 + α) gewachsen sein. Auf diese Weise fand Regnault
den Ausdehnungscoëfficienten von 0 auf 100° = 0,366. Zugleich er-

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[373/0395] Ausdehnung durch die Wärme. vermehrter Dichtigkeit, etwas zu. Man kann daher die Unterschiede des Ausdehnungscoëfficienten verschiedener Gase beim selben Druck als bedingt durch ihre verschiedene Dichtigkeit ansehen. Doch ist jene Zunahme der Ausdehnung mit Zunahme des Drucks eine sehr geringe; man wird also offenbar, wenn man den Druck abnehmen lässt, einer Grenze sich nähern, wo das Gay-Lussac’sche Gesetz wirklich strenge richtig ist, d. h. wo die Ausdehnungscoëfficienten aller Gase übereinstimmen. Eine noch zuverlässigere Methode zur Messung der Luftausdeh- nung besteht darin, dass man nicht, wie oben, das Volum misst, wel- ches die nämliche Luftquantität bei verschiedenen Temperaturen, aber gleichem Druck einnimmt, sondern dass man denjenigen Druck misst, welcher die nämliche Luftquantität bei verschiedenen Temperaturen auf dasselbe Volum zurückführt. Wird das Volum v eines Gases bei dem Druck h von o auf t° erwärmt, so geht dasselbe in ein Volum v (1 + α) über, wenn wir mit α die Zunahme der Volumeinheit bei der gegebenen Temperaturveränderung bezeichnen. Da nun aber das Vo- lum umgekehrt proportional dem Drucke ist, so wird, wenn man den Druck h gleichzeitig auf h (1 + α) steigert, nun das Volum v unver- ändert geblieben sein. Man verfährt daher auf folgende Weise: Eine beliebige Menge trockener Luft wird in einem Glasgefäss G (Fig. 188) über [Abbildung Fig. 188.] Quecksilber abgesperrt und luftdicht in dem Deckel des zum Theil mit Quecksilber ge- füllten Gefässes Q befestigt, zugleich taucht in das letztere die Barometerröhre B. Der auf dem Quecksilber des Gefässes Q la- stende Druck kann beliebig erhöht werden, indem man mittelst der Schraube s den Bo- den t dieses Gefässes in die Höhe schraubt und dadurch die über dem Quecksilber stehende Luft zusammenpresst. Man erkal- tet nun das die trockene Luft enthaltende Glasgefäss auf 0° und beobachtet zugleich den Stand des Barometers und die Höhe des Quecksilbers in G. Wird hierauf das letztere auf t° erwärmt, so sinkt wegen der Ausdehnung der Luft das Quecksilber in ihm. Vermehrt man jetzt den Druck im Gefässe Q, indem man t in die Höhe schraubt, so kann man leicht das Quecksilber in dem erwärmten Gefäss G wieder bis zu dem Stand bringen, den es bei 0° einnahm; es hat dann aber entsprechend auch der Druck in dem Barometer zugenommen, und zwar muss er von h auf h (1 + α) gewachsen sein. Auf diese Weise fand Regnault den Ausdehnungscoëfficienten von 0 auf 100° = 0,366. Zugleich er-

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Zitationshilfe: Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867, S. 373. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_medizinische_1867/395>, abgerufen am 23.12.2024.