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Wundt, Wilhelm: Grundriss der Psychologie. Leipzig, 1896.

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§ 17. Die Apperceptionsverbindungen.
chischen Entwicklung. Doch kann sie in analoger Weise
als ein beliebiges Hineindenken in imaginäre Lebenslagen
oder in äußere Erscheinungsfolgen vorkommen. Die zweite,
activere Entwicklungsstufe steht unter dem Einfluss streng
festgehaltener Zweckvorstellungen und setzt daher einen
höheren Grad willkürlicher Gestaltung der Phantasiebilder
und ein höheres Maß theils hemmender theils auswählender
Wirkungen gegenüber den unwillkürlich sich aufdrängenden
Erinnerungsbildern voraus. Schon die ursprüngliche Syn-
these der Gesammtvorstellung ist hier eine planvollere. Eine
einmal entstandene Gesammtvorstellung wird strenger fest-
gehalten und durch eine vollständigere Analyse in ihre Be-
standtheile zerlegt, wobei solche Bestandtheile häufig wieder
untergeordnete Gesammtvorstellungen bilden, auf die der
nämliche Process der Analyse abermals Anwendung findet.
Auf diese Weise beherrscht das Princip der zweckmäßigen
organischen Gliederung alle Producte und Processe der
activen Phantasiethätigkeit. In deutlichster Weise zeigt sich
dies an den Erzeugnissen der Kunst. Doch finden sich
schon in dem gewöhnlichen freien Spiel der Phantasie in
dieser Beziehung die mannigfachsten Uebergänge zwischen
der passiven, noch unmittelbarer an die Erinnerungsfunc-
tionen sich anlehnenden und der activen, von festeren
Zwecken geleiteten Phantasiethätigkeit.

16. Dieser Nachbildung wirklicher oder als Wirklichkeit
vorstellbarer Erlebnisse gegenüber, die den Inhalt der unter
dem Begriff der "Phantasie" zusammengefassten appercep-
tiven Functionen ausmacht, besteht nun das Grundmotiv der
"Verstandesthätigkeit" in der Auffassung der Ueber-
einstimmungen und Unterschiede, sowie der aus
diesen sich entwickelnden sonstigen logischen Ver-
hältnisse der Erfahrungsinhalte
. Demnach geht die
Verstandesthätigkeit ursprünglich ebenfalls von Gesammtvor-

§ 17. Die Apperceptionsverbindungen.
chischen Entwicklung. Doch kann sie in analoger Weise
als ein beliebiges Hineindenken in imaginäre Lebenslagen
oder in äußere Erscheinungsfolgen vorkommen. Die zweite,
activere Entwicklungsstufe steht unter dem Einfluss streng
festgehaltener Zweckvorstellungen und setzt daher einen
höheren Grad willkürlicher Gestaltung der Phantasiebilder
und ein höheres Maß theils hemmender theils auswählender
Wirkungen gegenüber den unwillkürlich sich aufdrängenden
Erinnerungsbildern voraus. Schon die ursprüngliche Syn-
these der Gesammtvorstellung ist hier eine planvollere. Eine
einmal entstandene Gesammtvorstellung wird strenger fest-
gehalten und durch eine vollständigere Analyse in ihre Be-
standtheile zerlegt, wobei solche Bestandtheile häufig wieder
untergeordnete Gesammtvorstellungen bilden, auf die der
nämliche Process der Analyse abermals Anwendung findet.
Auf diese Weise beherrscht das Princip der zweckmäßigen
organischen Gliederung alle Producte und Processe der
activen Phantasiethätigkeit. In deutlichster Weise zeigt sich
dies an den Erzeugnissen der Kunst. Doch finden sich
schon in dem gewöhnlichen freien Spiel der Phantasie in
dieser Beziehung die mannigfachsten Uebergänge zwischen
der passiven, noch unmittelbarer an die Erinnerungsfunc-
tionen sich anlehnenden und der activen, von festeren
Zwecken geleiteten Phantasiethätigkeit.

16. Dieser Nachbildung wirklicher oder als Wirklichkeit
vorstellbarer Erlebnisse gegenüber, die den Inhalt der unter
dem Begriff der »Phantasie« zusammengefassten appercep-
tiven Functionen ausmacht, besteht nun das Grundmotiv der
»Verstandesthätigkeit« in der Auffassung der Ueber-
einstimmungen und Unterschiede, sowie der aus
diesen sich entwickelnden sonstigen logischen Ver-
hältnisse der Erfahrungsinhalte
. Demnach geht die
Verstandesthätigkeit ursprünglich ebenfalls von Gesammtvor-

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[309/0325] § 17. Die Apperceptionsverbindungen. chischen Entwicklung. Doch kann sie in analoger Weise als ein beliebiges Hineindenken in imaginäre Lebenslagen oder in äußere Erscheinungsfolgen vorkommen. Die zweite, activere Entwicklungsstufe steht unter dem Einfluss streng festgehaltener Zweckvorstellungen und setzt daher einen höheren Grad willkürlicher Gestaltung der Phantasiebilder und ein höheres Maß theils hemmender theils auswählender Wirkungen gegenüber den unwillkürlich sich aufdrängenden Erinnerungsbildern voraus. Schon die ursprüngliche Syn- these der Gesammtvorstellung ist hier eine planvollere. Eine einmal entstandene Gesammtvorstellung wird strenger fest- gehalten und durch eine vollständigere Analyse in ihre Be- standtheile zerlegt, wobei solche Bestandtheile häufig wieder untergeordnete Gesammtvorstellungen bilden, auf die der nämliche Process der Analyse abermals Anwendung findet. Auf diese Weise beherrscht das Princip der zweckmäßigen organischen Gliederung alle Producte und Processe der activen Phantasiethätigkeit. In deutlichster Weise zeigt sich dies an den Erzeugnissen der Kunst. Doch finden sich schon in dem gewöhnlichen freien Spiel der Phantasie in dieser Beziehung die mannigfachsten Uebergänge zwischen der passiven, noch unmittelbarer an die Erinnerungsfunc- tionen sich anlehnenden und der activen, von festeren Zwecken geleiteten Phantasiethätigkeit. 16. Dieser Nachbildung wirklicher oder als Wirklichkeit vorstellbarer Erlebnisse gegenüber, die den Inhalt der unter dem Begriff der »Phantasie« zusammengefassten appercep- tiven Functionen ausmacht, besteht nun das Grundmotiv der »Verstandesthätigkeit« in der Auffassung der Ueber- einstimmungen und Unterschiede, sowie der aus diesen sich entwickelnden sonstigen logischen Ver- hältnisse der Erfahrungsinhalte. Demnach geht die Verstandesthätigkeit ursprünglich ebenfalls von Gesammtvor-

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Zitationshilfe: Wundt, Wilhelm: Grundriss der Psychologie. Leipzig, 1896, S. 309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_grundriss_1896/325>, abgerufen am 24.11.2024.