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Wundt, Wilhelm: Grundriss der Psychologie. Leipzig, 1896.

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§ 10. Die räumlichen Vorstellungen.
bezeichnen wir als die Verschiebbarkeit und Drehbar-
keit der Raumgebilde
. Die Anzahl der Richtungen, in der
solche Verschiebungen und Drehungen vorkommen können,
ist aber eine beschränkte, indem dieselben sämmtlich auf
drei Hauptabmessungen zurückgeführt werden können, in
deren jeder ein Fortschritt nach zwei einander entgegen-
gesetzten Richtungen möglich ist. Dieser Maximalzahl der
Richtungen für die Verschiebungen und Drehungen der
Raumgebilde entspricht die Anzahl der Richtungen, in
denen die Theile jedes einzelnen Gebildes sowie die ver-
schiedenen Gebilde zu einander geordnet sein können. Wir
bezeichnen diese Eigenschaft als die dreidimensionale
Beschaffenheit des Raumes. Eine einzelne räumliche Vor-
stellung kann demnach auch als ein dreidimensionales
Gebilde von fester wechselseitiger Orientirung
seiner Theile, aber von beliebig veränderlicher
Orientirung zum vorstellenden Subjecte
definirt
werden. Selbstverständlich wird in dieser Definition von
den in Wirklichkeit sehr häufigen Veränderungen in der
Anordnung der Theile abstrahirt: wo sie vorkommen, da
wird dies eben als der Uebergang einer Vorstellung in eine
andere aufgefasst. Ferner schließt die dreidimensionale
Ordnung der räumlichen Vorstellungen zwei- und eindimen-
sionale Ordnungen als Grenzfälle ein, bei denen übrigens,
sobald man das Verhältniss des räumlichen Gebildes zum
vorstellenden Subject in Betracht zieht, die fehlenden Di-
mensionen stets mitgedacht werden müssen.

2. Dieses in Wirklichkeit in allen räumlichen Vorstel-
lungen zugleich gegebene Verhältniss zu dem vorstellenden
Subjecte schließt von vornherein die psychologische Forde-
rung ein, dass die Ordnung der Elemente in einer solchen
Vorstellung nicht eine ursprüngliche Eigenschaft der Ele-
mente selbst, analog etwa der Intensität oder Qualität der

§ 10. Die räumlichen Vorstellungen.
bezeichnen wir als die Verschiebbarkeit und Drehbar-
keit der Raumgebilde
. Die Anzahl der Richtungen, in der
solche Verschiebungen und Drehungen vorkommen können,
ist aber eine beschränkte, indem dieselben sämmtlich auf
drei Hauptabmessungen zurückgeführt werden können, in
deren jeder ein Fortschritt nach zwei einander entgegen-
gesetzten Richtungen möglich ist. Dieser Maximalzahl der
Richtungen für die Verschiebungen und Drehungen der
Raumgebilde entspricht die Anzahl der Richtungen, in
denen die Theile jedes einzelnen Gebildes sowie die ver-
schiedenen Gebilde zu einander geordnet sein können. Wir
bezeichnen diese Eigenschaft als die dreidimensionale
Beschaffenheit des Raumes. Eine einzelne räumliche Vor-
stellung kann demnach auch als ein dreidimensionales
Gebilde von fester wechselseitiger Orientirung
seiner Theile, aber von beliebig veränderlicher
Orientirung zum vorstellenden Subjecte
definirt
werden. Selbstverständlich wird in dieser Definition von
den in Wirklichkeit sehr häufigen Veränderungen in der
Anordnung der Theile abstrahirt: wo sie vorkommen, da
wird dies eben als der Uebergang einer Vorstellung in eine
andere aufgefasst. Ferner schließt die dreidimensionale
Ordnung der räumlichen Vorstellungen zwei- und eindimen-
sionale Ordnungen als Grenzfälle ein, bei denen übrigens,
sobald man das Verhältniss des räumlichen Gebildes zum
vorstellenden Subject in Betracht zieht, die fehlenden Di-
mensionen stets mitgedacht werden müssen.

2. Dieses in Wirklichkeit in allen räumlichen Vorstel-
lungen zugleich gegebene Verhältniss zu dem vorstellenden
Subjecte schließt von vornherein die psychologische Forde-
rung ein, dass die Ordnung der Elemente in einer solchen
Vorstellung nicht eine ursprüngliche Eigenschaft der Ele-
mente selbst, analog etwa der Intensität oder Qualität der

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[121/0137] § 10. Die räumlichen Vorstellungen. bezeichnen wir als die Verschiebbarkeit und Drehbar- keit der Raumgebilde. Die Anzahl der Richtungen, in der solche Verschiebungen und Drehungen vorkommen können, ist aber eine beschränkte, indem dieselben sämmtlich auf drei Hauptabmessungen zurückgeführt werden können, in deren jeder ein Fortschritt nach zwei einander entgegen- gesetzten Richtungen möglich ist. Dieser Maximalzahl der Richtungen für die Verschiebungen und Drehungen der Raumgebilde entspricht die Anzahl der Richtungen, in denen die Theile jedes einzelnen Gebildes sowie die ver- schiedenen Gebilde zu einander geordnet sein können. Wir bezeichnen diese Eigenschaft als die dreidimensionale Beschaffenheit des Raumes. Eine einzelne räumliche Vor- stellung kann demnach auch als ein dreidimensionales Gebilde von fester wechselseitiger Orientirung seiner Theile, aber von beliebig veränderlicher Orientirung zum vorstellenden Subjecte definirt werden. Selbstverständlich wird in dieser Definition von den in Wirklichkeit sehr häufigen Veränderungen in der Anordnung der Theile abstrahirt: wo sie vorkommen, da wird dies eben als der Uebergang einer Vorstellung in eine andere aufgefasst. Ferner schließt die dreidimensionale Ordnung der räumlichen Vorstellungen zwei- und eindimen- sionale Ordnungen als Grenzfälle ein, bei denen übrigens, sobald man das Verhältniss des räumlichen Gebildes zum vorstellenden Subject in Betracht zieht, die fehlenden Di- mensionen stets mitgedacht werden müssen. 2. Dieses in Wirklichkeit in allen räumlichen Vorstel- lungen zugleich gegebene Verhältniss zu dem vorstellenden Subjecte schließt von vornherein die psychologische Forde- rung ein, dass die Ordnung der Elemente in einer solchen Vorstellung nicht eine ursprüngliche Eigenschaft der Ele- mente selbst, analog etwa der Intensität oder Qualität der

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Zitationshilfe: Wundt, Wilhelm: Grundriss der Psychologie. Leipzig, 1896, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_grundriss_1896/137>, abgerufen am 24.11.2024.