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Wundt, Wilhelm: Grundriss der Psychologie. Leipzig, 1896.

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II. Die psychischen Gebilde.
stellen sich vermöge des oben (S. 152) erwähnten reflec-
torischen Zwanges, den der Reiz ausübt, beide Blicklinien
derart auf ihn ein, dass sein Bild jederseits im Netzhaut-
centrum liegt, während sich zugleich die Accommodations-
apparate der Entfernung des Punktes anpassen. Der so
in beiden Augen auf der Netzhautmitte sich abbildende
Punkt wird einfach und zugleich in einer bestimmten
Richtung und Entfernung von dem vorstellenden Subjecte
gesehen.

Hierbei wird dieses letztere selbst in der Regel durch
einen im Kopfe gelegenen Punkt repräsentirt, der sich als
Mittelpunkt der die Drehpunkte beider Augen verbindenden
Geraden bestimmen lässt. Wir wollen diesen Punkt den
Orientirungspunkt des Sehfeldes und die von ihm zum
Convergenzpunkt der beiden Blicklinien oder dem äußeren
Blickpunkt gezogene Gerade die Orientirungslinie nennen.
Bei der Fixation eines Punktes im Raum ist nun stets eine
ziemlich genaue Vorstellung von der Richtung der Orien-
tirungslinie vorhanden. Diese Vorstellung wird aber durch
die an die Lage der beiden Augen gebundenen inneren Tast-
empfindungen vermittelt, die sich bei stark excentrischen
Augenstellungen durch ihre Intensität sehr bemerkbar machen.
Da diese schon im einzelnen Auge gleich deutlich wahrzu-
nehmen sind, so ist übrigens die Richtungslocalisation des
monocularen ebenso vollkommen wie die des binocularen
Sehens; nur fällt bei jenem die Orientirungslinie im all-
gemeinen mit der Blicklinie selbst zusammen.1)

1) Die Gewöhnung an das binoculare Sehen bedingt jedoch
Ausnahmen hiervon, indem häufig bei Verschluss des einen Auges
die Orientirungslinie von der Blicklinie im Sinne der binocularen
Orientirungslinie abweicht. Dem entspricht es, dass in solchen
Fällen das geschlossene die Bewegungen des sehenden Auges bis zu
einem gewissen Grade im Sinne der Einstellung auf einen gemein-
samen Fixationspunkt mitzumachen pflegt.

II. Die psychischen Gebilde.
stellen sich vermöge des oben (S. 152) erwähnten reflec-
torischen Zwanges, den der Reiz ausübt, beide Blicklinien
derart auf ihn ein, dass sein Bild jederseits im Netzhaut-
centrum liegt, während sich zugleich die Accommodations-
apparate der Entfernung des Punktes anpassen. Der so
in beiden Augen auf der Netzhautmitte sich abbildende
Punkt wird einfach und zugleich in einer bestimmten
Richtung und Entfernung von dem vorstellenden Subjecte
gesehen.

Hierbei wird dieses letztere selbst in der Regel durch
einen im Kopfe gelegenen Punkt repräsentirt, der sich als
Mittelpunkt der die Drehpunkte beider Augen verbindenden
Geraden bestimmen lässt. Wir wollen diesen Punkt den
Orientirungspunkt des Sehfeldes und die von ihm zum
Convergenzpunkt der beiden Blicklinien oder dem äußeren
Blickpunkt gezogene Gerade die Orientirungslinie nennen.
Bei der Fixation eines Punktes im Raum ist nun stets eine
ziemlich genaue Vorstellung von der Richtung der Orien-
tirungslinie vorhanden. Diese Vorstellung wird aber durch
die an die Lage der beiden Augen gebundenen inneren Tast-
empfindungen vermittelt, die sich bei stark excentrischen
Augenstellungen durch ihre Intensität sehr bemerkbar machen.
Da diese schon im einzelnen Auge gleich deutlich wahrzu-
nehmen sind, so ist übrigens die Richtungslocalisation des
monocularen ebenso vollkommen wie die des binocularen
Sehens; nur fällt bei jenem die Orientirungslinie im all-
gemeinen mit der Blicklinie selbst zusammen.1)

1) Die Gewöhnung an das binoculare Sehen bedingt jedoch
Ausnahmen hiervon, indem häufig bei Verschluss des einen Auges
die Orientirungslinie von der Blicklinie im Sinne der binocularen
Orientirungslinie abweicht. Dem entspricht es, dass in solchen
Fällen das geschlossene die Bewegungen des sehenden Auges bis zu
einem gewissen Grade im Sinne der Einstellung auf einen gemein-
samen Fixationspunkt mitzumachen pflegt.
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[154/0170] II. Die psychischen Gebilde. stellen sich vermöge des oben (S. 152) erwähnten reflec- torischen Zwanges, den der Reiz ausübt, beide Blicklinien derart auf ihn ein, dass sein Bild jederseits im Netzhaut- centrum liegt, während sich zugleich die Accommodations- apparate der Entfernung des Punktes anpassen. Der so in beiden Augen auf der Netzhautmitte sich abbildende Punkt wird einfach und zugleich in einer bestimmten Richtung und Entfernung von dem vorstellenden Subjecte gesehen. Hierbei wird dieses letztere selbst in der Regel durch einen im Kopfe gelegenen Punkt repräsentirt, der sich als Mittelpunkt der die Drehpunkte beider Augen verbindenden Geraden bestimmen lässt. Wir wollen diesen Punkt den Orientirungspunkt des Sehfeldes und die von ihm zum Convergenzpunkt der beiden Blicklinien oder dem äußeren Blickpunkt gezogene Gerade die Orientirungslinie nennen. Bei der Fixation eines Punktes im Raum ist nun stets eine ziemlich genaue Vorstellung von der Richtung der Orien- tirungslinie vorhanden. Diese Vorstellung wird aber durch die an die Lage der beiden Augen gebundenen inneren Tast- empfindungen vermittelt, die sich bei stark excentrischen Augenstellungen durch ihre Intensität sehr bemerkbar machen. Da diese schon im einzelnen Auge gleich deutlich wahrzu- nehmen sind, so ist übrigens die Richtungslocalisation des monocularen ebenso vollkommen wie die des binocularen Sehens; nur fällt bei jenem die Orientirungslinie im all- gemeinen mit der Blicklinie selbst zusammen. 1) 1) Die Gewöhnung an das binoculare Sehen bedingt jedoch Ausnahmen hiervon, indem häufig bei Verschluss des einen Auges die Orientirungslinie von der Blicklinie im Sinne der binocularen Orientirungslinie abweicht. Dem entspricht es, dass in solchen Fällen das geschlossene die Bewegungen des sehenden Auges bis zu einem gewissen Grade im Sinne der Einstellung auf einen gemein- samen Fixationspunkt mitzumachen pflegt.

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Zitationshilfe: Wundt, Wilhelm: Grundriss der Psychologie. Leipzig, 1896, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_grundriss_1896/170>, abgerufen am 24.11.2024.