in der chemischen Wirkung der Strahlen unmittelbar nachweisen, in-Spektrums. Un- sichtbare che- mische Strahlen. dem man das Sonnenspektrum photographirt. Es erscheint dann das Bild im Violett weit dunkler als im Roth. Man beobachtet aber hier- bei noch eine andere auffallende Erscheinung. Man findet nämlich, dass das photographische Bild des Spektrums grösser ist als das un- mittelbar sichtbare, indem es noch eine Strecke weit über das Violett hinausreicht. Hieraus geht hervor, dass es noch brechbarere Strahlen giebt als die violetten, dass dieselben aber unser Auge nicht mehr erre- gen, während sie dagegen eine chemische Wirkung ausüben können.
Auch die Untersuchung der Absorptionsspektren lässt sich mit Hülfe dieser Prüfung der chemischen Wirkung vervollständigen. Es ergiebt sich hierbei, dass namentlich überall Licht absorbirt wird, wo eine chemische Wirkung stattfindet, und es trifft dann die Absorption vorzugsweise die brechbareren Strahlen des Spektrums. So wird z. B. bei der Bildung von Salzsäure aus Chlor und Wasserstoff unter Ein- wirkung des Lichtes stets Licht absorbirt, und die Quantität chemisch wirkender Lichtstrahlen, die verbraucht wird, ist in diesen Fällen nach Bunsen und Roscoe dem chemischen Effect proportional. Diese Wechselbeziehung zwischen chemischer Action und Absorption ist eine directe Bestätigung derjenigen Erklärung, die wir oben für den letzteren Vorgang gegeben haben.
Dreizehntes Capitel. Fluorescenz und Phosphorescenz.
Die Fluorescenz ist eine Erscheinung, die man nur bei einer175 Erscheinungen der Fluorescenz. beschränkten Anzahl durchsichtiger fester und flüssiger Substanzen beobachtet. Sie besteht darin, dass ein Körper, während Licht auf ihn fällt, selbst zu leuchten anfängt. Betrachtet man z. B. eine schwe- felsaure Chininlösung im durchtretenden Sonnenlichte, so entsteht von dem Punkt an wo das Licht in die Flüssigkeit eintritt den Weg des Lichtstrahls entlang eine schön himmelblaue Farbe, die jedoch beim Durchtreten durch die oberflächlichen Schichten der Flüssigkeit schwä- cher wird und tiefer in derselben ganz verschwindet. Das Licht ver- liert also beim Hindurchtritt durch den Körper allmälig seine Wirkung. Substanzen, an denen man besonders stark die fluorescirende Wir- kung beobachtet hat, sind: der Flussspath (von dem die Erscheinung ihren Namen trägt), das Uranglas, die schwefelsaure Chininlösung, Aeskulinlösung und Chlorophyll in Alkohol. Auch die frische Netz- haut des Auges fluorescirt etwas, während man an Glaskörper und Linse die Erscheinung nicht wahrnehmen kann.
Das fluorescirende Licht ist immer gefärbt und hat für jede fluo- rescirende Substanz seine eigenthümliche Färbung. So verbreitet das Chinin einen blauen, das Uranglas einen grünen, das Chlorophyll einen
Fluorescenz und Phosphorescenz.
in der chemischen Wirkung der Strahlen unmittelbar nachweisen, in-Spektrums. Un- sichtbare che- mische Strahlen. dem man das Sonnenspektrum photographirt. Es erscheint dann das Bild im Violett weit dunkler als im Roth. Man beobachtet aber hier- bei noch eine andere auffallende Erscheinung. Man findet nämlich, dass das photographische Bild des Spektrums grösser ist als das un- mittelbar sichtbare, indem es noch eine Strecke weit über das Violett hinausreicht. Hieraus geht hervor, dass es noch brechbarere Strahlen giebt als die violetten, dass dieselben aber unser Auge nicht mehr erre- gen, während sie dagegen eine chemische Wirkung ausüben können.
Auch die Untersuchung der Absorptionsspektren lässt sich mit Hülfe dieser Prüfung der chemischen Wirkung vervollständigen. Es ergiebt sich hierbei, dass namentlich überall Licht absorbirt wird, wo eine chemische Wirkung stattfindet, und es trifft dann die Absorption vorzugsweise die brechbareren Strahlen des Spektrums. So wird z. B. bei der Bildung von Salzsäure aus Chlor und Wasserstoff unter Ein- wirkung des Lichtes stets Licht absorbirt, und die Quantität chemisch wirkender Lichtstrahlen, die verbraucht wird, ist in diesen Fällen nach Bunsen und Roscoe dem chemischen Effect proportional. Diese Wechselbeziehung zwischen chemischer Action und Absorption ist eine directe Bestätigung derjenigen Erklärung, die wir oben für den letzteren Vorgang gegeben haben.
Dreizehntes Capitel. Fluorescenz und Phosphorescenz.
