demnach entgegengesetzt: zeigt der erstere vermehrte, so zeigt der letztere verminderte Helligkeit und umgekehrt.
In der Fig. 152 ist vorausgesetzt, die Strahlen a b, a' b' u. s. w.207 Newton'sche Farbenringe. fielen einander parallel auf die Schichte A B C D auf, und diese Schichte sei von parallelen Wänden A B und C D eingeschlossen: in diesem Fall werden alle reflectirten und ebenso alle durchtretenden Strahlen sich gleich verhalten, jene sämmtlich durch Interferenz ge- schwächt, diese verstärkt sein, oder umgekehrt. Man wird aber eben- desshalb von der Interferenz nichts wahrnehmen. Soll die Interferenz zu Erscheinungen Veranlassung geben, so müssen abwechselnd die neben einander reflectirten oder durchtretenden Strahlen eine verschie- dene Phasendifferenz ihrer Bestandtheile besitzen: es muss also z. B. in dem Strahl b c zwischen dem von a und a" kommenden Licht eine Phasendifferenz von 1 Wellenlänge, in dem Strahl b' c' zwischen dem von a' und a kommenden Licht eine Phasendifferenz von 11/2 Wellen- längen sein u. s. w., diese Forderung wird nun offenbar erfüllt wer- den, wenn die Schichte A B C D an den verschiedenen Stellen b, b' ... von verschiedener Dicke ist. Dünne Schichten von durchsichtiger Substanz, z. B. von Glas oder Glimmer, zeigen daher Interferenzer- scheinungen, wenn sie nicht überall von gleicher Dicke sind. Meistens verdünnen sich solche Plättchen, ebenso wie auch die durchsichtigen Insectenflügel, die Fischschuppen, gegen den Rand hin. Beleuchtet man nun z. B. eine durchsichtige Fischschuppe mit homogenem, etwa rothem Licht, so beobachtet man concentrische Streifen rothen Lichtes, die von dunkeln Streifen unterbrochen sind. Man sieht diese Erschei- nung ebensowohl wenn man die Schuppe im durchtretenden, als wenn man sie im reflectirten Lichte betrachtet: nur sind im letzteren Fall, in Uebereinstimmung mit der obigen Ableitung, diejenigen Streifen hell, die im ersten dunkel sind, und umgekehrt. Wird die Schuppe nicht von homogenem, sondern von weissem Lichte beleuchtet, so müssen natürlich die Dicken der Schichten für die Maxima und Minima der einzelnen Farben verschieden sein, da, wenn z. B. für das Ende des Roth d = 1/4 l wäre, dasselbe für das Ende des Violett nahezu = 1/2 l würde. Nehmen wir an, die Dicke der Schichte sei an ihrem Rand = o, und nehme von da an continuirlich zu, so muss zuerst das Maximum der Helligkeit für Violett, dann dasselbe für Blau, Grün, Gelb und zuletzt für Roth kommen. Man erhält so wieder statt der abwechselnden hellen und dunkeln Streifen im homogenen Lichte einen Wechsel der Farben. Jedesmal aber ergänzen sich die einer bestimmten Stelle entsprechenden reflectirten und durchtretenden Far- ben zu Weiss.
Die angegebenen Erscheinungen lassen sich sehr schön bei einem zuerst von Newton angestellten Versuch beobachten. Derselbe besteht darin, dass man auf eine
Interferenz der Lichtwellen.
demnach entgegengesetzt: zeigt der erstere vermehrte, so zeigt der letztere verminderte Helligkeit und umgekehrt.
