auch ohne solche Hülfsmittel aus dem Klang successiv herausgehört werden, wenn man die Aufmerksamkeit auf sie richtet.
4. Die Bedingungen, unter denen bloß ein herrschen- des Element in einer Tonverbindung enthalten ist, bestehen nun: 1) in der relativ größeren Intensität desselben, 2) in seinem qualitativen Verhältniss zu den andern Theiltönen: der Hauptton muss der Grundton einer Tonreihe sein, deren Glieder sämmtlich zu einander harmonische Töne sind; 3) in der völlig gleichförmigen Coincidenz der verschiedenen Theiltöne: diese Coincidenz ist objectiv durch die Einheit der Klangquelle gewährleistet (dadurch also, dass der Klang durch die Schwingungen nur einer Saite, einer Zungen- pfeife u. s. w. verursacht wird). Sie bewirkt es, dass die objectiven Schwingungen der Theiltöne immer in dem näm- lichen Phasenverhältniss zu einander stehen, was bei der Verbindung der Klänge mehrerer Klangquellen nicht zu ver- wirklichen ist. Von diesen Bedingungen, von denen sich die beiden ersten auf die Elemente, die dritte auf die Form der Verbindung beziehen, kann die erste am ehesten hinwegfallen, ohne die Vorstellung des Einzelklangs zu stören. Ist dagegen die zweite nicht erfüllt, so geht ent- weder, wenn der herrschende Grundton fehlt, die Ver- bindung in einen Zusammenklang, oder, wenn die Ton- reihe keine harmonische ist, in ein Geräusch über; oder es bildet sich, falls sich beide Ursachen vermischen, eine Zwischenform zwischen Klang und Geräusch. Ist die dritte Bedingung, die Constanz des Phasenverhältnisses der Theil- töne, nicht erfüllt, so geht ebenfalls der Einzelklang in einen Zusammenklang über, auch wenn die beiden ersten Bedingungen vollkommen gewahrt sind. Eine Reihe ein- facher Stimmgabelklänge, die nach ihren intensiven und qualitativen Tonverhältnissen einen Einzelklang bilden müss-
II. Die psychischen Gebilde.
auch ohne solche Hülfsmittel aus dem Klang successiv herausgehört werden, wenn man die Aufmerksamkeit auf sie richtet.
4. Die Bedingungen, unter denen bloß ein herrschen- des Element in einer Tonverbindung enthalten ist, bestehen nun: 1) in der relativ größeren Intensität desselben, 2) in seinem qualitativen Verhältniss zu den andern Theiltönen: der Hauptton muss der Grundton einer Tonreihe sein, deren Glieder sämmtlich zu einander harmonische Töne sind; 3) in der völlig gleichförmigen Coincidenz der verschiedenen Theiltöne: diese Coincidenz ist objectiv durch die Einheit der Klangquelle gewährleistet (dadurch also, dass der Klang durch die Schwingungen nur einer Saite, einer Zungen- pfeife u. s. w. verursacht wird). Sie bewirkt es, dass die objectiven Schwingungen der Theiltöne immer in dem näm- lichen Phasenverhältniss zu einander stehen, was bei der Verbindung der Klänge mehrerer Klangquellen nicht zu ver- wirklichen ist. Von diesen Bedingungen, von denen sich die beiden ersten auf die Elemente, die dritte auf die Form der Verbindung beziehen, kann die erste am ehesten hinwegfallen, ohne die Vorstellung des Einzelklangs zu stören. Ist dagegen die zweite nicht erfüllt, so geht ent- weder, wenn der herrschende Grundton fehlt, die Ver- bindung in einen Zusammenklang, oder, wenn die Ton- reihe keine harmonische ist, in ein Geräusch über; oder es bildet sich, falls sich beide Ursachen vermischen, eine Zwischenform zwischen Klang und Geräusch. Ist die dritte Bedingung, die Constanz des Phasenverhältnisses der Theil- töne, nicht erfüllt, so geht ebenfalls der Einzelklang in einen Zusammenklang über, auch wenn die beiden ersten Bedingungen vollkommen gewahrt sind. Eine Reihe ein- facher Stimmgabelklänge, die nach ihren intensiven und qualitativen Tonverhältnissen einen Einzelklang bilden müss-
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II. Die psychischen Gebilde.
auch ohne solche Hülfsmittel aus dem Klang successiv
herausgehört werden, wenn man die Aufmerksamkeit auf
sie richtet.
4. Die Bedingungen, unter denen bloß ein herrschen-
des Element in einer Tonverbindung enthalten ist, bestehen
nun: 1) in der relativ größeren Intensität desselben, 2) in
seinem qualitativen Verhältniss zu den andern Theiltönen:
der Hauptton muss der Grundton einer Tonreihe sein,
deren Glieder sämmtlich zu einander harmonische Töne sind;
3) in der völlig gleichförmigen Coincidenz der verschiedenen
Theiltöne: diese Coincidenz ist objectiv durch die Einheit
der Klangquelle gewährleistet (dadurch also, dass der Klang
durch die Schwingungen nur einer Saite, einer Zungen-
pfeife u. s. w. verursacht wird). Sie bewirkt es, dass die
objectiven Schwingungen der Theiltöne immer in dem näm-
lichen Phasenverhältniss zu einander stehen, was bei der
Verbindung der Klänge mehrerer Klangquellen nicht zu ver-
wirklichen ist. Von diesen Bedingungen, von denen sich
die beiden ersten auf die Elemente, die dritte auf die
Form der Verbindung beziehen, kann die erste am ehesten
hinwegfallen, ohne die Vorstellung des Einzelklangs zu
stören. Ist dagegen die zweite nicht erfüllt, so geht ent-
weder, wenn der herrschende Grundton fehlt, die Ver-
bindung in einen Zusammenklang, oder, wenn die Ton-
reihe keine harmonische ist, in ein Geräusch über; oder
es bildet sich, falls sich beide Ursachen vermischen, eine
Zwischenform zwischen Klang und Geräusch. Ist die dritte
Bedingung, die Constanz des Phasenverhältnisses der Theil-
töne, nicht erfüllt, so geht ebenfalls der Einzelklang in
einen Zusammenklang über, auch wenn die beiden ersten
Bedingungen vollkommen gewahrt sind. Eine Reihe ein-
facher Stimmgabelklänge, die nach ihren intensiven und
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Wundt, Wilhelm: Grundriss der Psychologie. Leipzig, 1896, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_grundriss_1896/130>, abgerufen am 24.11.2024.
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