Die Fluorescenz ist eine Erscheinung, die man nur bei einer175 Erscheinungen der Fluorescenz. beschränkten Anzahl durchsichtiger fester und flüssiger Substanzen beobachtet. Sie besteht darin, dass ein Körper, während Licht auf ihn fällt, selbst zu leuchten anfängt. Betrachtet man z. B. eine schwe- felsaure Chininlösung im durchtretenden Sonnenlichte, so entsteht von dem Punkt an wo das Licht in die Flüssigkeit eintritt den Weg des Lichtstrahls entlang eine schön himmelblaue Farbe, die jedoch beim Durchtreten durch die oberflächlichen Schichten der Flüssigkeit schwä- cher wird und tiefer in derselben ganz verschwindet. Das Licht ver- liert also beim Hindurchtritt durch den Körper allmälig seine Wirkung. Substanzen, an denen man besonders stark die fluorescirende Wir- kung beobachtet hat, sind: der Flussspath (von dem die Erscheinung ihren Namen trägt), das Uranglas, die schwefelsaure Chininlösung, Aeskulinlösung und Chlorophyll in Alkohol. Auch die frische Netz- haut des Auges fluorescirt etwas, während man an Glaskörper und Linse die Erscheinung nicht wahrnehmen kann.
Das fluorescirende Licht ist immer gefärbt und hat für jede fluo- rescirende Substanz seine eigenthümliche Färbung. So verbreitet das Chinin einen blauen, das Uranglas einen grünen, das Chlorophyll einen
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Fluorescenz und Phosphorescenz.
in der chemischen Wirkung der Strahlen unmittelbar nachweisen, in-
dem man das Sonnenspektrum photographirt. Es erscheint dann das
Bild im Violett weit dunkler als im Roth. Man beobachtet aber hier-
bei noch eine andere auffallende Erscheinung. Man findet nämlich,
dass das photographische Bild des Spektrums grösser ist als das un-
mittelbar sichtbare, indem es noch eine Strecke weit über das Violett
hinausreicht. Hieraus geht hervor, dass es noch brechbarere Strahlen
giebt als die violetten, dass dieselben aber unser Auge nicht mehr erre-
gen, während sie dagegen eine chemische Wirkung ausüben können.
Spektrums. Un-
sichtbare che-
mische Strahlen.
Auch die Untersuchung der Absorptionsspektren lässt sich mit
Hülfe dieser Prüfung der chemischen Wirkung vervollständigen. Es
ergiebt sich hierbei, dass namentlich überall Licht absorbirt wird, wo
eine chemische Wirkung stattfindet, und es trifft dann die Absorption
vorzugsweise die brechbareren Strahlen des Spektrums. So wird z. B.
bei der Bildung von Salzsäure aus Chlor und Wasserstoff unter Ein-
wirkung des Lichtes stets Licht absorbirt, und die Quantität chemisch
wirkender Lichtstrahlen, die verbraucht wird, ist in diesen Fällen
nach Bunsen und Roscoe dem chemischen Effect proportional.
Diese Wechselbeziehung zwischen chemischer Action und Absorption
ist eine directe Bestätigung derjenigen Erklärung, die wir oben für
den letzteren Vorgang gegeben haben.
Dreizehntes Capitel.
Fluorescenz und Phosphorescenz.
Die Fluorescenz ist eine Erscheinung, die man nur bei einer
beschränkten Anzahl durchsichtiger fester und flüssiger Substanzen
beobachtet. Sie besteht darin, dass ein Körper, während Licht auf
ihn fällt, selbst zu leuchten anfängt. Betrachtet man z. B. eine schwe-
felsaure Chininlösung im durchtretenden Sonnenlichte, so entsteht von
dem Punkt an wo das Licht in die Flüssigkeit eintritt den Weg des
Lichtstrahls entlang eine schön himmelblaue Farbe, die jedoch beim
Durchtreten durch die oberflächlichen Schichten der Flüssigkeit schwä-
cher wird und tiefer in derselben ganz verschwindet. Das Licht ver-
liert also beim Hindurchtritt durch den Körper allmälig seine Wirkung.
Substanzen, an denen man besonders stark die fluorescirende Wir-
kung beobachtet hat, sind: der Flussspath (von dem die Erscheinung
ihren Namen trägt), das Uranglas, die schwefelsaure Chininlösung,
Aeskulinlösung und Chlorophyll in Alkohol. Auch die frische Netz-
haut des Auges fluorescirt etwas, während man an Glaskörper und
Linse die Erscheinung nicht wahrnehmen kann.
175
Erscheinungen
der Fluorescenz.
Das fluorescirende Licht ist immer gefärbt und hat für jede fluo-
rescirende Substanz seine eigenthümliche Färbung. So verbreitet das
Chinin einen blauen, das Uranglas einen grünen, das Chlorophyll einen
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Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867, S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_medizinische_1867/283>, abgerufen am 16.07.2024.
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