In der Fig. 152 ist vorausgesetzt, die Strahlen a b, a' b' u. s. w.207 Newton’sche Farbenringe. fielen einander parallel auf die Schichte A B C D auf, und diese Schichte sei von parallelen Wänden A B und C D eingeschlossen: in diesem Fall werden alle reflectirten und ebenso alle durchtretenden Strahlen sich gleich verhalten, jene sämmtlich durch Interferenz ge- schwächt, diese verstärkt sein, oder umgekehrt. Man wird aber eben- desshalb von der Interferenz nichts wahrnehmen. Soll die Interferenz zu Erscheinungen Veranlassung geben, so müssen abwechselnd die neben einander reflectirten oder durchtretenden Strahlen eine verschie- dene Phasendifferenz ihrer Bestandtheile besitzen: es muss also z. B. in dem Strahl b c zwischen dem von a und a″ kommenden Licht eine Phasendifferenz von 1 Wellenlänge, in dem Strahl b' c' zwischen dem von a' und a kommenden Licht eine Phasendifferenz von 1½ Wellen- längen sein u. s. w., diese Forderung wird nun offenbar erfüllt wer- den, wenn die Schichte A B C D an den verschiedenen Stellen b, b' … von verschiedener Dicke ist. Dünne Schichten von durchsichtiger Substanz, z. B. von Glas oder Glimmer, zeigen daher Interferenzer- scheinungen, wenn sie nicht überall von gleicher Dicke sind. Meistens verdünnen sich solche Plättchen, ebenso wie auch die durchsichtigen Insectenflügel, die Fischschuppen, gegen den Rand hin. Beleuchtet man nun z. B. eine durchsichtige Fischschuppe mit homogenem, etwa rothem Licht, so beobachtet man concentrische Streifen rothen Lichtes, die von dunkeln Streifen unterbrochen sind. Man sieht diese Erschei- nung ebensowohl wenn man die Schuppe im durchtretenden, als wenn man sie im reflectirten Lichte betrachtet: nur sind im letzteren Fall, in Uebereinstimmung mit der obigen Ableitung, diejenigen Streifen hell, die im ersten dunkel sind, und umgekehrt. Wird die Schuppe nicht von homogenem, sondern von weissem Lichte beleuchtet, so müssen natürlich die Dicken der Schichten für die Maxima und Minima der einzelnen Farben verschieden sein, da, wenn z. B. für das Ende des Roth δ = ¼ l wäre, dasselbe für das Ende des Violett nahezu = ½ l würde. Nehmen wir an, die Dicke der Schichte sei an ihrem Rand = o, und nehme von da an continuirlich zu, so muss zuerst das Maximum der Helligkeit für Violett, dann dasselbe für Blau, Grün, Gelb und zuletzt für Roth kommen. Man erhält so wieder statt der abwechselnden hellen und dunkeln Streifen im homogenen Lichte einen Wechsel der Farben. Jedesmal aber ergänzen sich die einer bestimmten Stelle entsprechenden reflectirten und durchtretenden Far- ben zu Weiss.
Die angegebenen Erscheinungen lassen sich sehr schön bei einem zuerst von Newton angestellten Versuch beobachten. Derselbe besteht darin, dass man auf eine
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0335"n="313"/><fwplace="top"type="header">Interferenz der Lichtwellen.</fw><lb/>
demnach entgegengesetzt: zeigt der erstere vermehrte, so zeigt der<lb/>
letztere verminderte Helligkeit und umgekehrt.</p><lb/><p>In der Fig. 152 ist vorausgesetzt, die Strahlen a b, a' b' u. s. w.<noteplace="right">207<lb/>
Newton’sche<lb/>
Farbenringe.</note><lb/>
fielen einander parallel auf die Schichte A B C D auf, und diese<lb/>
Schichte sei von parallelen Wänden A B und C D eingeschlossen: in<lb/>
diesem Fall werden alle reflectirten und ebenso alle durchtretenden<lb/>
Strahlen sich gleich verhalten, jene sämmtlich durch Interferenz ge-<lb/>
schwächt, diese verstärkt sein, oder umgekehrt. Man wird aber eben-<lb/>
desshalb von der Interferenz nichts wahrnehmen. Soll die Interferenz<lb/>
zu Erscheinungen Veranlassung geben, so müssen abwechselnd die<lb/>
neben einander reflectirten oder durchtretenden Strahlen eine verschie-<lb/>
dene Phasendifferenz ihrer Bestandtheile besitzen: es muss also z. B.<lb/>
in dem Strahl b c zwischen dem von a und a″ kommenden Licht eine<lb/>
Phasendifferenz von 1 Wellenlänge, in dem Strahl b' c' zwischen dem<lb/>
von a' und a kommenden Licht eine Phasendifferenz von 1½ Wellen-<lb/>
längen sein u. s. w., diese Forderung wird nun offenbar erfüllt wer-<lb/>
den, wenn die Schichte A B C D an den verschiedenen Stellen b, b' …<lb/>
von verschiedener Dicke ist. Dünne Schichten von durchsichtiger<lb/>
Substanz, z. B. von Glas oder Glimmer, zeigen daher Interferenzer-<lb/>
scheinungen, wenn sie nicht überall von gleicher Dicke sind. Meistens<lb/>
verdünnen sich solche Plättchen, ebenso wie auch die durchsichtigen<lb/>
Insectenflügel, die Fischschuppen, gegen den Rand hin. Beleuchtet<lb/>
man nun z. B. eine durchsichtige Fischschuppe mit homogenem, etwa<lb/>
rothem Licht, so beobachtet man concentrische Streifen rothen Lichtes,<lb/>
die von dunkeln Streifen unterbrochen sind. Man sieht diese Erschei-<lb/>
nung ebensowohl wenn man die Schuppe im durchtretenden, als wenn<lb/>
man sie im reflectirten Lichte betrachtet: nur sind im letzteren Fall,<lb/>
in Uebereinstimmung mit der obigen Ableitung, diejenigen Streifen<lb/>
hell, die im ersten dunkel sind, und umgekehrt. Wird die Schuppe<lb/>
nicht von homogenem, sondern von weissem Lichte beleuchtet, so<lb/>
müssen natürlich die Dicken der Schichten für die Maxima und Minima<lb/>
der einzelnen Farben verschieden sein, da, wenn z. B. für das Ende<lb/>
des Roth <hirendition="#i">δ</hi> = ¼ l wäre, dasselbe für das Ende des Violett nahezu<lb/>
= ½ l würde. Nehmen wir an, die Dicke der Schichte sei an ihrem<lb/>
Rand = o, und nehme von da an continuirlich zu, so muss zuerst<lb/>
das Maximum der Helligkeit für Violett, dann dasselbe für Blau,<lb/>
Grün, Gelb und zuletzt für Roth kommen. Man erhält so wieder statt<lb/>
der abwechselnden hellen und dunkeln Streifen im homogenen Lichte<lb/>
einen Wechsel der Farben. Jedesmal aber ergänzen sich die einer<lb/>
bestimmten Stelle entsprechenden reflectirten und durchtretenden Far-<lb/>
ben zu Weiss.</p><lb/><p>Die angegebenen Erscheinungen lassen sich sehr schön bei einem zuerst von<lb/><hirendition="#g">Newton</hi> angestellten Versuch beobachten. Derselbe besteht darin, dass man auf eine<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[313/0335]
Interferenz der Lichtwellen.
