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Wundt, Wilhelm: Grundriss der Psychologie. Leipzig, 1896.

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§ 10. Die räumlichen Vorstellungen.
dasselbe als eine Fläche vor und bezeichnen daher die
einzelnen in dieser Fläche gelegenen Objecte, im Gegen-
satze zu den Tiefenvorstellungen, als Flächenvorstel-
lungen
. Auch in einer Flächenvorstellung kann jedoch in
doppelter Hinsicht die Orientirung in Bezug auf das sehende
Subject niemals fehlen: erstens insofern als jeder Punkt
des Sehfeldes auf der oben (S. 154) erwähnten subjectiven
Orientirungslinie in einer bestimmten Richtung gesehen
wird; und zweitens insofern als das ganze Sehfeld in eine
wenn auch noch so unbestimmte Entfernung vom Sehen-
den verlegt wird.

Die erste dieser Orientirungen hat zur Folge, dass
dem umgekehrten Netzhautbild ein aufrechtstehendes
Vorstellungsobject entspricht. Dieses Verhältniss der objec-
tiven Richtungslocalisation zum Netzhautbild ist eine ebenso
nothwendige Wirkung der Bewegungen des Auges, wie die
Umkehrung des Netzhautbildes selbst eine Wirkung der
optischen Eigenschaften des Auges ist. Unsere Orientirungs-
linie im Raum ist ja die äußere Blicklinie oder, für das
binoculare Sehen, die aus dem Zusammenwirken der Blick-
bewegungen hervorgehende mittlere Orientirungslinie. Einer
im äußeren Raum nach oben gehenden Richtung dieser
Orientirungslinie entspricht aber in dem hinter dem Dreh-
punkt gelegenen Raum des Netzhautbildes eine nach unten
gehende Richtung, und umgekehrt. Das Netzhautbild muss
also verkehrt sein, wenn wir die Objecte aufrecht sehen
sollen.

32. Die zweite nie fehlende Orientirung, die der Ent-
fernung des Sehfeldes, führt für die wechselseitige Orienti-
rung der Theile desselben die Folge mit sich, dass die
sämmtlichen Punkte des Sehfeldes auf einer Hohlkugel-
fläche
angeordnet erscheinen, deren Mittelpunkt im Orien-
tirungspunkt oder beim monocularen Sehen im Drehpunkt

Wundt, Psychologie. 11

§ 10. Die räumlichen Vorstellungen.
dasselbe als eine Fläche vor und bezeichnen daher die
einzelnen in dieser Fläche gelegenen Objecte, im Gegen-
satze zu den Tiefenvorstellungen, als Flächenvorstel-
lungen
. Auch in einer Flächenvorstellung kann jedoch in
doppelter Hinsicht die Orientirung in Bezug auf das sehende
Subject niemals fehlen: erstens insofern als jeder Punkt
des Sehfeldes auf der oben (S. 154) erwähnten subjectiven
Orientirungslinie in einer bestimmten Richtung gesehen
wird; und zweitens insofern als das ganze Sehfeld in eine
wenn auch noch so unbestimmte Entfernung vom Sehen-
den verlegt wird.

Die erste dieser Orientirungen hat zur Folge, dass
dem umgekehrten Netzhautbild ein aufrechtstehendes
Vorstellungsobject entspricht. Dieses Verhältniss der objec-
tiven Richtungslocalisation zum Netzhautbild ist eine ebenso
nothwendige Wirkung der Bewegungen des Auges, wie die
Umkehrung des Netzhautbildes selbst eine Wirkung der
optischen Eigenschaften des Auges ist. Unsere Orientirungs-
linie im Raum ist ja die äußere Blicklinie oder, für das
binoculare Sehen, die aus dem Zusammenwirken der Blick-
bewegungen hervorgehende mittlere Orientirungslinie. Einer
im äußeren Raum nach oben gehenden Richtung dieser
Orientirungslinie entspricht aber in dem hinter dem Dreh-
punkt gelegenen Raum des Netzhautbildes eine nach unten
gehende Richtung, und umgekehrt. Das Netzhautbild muss
also verkehrt sein, wenn wir die Objecte aufrecht sehen
sollen.

32. Die zweite nie fehlende Orientirung, die der Ent-
fernung des Sehfeldes, führt für die wechselseitige Orienti-
rung der Theile desselben die Folge mit sich, dass die
sämmtlichen Punkte des Sehfeldes auf einer Hohlkugel-
fläche
angeordnet erscheinen, deren Mittelpunkt im Orien-
tirungspunkt oder beim monocularen Sehen im Drehpunkt

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[161/0177] § 10. Die räumlichen Vorstellungen. dasselbe als eine Fläche vor und bezeichnen daher die einzelnen in dieser Fläche gelegenen Objecte, im Gegen- satze zu den Tiefenvorstellungen, als Flächenvorstel- lungen. Auch in einer Flächenvorstellung kann jedoch in doppelter Hinsicht die Orientirung in Bezug auf das sehende Subject niemals fehlen: erstens insofern als jeder Punkt des Sehfeldes auf der oben (S. 154) erwähnten subjectiven Orientirungslinie in einer bestimmten Richtung gesehen wird; und zweitens insofern als das ganze Sehfeld in eine wenn auch noch so unbestimmte Entfernung vom Sehen- den verlegt wird. Die erste dieser Orientirungen hat zur Folge, dass dem umgekehrten Netzhautbild ein aufrechtstehendes Vorstellungsobject entspricht. Dieses Verhältniss der objec- tiven Richtungslocalisation zum Netzhautbild ist eine ebenso nothwendige Wirkung der Bewegungen des Auges, wie die Umkehrung des Netzhautbildes selbst eine Wirkung der optischen Eigenschaften des Auges ist. Unsere Orientirungs- linie im Raum ist ja die äußere Blicklinie oder, für das binoculare Sehen, die aus dem Zusammenwirken der Blick- bewegungen hervorgehende mittlere Orientirungslinie. Einer im äußeren Raum nach oben gehenden Richtung dieser Orientirungslinie entspricht aber in dem hinter dem Dreh- punkt gelegenen Raum des Netzhautbildes eine nach unten gehende Richtung, und umgekehrt. Das Netzhautbild muss also verkehrt sein, wenn wir die Objecte aufrecht sehen sollen. 32. Die zweite nie fehlende Orientirung, die der Ent- fernung des Sehfeldes, führt für die wechselseitige Orienti- rung der Theile desselben die Folge mit sich, dass die sämmtlichen Punkte des Sehfeldes auf einer Hohlkugel- fläche angeordnet erscheinen, deren Mittelpunkt im Orien- tirungspunkt oder beim monocularen Sehen im Drehpunkt Wundt, Psychologie. 11

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Zitationshilfe: Wundt, Wilhelm: Grundriss der Psychologie. Leipzig, 1896, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_grundriss_1896/177>, abgerufen am 24.11.2024.