demnach entgegengesetzt: zeigt der erstere vermehrte, so zeigt der
letztere verminderte Helligkeit und umgekehrt.
In der Fig. 152 ist vorausgesetzt, die Strahlen a b, a' b' u. s. w.
fielen einander parallel auf die Schichte A B C D auf, und diese
Schichte sei von parallelen Wänden A B und C D eingeschlossen: in
diesem Fall werden alle reflectirten und ebenso alle durchtretenden
Strahlen sich gleich verhalten, jene sämmtlich durch Interferenz ge-
schwächt, diese verstärkt sein, oder umgekehrt. Man wird aber eben-
desshalb von der Interferenz nichts wahrnehmen. Soll die Interferenz
zu Erscheinungen Veranlassung geben, so müssen abwechselnd die
neben einander reflectirten oder durchtretenden Strahlen eine verschie-
dene Phasendifferenz ihrer Bestandtheile besitzen: es muss also z. B.
in dem Strahl b c zwischen dem von a und a″ kommenden Licht eine
Phasendifferenz von 1 Wellenlänge, in dem Strahl b' c' zwischen dem
von a' und a kommenden Licht eine Phasendifferenz von 1½ Wellen-
längen sein u. s. w., diese Forderung wird nun offenbar erfüllt wer-
den, wenn die Schichte A B C D an den verschiedenen Stellen b, b' …
von verschiedener Dicke ist. Dünne Schichten von durchsichtiger
Substanz, z. B. von Glas oder Glimmer, zeigen daher Interferenzer-
scheinungen, wenn sie nicht überall von gleicher Dicke sind. Meistens
verdünnen sich solche Plättchen, ebenso wie auch die durchsichtigen
Insectenflügel, die Fischschuppen, gegen den Rand hin. Beleuchtet
man nun z. B. eine durchsichtige Fischschuppe mit homogenem, etwa
rothem Licht, so beobachtet man concentrische Streifen rothen Lichtes,
die von dunkeln Streifen unterbrochen sind. Man sieht diese Erschei-
nung ebensowohl wenn man die Schuppe im durchtretenden, als wenn
man sie im reflectirten Lichte betrachtet: nur sind im letzteren Fall,
in Uebereinstimmung mit der obigen Ableitung, diejenigen Streifen
hell, die im ersten dunkel sind, und umgekehrt. Wird die Schuppe
nicht von homogenem, sondern von weissem Lichte beleuchtet, so
müssen natürlich die Dicken der Schichten für die Maxima und Minima
der einzelnen Farben verschieden sein, da, wenn z. B. für das Ende
des Roth δ = ¼ l wäre, dasselbe für das Ende des Violett nahezu
= ½ l würde. Nehmen wir an, die Dicke der Schichte sei an ihrem
Rand = o, und nehme von da an continuirlich zu, so muss zuerst
das Maximum der Helligkeit für Violett, dann dasselbe für Blau,
Grün, Gelb und zuletzt für Roth kommen. Man erhält so wieder statt
der abwechselnden hellen und dunkeln Streifen im homogenen Lichte
einen Wechsel der Farben. Jedesmal aber ergänzen sich die einer
bestimmten Stelle entsprechenden reflectirten und durchtretenden Far-
ben zu Weiss.
207
Newton’sche
Farbenringe.
Die angegebenen Erscheinungen lassen sich sehr schön bei einem zuerst von
Newton angestellten Versuch beobachten. Derselbe besteht darin, dass man auf eine
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867, S. 313. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_medizinische_1867/335>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.